„Insel der Champions“ ist wohl die beste Beschreibung von Gran Canaria aus Windsurfersicht. Björn, Britt und Liam Dunkerbeck, Iballa und Daida Ruano Moreno und Philip Köster – alle auf Gran Canaria groß geworden – bringen es zusammen auf annähernd 100 Weltmeister-Titel. Der Hauptspot der Insel, Pozo Izquierdo, ist weltberühmt und bei Worldcuppern, die sich seit über 30 Jahren an dem Spot messen, gleichsam geliebt und gehasst. Das Ambiente gewöhnungsbedürftig, der Einstieg über die rollenden Lavabrocken herausfordernd und der Wind – sagen wir mal – sehr stark. Wie in Sotavento wird auch an der Ostküste Gran Canarias der Passatwind extrem verstärkt. Hier ist es der Leitplankeneffekt, der die Luft bis auf 50 Knoten beschleunigt. Dieser funktioniert aber nur sehr lokal.
Schon wenige Kilometer südlich von Pozo herrscht im Sommer bereits häufig Flaute. Die Spots nördlich von Pozo – Arinaga, Vargas oder Ojos de Garza profitieren ebenfalls von der Verstärkung, aber nicht mehr so heftig, so dass sie oft zum Fluchtpunkt werden, wenn in Pozo auch die kleinsten Segel nicht mehr zu halten sind. In den Wintermonaten, wenn der Passat mehr aus östlichen Richtungen weht, ändert sich das Bild. Dann erwachen die südlichen Spots Bahia Feliz und Playa Aguila, wo Rekordweltmeister Dunkerbeck sein Surfcenter betreibt, zum Leben.
Wie Teneriffa ist Gran Canaria auch sehr bergig, so dass es vor allem im Norden häufiger regnet und eine blühende Natur präsentiert. Im Süden, rund um der Tourismus-Hochburg Maspalomas, erwartet die Strandurlauber dagegen eine trockene Dünenlandschaft.
Spot Guide Gran Canaria
1 Pozo Izquierdo
Durch die spektakulären Bilder des Worldcups, der seit über 30 Jahren an dem Spot nur wenige Kilometer südlich des Flughafens stattfindet, ist die Bucht weltbekannt geworden. Über die Jahre ist eine gute Infrastruktur entstanden. Es gibt große Parkplätze direkt am Wasser, Surfshops und Schulen, Tribünen und im Centro Internacional de Windsurfing günstige Unterkünfte. Nicht geändert hat sich der bei Flut und Welle anspruchsvolle Einstieg über die dunklen Lavasteine. Der Spot hat zwei Gesichter: Gibt es keinen Ozeanswell, präsentiert sich Pozo selbst bei sehr viel Wind eher flach. Die kurze Angriffsfläche des lokal verstärkten Windes sorgt nur für kleine, kabbelige Wellen, vor allem bei Ebbe. Trifft aber ein Swell mit dem heftigen Wind zusammen, können die Wellen schon mal logohoch werden und verwandeln den Spot in eine Big-Air-Arena. Da der Wind schräg auflandig kommt, ist das Wellenabreiten nach Lee eher schwierig und verlangt nach einer ausgefeilten Technik. Besser geht das am Mosca Point und in Salinas am Nord-, beziehungsweise Südzipfel der Bucht.
2 Bahia de Formas
Nur etwas nördlich von Pozo, am südlichen Rand von Arinaga, liegt Bahia de Formas. „Das ist unser Speed-, Slalom- und Einsteigerspot“, sagt Björn Dunkerbeck. Der Spot bleibt wegen der schützenden Mole von Arinaga weitgehend flach, so dass man seinen persönlichen Speedrekord jagen kann. Der Wind bläst, etwas schwächer als in Pozo, schräg ablandig. Der Einstieg ist größtenteils mit Kies bedeckt und der Stehbereich beträgt wenige Meter. Eine surferische Infrastruktur existiert nicht, dafür kann man direkt am Strand parken.
3 Vargas
Im einzigen Haus am langen Strand von Vargas ist Philip Köster aufgewachsen und reifte zum fünffachen Wave-Weltmeister. „Vargas ist im Sommer einer der Ausweichspots zu Pozo. Der Wind ist meist etwa einige Knoten schwächer als in Pozo, die Welle meist bei Ebbe besser“, weiß Björn Dunkerbeck. Vargas ist einer der längsten Strände des Ostens und ist mit Kieseln übersät, es gibt aber auch sandige Abschnitte. Die Wellen können bei Swell sogar höher als in Pozo werden. Ohne Swell bietet Vargas aber auch Bump & Jump-Bedingungen. Der nördliche Teil ist den Badegästen vorbehalten, in der Mitte gehen die Windsurfer direkt vom Parkplatz aufs Wasser und im südlichen Teil tummeln sich die Kiter. Der Wind weht sideshore bis schräg auflandig von links. Es gibt keinerlei Windsurf-Infrastuktur.
4 Playa Aguila
Im Sommer streicht der Nordostpassat einige Kilometer vor der Küste an der kleinen Siedlung vor San Augustin vorbei. Im Winter, wenn der Passat weiter aus Osten weht, finden Freerider vor der Dunkerbeck Surf-Station und Appartementanlage entspannte Bedingungen mit Sideshore-Wind. Der dunkle Sandstrand mit Kieseln fällt relativ flach ab und Wellen brechen hier eher selten. Parkplätze gibt es in begrenzter Zahl direkt am Spot.
Dunkis Alternativen: „Im Winterhalbjahr gibt es im Norden, etwas westlich von San Andres am Spot El Paso (5), teilweise riesige Wellen, die hawaiianische Ausmaße annehmen. Der Spot funktioniert bei sehr östlichem Wind, der aber deutlich schwächer als an den Spots im Osten bläst.“ Ein Spot für Big-Wave-Spezialisten. Einen weiteren Wavespot mit sehr trashigem Ambiente empfiehlt Björn ebenfalls. „Ojos de Garza (6) liegt direkt nördlich vom Flughafen. Oft gibt es hier größere Wellen als in Pozo, besonders bei nördlicherem Passat. Allerdings fährt man hier immer etwa einen Quadratmeter größere Segel als in Pozo. Wer Surfen oder Windsurfen lernen möchte, der sollte in unsere Dunkerbeck Surf School am Playa de Ingles (7) kommen.“
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