Text: Klaas Voget; Fotos: Robert Almquist
Nördlich von Kopenhagen wehte es zwei Tage durch, Grund genug, die Möglichkeiten zu checken. Mikkel, mein dänischer Kontaktmann der Region, textete mir auf meine Nachfrage ein kurzes “could be epic” ins Handy, während sich mein schwedischer Worldcup-Kollege Andreas Olandersson über seine lokalen Optionen ähnlich ausdrückte. Mein digitales Auskundschaften der Spotempfehlungen führte in dem Öffnen eines kleinen aber feinen Fotos von einem Wellenreiter in der Nähe von einem schwedischen Örtchen namens Skäret zu einem abrupten Stimmungshoch. Ich fühlte mich wie ein fündiger Schatzsucher und beschloss am nächsten Morgen die Fähre zu nehmen.
Es dauerte noch nicht einmal lange. Nach fünfeinhalb Stunden stand ich an dem Spot, an den mich meine schwedischen Freunde geschickt hatten. Zufällig passte diese Vorhersage genau aufs Wochenende, so dass sich meine Freundin auch über diesen spontanen Ausflug freuen konnte. Die Fahrt ging mit den Scandlines Fähren von Puttgarden nach Rødby und dann weiter von Helsingør nach Helsingborg. Dann weiter durch ein paar malerische Dörfchen. Wir fuhren an Butikken vorbei und einem Restaurang mit Paviljong im Garten. Nach erstem Spotcheck hielt sich meine “Eufori” in Grenzen. Die Wellen waren sehr klein und der Wind grade erst stark genug, um überhaupt ins Gleiten zu kommen. Wir waren das erste Auto am Spot, doch schon nach kurzer Zeit kam ein vollgepackter Kleinwagen und die Insassen bauten hektisch ihre Segel auf. Hatten die etwas gesehen, was mir entgangen war? Nein – dachte ich und schlug meiner Freundin vor, zunächst einmal etwas zu Mittag zu essen und in zwei Stunden zurück zu kommen.
Zurück am Spot fanden wir kaum noch einen Parkplatz. Die Windsurfer aus der Region scheinen um den Schatz zu wissen, der da vor ihrer Haustür liegt. Die Locals empfingen mich überaus freundlich, einige baten mich beim Anblick der Kamera allerdings, den Namen des Spots nicht preiszugeben, um eine Invasion in das Naturschutzgebiet und eine Überfüllung des Spots an guten Tagen zu vermeiden. An dieser Stelle sei gesagt, dass der Spot nicht wirklich etwas für Welleneinsteiger ist. Die Welle bricht vor recht scharfen und sehr glatten Steinplatten und es gibt zwei, drei Felsbrocken, die mitten im Break, teilweise schwer ersichtlich, nur knapp unter der Wasseroberfläche lauern. Wer darüber hinwegsieht und etwas sucht, der findet einen Spot, der kaum perfekter gestaltet sein könnte. Die Riffplatte, über der die Welle bricht, fällt gleichmäßig ins Meer ab und hat Potenzial für eine perfekt brechende Linkswelle. Würde sich diese Konstellation an einem Ort mit regelmäßigem Swell befinden, wäre dieser Ort sicher weltbekannt.
Im Kattegatt jedoch bilden sich nur selten ausreichend Wellen, dass der Spot sein Gesicht zeigen kann. Die Vorhersage war gut, doch auch nach unserem Mittagessen waren die Wellen nicht wirklich über hüfthoch. Mittlerweile war auch Andreas Olandersson mit seinem Bruder vorgefahren. Er versicherte mir, dass die Wellen sich hier sehr schnell aufbauen würden und riggte sein 4,2er-Segel auf, da der Wind mittlerweile stark zugenommen hatte. Auch der Himmel verdüsterte sich zusehends und bildete spektakuläre Wolkenformationen.
Vielleicht unterschätzte ich die Wellen vom einige hundert Meter entfernten Parkplatz auch nur, denn als ich mich eine Viertelstunde später unter die schwedische Waveszene mischte, war meine erste Welle schon gut kopfhoch und brach deutlich druckvoller als ich erwartet hatte.
Robert Almqvist, ein Fotograf aus Halmstadt, packte sein 300mm- Objektiv aus und erwischte ein paar goldene Momente, an denen die Sonne sich irgendwie durch die dicken Wolken gemogelt hatte. Wir surften mit rund 25 anderen bis in die absolute Dunkelheit. Robert war begeistert und kündigte sich für den nächsten Morgen um sechs Uhr an.