Tudo Bom, Tudo Bem!
Lissabon hatte mich auf einem Kurztrip ein Jahr zuvor so beeindruckt, dass ich wenig später direkt für ein Auslandssemester zurückgekommen bin. Aus dem „one night stand“ wurde eine Affäre, die dabei ist sich zu einer langfristigen Romanze zu entwickeln, denn ich habe gerade um ein weiteres Semester verlängert. In Zeiten platzender Flugmeilenkonten und Billig-Airlines ist Lissabon für uns nur noch einen Katzensprung entfernt.
Im Falle von Ryanair bin ich nach einer Gepäcksdiskussion, zwei Wadenkrämpfen und einer Gesäßquetschung bereits im Landeanflug auf die portugiesische Hauptstadt, bevor ich überhaupt nach der Thrombosespritze suchen kann. Dabei findet man abseits der Ferienzeit Flüge, die weniger kosten als die Fahrt von Kiel nach Hamburg. Trotz der kurzen Distanz ist der spiralförmige Landeanflug wie ein Eintauchen in eine andere Kultur und in die Geschichte einer Stadt, dessen teilweise faltige, aber fröhliche Fassade schon viel erlebt hat.
Die Metropole im Südwesten der Iberischen Halbinsel, direkt an der Flussmündung des Tejo, stand schon immer im Mittelpunkt der portugiesischen Geschichte, in der es genauso auf und ab ging wie auf Lissabons Straßen. Von den vielen Völkern, die Portugal über die Zeit besiedelten, hinterließen die Mauren die tiefsten Fußabdrücke: Ihre arabischen Spuren findet man heute in den Namen der Stadtteile wieder wie „Al-fama“, aber auch in den bunten Kacheln, welche viele Fassaden so besonders machen. Vor allem durch die Entdeckungsreisen Heinrich des Seefahrers entwickelte sich Portugal zu einer reichen Kolonialmacht – mit Lissabon als Zentrum und zeitweise größtem Handelshafen der Welt.
Zusätzlich wurde die Stadt zu einem kulturellen Schmelztiegel. Auch wenn ich jetzt nach ein paar Monaten durch die verwinkelten Gassen schlendere, entdecke ich immer wieder neue Details und unfassbare Bauten. Obwohl die Stadt nach dem schweren Erdbeben 1755 und dem darauf folgenden Tsunami fast komplett zerstört war, wurde sie mit großem Aufwand eindrucksvoll wieder aufgebaut. Die unzähligen, überdimensionierten Reiterskulpturen aus Stein oder Bronze, die überall in der Stadt grimmig auf mich herabstarren, und die verzierten Häuser, Kirchen und Torbögen lassen die Heimat architektonisch alt aussehen. Sie spiegeln zudem den ausgeprägten Nationalstolz der Portugiesen wider: Anders als zum Beispiel die Amerikaner binden die Portugiesen einem diesen nicht direkt auf die Nase – es sei denn man wirft Portugiesen im Eifer des Gefechts mit Spaniern oder Brasilianern in einen Topf, dann hört der Spaß meist auf und die Mimik ändert sich zu einer grimmigen „Bronze-Statue“.
Insgesamt sind die Portugiesen sehr freundlich, offen und helfen gerne. Auch in der Uni heißt es „einer für alle, alle für einen“, was mir nach der ein oder anderen ausgedehnten Surfsession den Hals gerettet hat. Selbst heutzutage, in Zeiten der Globalisierung inklusive Starbucks und McDonald’s, halten die Portugiesen an ihren Werten fest. Es gibt tausende kleine „Pastelaria’s“, in denen Jung und Alt Kaffee trinken. Filterkaffee oder gar „Coffee to go“ existieren nicht. Die Zeit für zumindest einen Espresso gibt es immer und das Zauberwort gegen Hektik heißt „Calma, Calma“. Dabei werde ich immer herzlich mit dem klassischen Kurzdialog „Tudo Bom? – Tudo Bem!“ begrüßt. Bei fairen Preisen geben die Menschen gerne ihr Geld aus, plaudern an jeder Ecke und kaufen auf den kleinen Märkten ein. Dadurch herrscht ein angenehmes Treiben auf den Straßen, aber kein gestresstes Gerenne und Gerempel.
Vor meiner Anreise dachte ich, ich werde insbesondere im Winter vorrangig Wellenreiten gehen und mein Windsurfzeug könnte ein bisschen einstauben – das hat sich jedoch als Trugschluss herausgestellt. Eine Tortur ist allerdings die Schlepperei in den 5. Stock vor und nach jeder Session. Mein Haus hat, so wie die meisten Häuser in Lissabon, keinen Keller.
Die lange Atlantikküste Portugals macht gerade bei Lissabon den einen oder anderen Schlenker, wodurch es viele Spots für unterschiedliche Windrichtungen gibt. Im Sommer lässt der häufig sehr starke Nortada aus Nordwest kein Blatt am Baum und im Winter sorgen vor allem Tiefdruckgebiete mit süd- bis südwestlichen Winden für viel Zeit auf dem Wasser. Der Klassiker und bekannteste Spot ist Praia do Guincho, aber es lohnt sich ein paar Alternativen in petto zu haben. Im Sommer kann man so den vielen Wassersportlern ausweichen und teilweise deutlich bessere Bedingungen finden. Für Ein- und Aufsteiger ist Guincho auch schnell mal zu windig und wellig. Die Flachwasserspots der Region bieten dann aber geschützte Alternativen. Zusammen mit meinem Kumpel Leon Jamaer habe ich die besten Spots um Lissabon ausgiebig getestet und hoffe, dass sie euch ein wenig Inspiration für eine Reise nach Portugal geben!
Allgemeine Infos Portugal
Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen: Im Raum Lissabon gibt es, wie fast überall in Portugal, zwei vorherrschende Windsituationen, die sich zum Windsurfen eignen. Entweder es weht Nortada oder es hat eine Tiefdruck-Wetterlage. Der Nortada ist ein konstanter Wind aus nördlicher Richtung, welcher meist von gutem Wetter begleitet wird. Er entsteht durch ein Azorenhoch und einem Hitzetief über der Iberischen Halbinsel. Im Sommer ist der Nortada am konstantesten und wird häufig, wie z.B. in Guincho, noch lokal verstärkt. Daher hat man hier (siehe Grafik oben) eine Windausbeute von 50 bis 60 Prozent über vier Beaufort, oft feuert es sogar aus allen Rohren. Ein kleines Segel gehört unbedingt ins Gepäck. Im September und Oktober bricht das System oft in sich zusammen, bevor im Winter vermehrt Tiefs über den Atlantik ziehen. Der Wind weht dann aus Süd bis Westnordwest und ist nicht so konstant wie der Nortada, zudem regnet es oft. Im Winter kann der Wind, egal aus welcher Richtung, sehr unbeständig sein. Die Locals meinen, dann helfe nichts, außer sich auf den Weg zu machen und mit eigenen Augen zu sehen, ob es passt. Temperaturtechnisch kann man sich im August auf durchschnittlich 24°C freuen, die in Kombination mit einer Wassertemperatur von 20°C einen dünnen Sommerneo erlauben. Im Dezember funktioniert ein 4/3er oder 5/3er Neo meistens noch gut. Die Temperaturen liegen durchschnittlich bei die 12°C Luft und 17°C Wasser.
Wellen & Tiden: Der Tidenhub ist in Portugal nicht so gigantisch wie etwa in der Bretagne oder England, macht aber dennoch bei einigen Spots den entscheidenden Unterschied. Es empfiehlt sich, die Tidenstände zu checken, bevor man sich ins Auto setzt. Sehr hilfreich sind auch die vielen qualitativ guten Webcams (www.surftotal.com/camaras-report; www.beachcam.sapo.pt), die es an fast jedem Spot gibt. Ein Blick ins Internet reicht dann meist aus, um einen groben Eindruck von den Bedingungen vor Ort zu erhaschen. Während sommerlicher Nortada-Lagen sind die Wellenhöhen mit ein bis zwei Metern oft moderat, große Swells treffen die Küste aber oft zwischen Oktober und Mai. Vorhersagen unter www.magicseaweed.com
Anreise: Die Anreise mit dem Bulli ist lang, etwa 2300 Kilometer sind es ab Frankfurt (Maut ca. 160 Euro). Schneller und oft auch billiger geht es mit dem Flieger, wo man teilweise für unter 100 Euro zuschlagen kann. Aber: Die Gepäckbestimmungen machen den Spaß teilweise wieder zunichte – Iberia ruft freche 150 Euro pro Strecke und Bag auf, Ryanair 100 Euro (max. 20 kg!). Bitte unbedingt die Gepäckbestimmungen der Airlines checken! Mietwagen gibt es zu sehr günstigen Preisen. Es empfiehlt sich auf jeden Fall eine Vollkaskoversicherung abzuschließen, da dann auch Einbruchsversuche abgedeckt sind.
Wohnen & Campen Campingplätze gibt es in Portugal zahlreich. Wildcampen wird, zumindest in der Nebensaison, an vielen Stellen noch toleriert. Bitte haltet alles schön sauber, damit das auch so bleibt.
Campingplätze in Spotnähe sind:
Guincho:
- Orbitur Guincho (http://de.orbitur.pt/campingplatz-orbitur-guincho)
Lagoa de Obidos:
- Orbitur Foz do Arelho (http://de.orbitur.pt/campingplatz-orbitur-foz-do-arelho) Parque de Campismo Municipal da Foz do Arelho (Tel. +351 262 978 683)
Costa de Caparica:
- Orbitur: http://de.orbitur.pt/campingplatz-orbitur-costa-de-caparica
- Costa Nova: www.campingcostanova.com/
- Camping Piedense: www.facebook.com/pages/parque-de-campismo-Piedense/116714911760891
Peniche:
- Parque de Campismo Municipal de Peniche (www.cm-peniche.pt)
Ericeira:
- Ericeira Camping (ericeiracamping.com)
Surfschulen, Verleih & Shops: Während es in Portugal überall Wellenreitschulen mit Leihmaterial gibt, ist es leider so gut wie unmöglich, Windsurfmaterial zu mieten. Ausnahmen sind:
- Lagoa de Albufeira: Meira Pro Center (www.meiraprocenter.com)
- Lagoa de Obidos: Escola de Vela da Lagoa (www.escoladeveladalagoa.com)
Surfshops:
- Guincho: Guincho Wind Factory (www.guincho-windfactory.com)
Schattenseiten: Immer wieder hört man von aufgebrochenen Autos und geklauten Portemonnaies, Handys oder Kameras. Beste Gegenwehr: Nichts Wertvolles im Auto lassen oder teure Gegenstände im Restaurant um die Ecke abgeben! Tipp: Den Sticker von der Autovermietung entfernen, dadurch fällt das Auto deutlich weniger auf.
Lissabon - die besten Windsurfspots im Umkreis
1) Lagoa de Óbidos
Portugals größte Lagune befindet sich 30 Minuten nördlich von Peniche und erstreckt sich vom Atlantik in südöstlicher Richtung ins Landesinnere. Hier findet man ein in weiten Teilen stehtiefes Flachwasserrevier, das auch bei Kitern sehr beliebt ist. Die Berge im Landesinneren verstärken Ost-Wind (leicht böig), aber auch bei allen anderen Windrichtungen kann man hier viel Spaß haben. Einzig bei Niedrigwasser haben Windsurfer das Nachsehen, da es dann oft zu flach wird. Parkmöglichkeiten gibt es auf der Nordseite in Foz do Arelho, der Südseite am Praia do Bom Sucesso oder an der Windsurfschule am östlichen Ufer. Im Sommer muss man auf Badegäste Rücksicht nehmen.
Peniche
Eine Autostunde nördlich von Lissabon befindet sich Peniche mit der Halbinsel Baleal, die wie ein Horn in den Atlantik ragt. Die Halbinsel hat verschieden ausgerichtete Buchten, die sowohl bei Nortada als auch bei Tiefdruck glänzen und das Waver-Herz schneller schlagen lassen. Falls der Wind komplett einschläft, gibt es eine Menge Weltklasse-Wellenreitspots zu erkunden, allen voran die bekannte Barrel von Supertubos.
2) Peniche – Bruno’s Bar
Bei Südost- bis Südwestwind geht man am besten am Nordende der Balealbucht bei „Bruno’s Bar“ aufs Wasser. Hier sind die Wellen im Vergleich zur Buchtmitte meist kleiner, wodurch das Rauskommen vereinfacht wird. Bei südlichem Wind können Experten, die größere Brecher suchen, weiter nach Luv kreuzen. Dabei ist der Wind am Ufer sehr böig, wer es rausgeschafft hat, wird mit cleanen Down-the-Line-Wellenritten belohnt. Tipp: Rechtzeitig aus der Welle halsen, um im Windfeld zu bleiben. Nortada weht beständiger, meist stärker und kommt schräg auflandig von rechts. Er bietet neben Abreitbedingungen auch sehr gute Sprungbedingungen. In den beiden Café’s direkt am Strand ist der Familienanhang gut aufgehoben und kann vom Sofa oder der Terrasse aus zugucken.
3) Peniche – Baleal Süd
Kommt der Wind etwas westlicher ist das Südende der Bucht eine gute Alternative. Am letzten Kreisverkehr vor Peniche rechts fahren, nach wenigen Metern folgt auf der rechten Seite ein großer Parkplatz. Aufriggen kann man am besten direkt hier, um sich dann auf den 150 Meter langen Weg über die Dünen zu machen. Die Wellen sind in der Regel deutlich kleiner als bei „Bruno’s Bar“, aber auch hier kann der sideoff- bis leicht sideonshore von links wehende, böige Wind im vorderen Bereich das Rauskommen erschweren. Wer es gerne komplett ablandig mag, kommt hier natürlich auch bei Südwestwind auf seine Kosten, allerdings muss man sich mit den Wellenreitern arrangieren, die meist deutlich in der Überzahl sind. Wie auch bei Bruno‘s Bar sorgt eine mittlere Tide für den meisten Spaß. Bei Niedrigwasser können die Bedingungen ebenfalls sehr gut sein, allerdings werden die Wellen dann zunehmend kraftvoll und brechen häufiger close-out. Dafür hat man ein wenig mehr Anlauf zum Springen und weniger Shorebreak im Vergleich zum Hochwasser. In Baleal und Peniche gibt es viele Hostels, Hotels und Apartments.
4) Ericeira
Zwischen Peniche und Lissabon liegt Ericeira. Der sehr schöne und gemütliche Küstenort wurde 2011 zum ersten Surfreservat Europas ernannt. Aus gutem Grund, denn hier reiht sich eine perfekte Welle an die nächste. Der Wind weht meist etwa zwei Beaufort leichter als in Guincho, ist also eine gute Alternative bei Hack. Da die Küste felsig ist, eignet sich vor allem Matadouro zum Windsurfen. Der Parkplatz am Strand ist ausgeschildert und einfach zu finden, von hier kann gestartet werden. Der Spot funktioniert nur bei Nortada und kann böig sein. Bei Niedrigwasser brechen die Wellen nah an den Felsen, die Locals empfahlen uns nur bei mittlerer Tide bis Hochwasser rauszugehen. Je nach Wellengröße bricht dann eine saubere Welle in Luv am Point oder verschiedene Peaks direkt vorm Strand. Wem das Down-the-Line-Erlebnis nicht ausreicht, der kann die rund zwei Kilometer nach Ribeira d’Ilhas hochkreuzen und hin und wieder noch sauberere und längere Wellen vorfinden. Die Locals warnen davor, direkt in Ribeira einzusteigen: Das sei meist sehr materialintensiv, da man schnell auf den Felsen in Lee der Bucht landen würde. Ericeira ist die Fahrt meistens wert. Im Sommer gilt: Wird der Wind in Guincho zu stark, funktioniert Ericeira in der Regel sehr gut. Im Winter ist es ein bisschen Glückssache. Bei wenig Wind kann man hier gut Wellenreiten gehen und danach am Hafen wunderbar einen Galao Kaffee und frischen Fisch genießen. Außerdem kann man in Ribeira d’Ilhas auch gut im Auto schlafen, Restaurant und Café direkt am Strand machen den Platz durchaus familienfreundlich.
5) Guincho
Guincho ist nicht nur aufgrund seiner Worldcup-Vergangenheit der mit Abstand bekannteste Spot in der Region, sondern auch weil er der bei weitem windigste ist. Der Nortada beschleunigt nicht nur im Sommer die Berge herunter, auch im Winter kann es vorkommen, dass man das 3,7er nicht mehr halten kann. Wenn wir Guincho surften, hatte es entweder 15 oder 45 Knoten, selten etwas dazwischen. Man hat die Auswahl zwischen dem kostenfreien Parkplatz im Süden der Bucht oder im Norden an der Bar do Guincho und dem 2013 neu gebauten Wave Center, wo man windgeschützt aufriggen und das Material mit Süßwasser abspülen kann (vorher die Locals fragen, da Duschen und Riggplatz eigentlich nur für Vereinsmitglieder sind). Das Parken an der Bar do Guincho ist in der Saison kostenpflichtig, dafür steht das Auto hier relativ sicher. Der Wind weht in Guincho meist schräg auflandig aus nördlichen Richtungen. Je wärmer es im Sommer ist, desto mehr dreht der Wind gen Osten. An Tagen, an denen es plötzliche Temperatursprünge nach oben gibt, sollte man schleunigst an Land gehen, es kann passieren, dass der Wind komplett einschläft. Die Wellen brechen je nach Tide an verschiedenen Teilen der langen Sandbucht. Wenn die Wellen größer sind oder wenn das Wasser niedrig steht, brechen sie weiter draußen auf einer Sandbank, bei Hochwasser klatschen sie dann häufig in einem brutalen Shorebreak direkt auf den Strand. Vorsicht vor den Felsen in der Mitte der Bucht, bei Hochwasser können sich auch im Nordteil der Bucht Felsen verstecken. Der große Vorteil von Guincho ist, abgesehen vom konstanten Starkwind, dass hier fast immer etwas Welle ist. Selbst bei Mini-Swell gibt es oft brauchbare Rampen. An Tagen mit großem Swell und einem ticken Ost in der Windrichtung bricht am Nordende der Bucht, niedrige bis mittlerer Tide vorausgesetzt, eine sehr gute Rechtswelle. Achtung nur vor den Felsen – rechtzeitig aussteigen! Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in Guincho, bis auf teure Hotels, nur wenige. Richtung Cascais findet man mehr Auswahl. Dafür gibt‘s einen Campingplatz in Spotnähe.
6) Costa da Caparica
Nach Costa da Caparica geht’s von Lissabon mit echtem San Francisco-Feeling über die Brücke nach Süden über den Tejo. Der Strand ist etwa zehn Kilometer lang und wird alle hundert Meter von Steinmolen unterbrochen. Im Prinzip kann man sich die Mole aussuchen, wo die Wellen am besten brechen. Am Nordende sind die Wellen tendenziell kleiner, so dass man hier vor allem im Sommer oft schönes Flachwasser vorfindet. Am Südende der Costa werden die Molenabstände und Wellen etwas größer. Der Nortada bläst überall side- bis sideoffshore aber auch etwas schwächer als in Guincho. Bei Niedrigwasser ist der Wind konstanter, da man weiter draußen surft und somit weniger Windabdeckung ausgesetzt ist. Im Sommer punktet der Küstenabschnitt eher mit moderaten Wellen, im Winterhalbjahr verwandeln solide Swells die Küste mitunter zu genialen Beachbreaks. Durch die kurze Distanz zu Lissabon sind die Strände im Sommer sehr voll und es muss auf Badegäste und Wellenreiter Rücksicht genommen werden. In der Nebensaison ist es hingegen bis auf einige Wellenreiter eher ruhig.
7) Lagoa de Albufeira
Die Lagune südlich von Fonte da Telha ist eine super Spielwiese für Aufsteiger und alle, die entspannt Freeriden möchten. Am Südwestende der zwei Kilometer langen Lagune gibt es einen großen Parkplatz direkt am Ufer. Der breite Sandstrand bietet Platz für Familie und Material. Ansonsten ist es im Vergleich zum Beispiel zur Costa da Caparica, recht ursprünglich. Ein großer Vorteil ist die Stehtiefe in vielen Bereichen der Lagune, auch eine Windsurfschule für Kurse und Verleih findet sich hier. Der Südwest-Nordost-Verlauf ist gut geeignet bei Nortada, der hier aber meist deutlich schwächer als im Norden ankommt. Südwestliche Tiefdruckwinde funktionieren ebenfalls super. Einen Haken gibt es leider: Jedes Jahr im Mai wird die Mündung zum Meer aufgebaggert, wodurch das Wasser im Sommer häufig zu flach zum Windsurfen ist. Die Lagune verwandelt sich dann in ein großes Planschbecken und lockt viele Badegäste an. Vorsicht mit der starken Strömung beim Zufluss ins Meer. Unser Fazit: Ein idyllisches Flachwasserrevier in der Nebensaison.
8) Tróia
Tróia liegt am Ende einer langen Landzunge gegenüber von S. Sebastiao. Hier mündet der Rio Sado als eindrucksvolles Flussdelta mit häufig schönen Wasserfarben in den Atlantik. Die gut 1,5 Stunden Fahrt von Lissabon aus werden bei westlichen Winden mit perfekten Flachwasserbedingungen belohnt. Auch Freestyleexperten kommen in dem meist stehtiefen Wasser voll auf ihre Kosten. Um auf die Landzunge zu gelangen, kann man entweder ab Setubal für 15 Euro die Fähre quer durch das Delta nehmen oder man nimmt ein paar mehr Kilometer in Kauf und fährt einmal südlich um die Flussmündung. Mit ein bisschen Glück gesellen sich bei der einen oder anderen Session neben ein paar Kitern und Windsurfern auch Delphine dazu. Bei Nordwest oder Süd kann man auf der Atlantikseite auch gute Wellenbedingungen abgreifen, allerdings eher mit größeren Segeln, da vor allem der Nordwestwind hier nicht so stark wird. Vorsicht vor Steinen im Uferbereich bei Niedrigwasser!