Krk – die besten Windsurfspots der kroatischen Insel

Wolfgang Strasser

 · 07.09.2021

Krk – die besten Windsurfspots der kroatischen Insel
Foto: Woife Strasser
Die kroatische Insel Krk ist gut erreichbar, landschaftlich reizvoll und kann richtig gute Windsurfbedingungen bieten. Warum die größte Insel der Adria trotzdem noch immer ein Schattendasein fristet, versteht auch unser Spotreporter Woife Strasser nicht. Vielleicht bringt er mit diesem Bericht etwas Licht ins Dunkel.

Ein Hut tut gut – dieser Spruch gilt an Kroatiens Küste aus Windsurfsicht oft. Allerdings bezieht sich das aufgrund der warmen Wassertemperaturen nicht darauf, dass man hier eine Neoprenhaube tragen müsste, sondern auf die imposanten Berge entlang der Küstenlinie. Wenn in den bis zu 1700 Meter hohen Gebirgszügen im Hinterland das Wetter schlecht ist und man vom Meer aus eine markante Wolkenhaube über den Gipfeln sehen kann, dann ist das die Garantie für eine satte Bora – für Windsurffans bedeutet dieser Anblick, der an das „Tischtuch“ des Tafelbergs in Kapstadt erinnert, in der Regel mehrere Tage Spaß am Stück.

Volle Breitseite

Wenn der kühle Fallwind aus den nahen Bergen also in Gang kommt, bekommt auch die Insel Krk, neben Cres die größte Insel der Adria, die volle Breitseite ab. Immer wieder kommt es vor, dass die Verbindungsbrücke zur Insel wegen Sturms gesperrt werden muss. Wer vom Festland hinüber nach Krk fährt, merkt, wie sich das Klima mit jedem Kilometer verändert. Während Anfang April das Hinterland oft noch im Griff des Winters zu sein scheint, stehen auf Krk bereits die ersten Orangenbäume in voller Blüte, die Straßencafés sind gut besucht und auf den Wiesen knabbern die vielen Schafe das saftige und salzige Gras, was Milch, Fleisch und Käse der Region ihr berühmtes Aroma verleiht.

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Scirocco aus Südost schaufelt kleine Brandungswellen an die Küste bei Punta Debij.
Foto: Woife Strasser

Obwohl Krk viele Gründe für einen Besuch bietet, beispielsweise das glasklare Meer, eine gute Windquote und die schnelle Erreichbarkeit, ist die Insel in der Windsurfszene noch immer ein eher unbeschriebenes Blatt. Bei guter Vorhersage kommen hauptsächlich Windsurfer aus dem nahen Slowenien oder Locals der beständig wachsenden kroatischen Szene an die Spots auf Krk – Windsurf-Touristen sind noch immer eher selten.

Unser Spotreporter Woife Strasser hat die Reise nach Krk für diesen Revier-Guide nicht zum ersten Mal angetreten – und sicherlich auch nicht zum letzten Mal. Er beleuchtet für euch die besten Spots der Insel, die in erster Linie Flachwasser-Fans glücklich machen werden, mit etwas Glück aber auch Dünung oder sogar moderate Brandung bieten können.

Windsurfen auf Krk – allgemeine Infos

Anreise:

Man erreicht Krk von München aus in etwa sechs Stunden, mit Pkw oder Womo von München über Salzburg, Villach, Lublijana, Rijeka bis nach Krk. Alternativ kann man auch über Udine – mit Stopp am Lago di Cavazzo (siehe surf 8/2018) – anreisen. Die Insel Krk selbst erreicht man vom Festland aus über eine mautpflichtige Brücke. Des Weiteren ist auch die Anreise mit dem Flieger eine Option, denn der Flughafen von Rijeka befindet sich auf Krk. In „normalen” Jahren wird Krk von mehreren mitteleuropäischen Flughäfen aus angeflogen, z.B. von Eurowings.

Wohnen & Campen:

Die Insel Krk ist touristisch bestens erschlossen, es gibt eine Vielzahl von Unterkünften sämtlicher Kategorien – zu finden über die bekannten Buchungsportale im Internet. Da man auf Krk um eigenes Material nicht herumkommt, ist die Anreise mit dem Camper oder Womo vermutlich für viele am naheliegendsten. Wildes Campen ist generell verboten und wird in den Sommermonaten konsequent sanktioniert. Im Winter, wenn die Campingplätze geschlossen sind, wird Wildcampen oft noch toleriert, sofern man sich an die Regeln hält, d.h. nicht zu sehr ausbreitet, eine eigene Toilette benutzt und seinen Müll entsprechend entsorgt. Allgemeine Infos für Touristen gibt’s unter www.info-krk.com

Wildes Campen ist in der Hauptsaison in Kroatien ein No-go. Im Umkreis der Spots gibt’s aber viele Möglichkeiten, zu übernachtenFoto: Woife StrasserWildes Campen ist in der Hauptsaison in Kroatien ein No-go. Im Umkreis der Spots gibt’s aber viele Möglichkeiten, zu übernachten

Im Sommerhalbjahr gibt es auch einige Unterkünfte und Campingplätze, die spotnah gelegen sind. Hier eine Auswahl:

Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen:

Boralage mit Nordostwind sorgt für beste Bedingungen auf KrkFoto: WindfinderBoralage mit Nordostwind sorgt für beste Bedingungen auf Krk

Die windsicherste Reisezeit für Windsurfer sind die Monate Oktober bis Mai. Anfang November liegt die Wassertemperatur noch bei knapp 20 Grad und auch im Winter wird das Wasser nicht kälter als 13 Grad. Im Oktober und November ist die Luft mit meist 15-20 Grad noch sehr angenehm, nur im Hochwinter, bei starker Bora, geht es schnell mal unter die 10-Grad-Marke. In den Sommermonaten von Juni bis September herrscht meist ein stabiles Hochdrucksystem vor, was für heißes, trockenes Sommerwetter sorgt – bei Lufttemperaturen von 30 Grad und 25 Grad Wasser reichen dann Shorty oder Kurzarmneo. Gute Windphasen auf Krk bringt vor allem die Bora, ein kühler Wind aus Ost-Nord­ost, der seinen Ursprung im bergigen Hinterland Kroatiens hat. Kühlt es sich dort ab, z.B. bei Gewittern oder Kaltlufteinbrüchen, fällt die kühle und schwere Luft die Hänge hinunter zur warmen Adria. Bora kann zu allen Jahreszei­ten auftreten und sogar Orkanstärke erreichen. Ausgeprägte Boraphasen können mehr als eine Woche anhalten, diese treten aber vor allem im Winterhalbjahr auf. Im Sommer gibt’s oft kürzere Windphasen von ein bis drei Tagen, aber auch die Gefahr von längeren Flautenperioden. Dass Krk zwischen Oktober und Mai mit rund 40 bis 50 Prozent Gleitwind aufwarten kann, liegt auch am warmen Südostwind „Scirocco“, auch „Yugo“ genannt, der mit beständig zunehmender Stärke und sehr warmen Temperaturen eine Wetterverschlechterung ankündigt. Oft baut sich Scirocco über mehrere Tage auf und endet mit einsetzendem Regen oder Gewitter – was wiederum den Startschuss für eine satte Bora bedeuten kann!

Die Bora hat eine kontinuierliche Tag-Nacht-Dynamik, wobei sie von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen am stärksten weht. Dann gibt sie ein bisschen nach und erreicht ungefähr zwischen 12 und 15 Uhr ihre schwächste Intensität. Der Volksmund sagt: „Die Bora geht zum Mittagessen.“ An den Spots Punat und Baska wird die Bora durch die umliegenden Hügel nochmals um einige Knoten verstärkt. Weht also eine leichte NO-Strömung aus den Bergen, kann man hier oft schon Spaß haben, während der Nordteil der Insel noch in der Flaute dahinsiecht.

Eine verlässliche Windstatistik ist nicht existent – eine Gleitwindquote von rund 40-50 Prozent im Winterhalbjahr und 25-30 Prozent im Sommer sind realistisch, dann bleibt es oft bei einer leich­ten westlichen Thermik mit 5-10 Knoten.

Baska im Osten Krk’sFoto: Woife StrasserBaska im Osten Krk’s

Wellen, Strömungen & Gezeiten:

Bei Bora bieten die Spots auf Krk Flachwasser oder moderate Chops. Welliger wird es bei Scirocco, der von Südosten einige Dünungswellen an die Küste schiebt, die an guten Tagen Brandungscharakter haben können. Die Gezeiten spielen in der Adria keine Rolle.

Surfschulen & Shops:

Krk sollte man idealerweise mit eigenem Material besuchen, da es keine Verleihcenter oder Surfshops auf der Insel gibt.

Alternativprogramm:

Krk bietet auch abseits des Windsurfens viele Gründe für einen Besuch. Das kristallklare Wasser lädt zum Schnorcheln, Tauchen (z.B. www.dive-center-krk.de), Wakeboarden (www.wakeboarder.hr) oder SUPen ein. Auch das Aquarium Baska kann eine nette Abwechslung für Fami­lien darstellen – in 20 Aquarien wird den Besuchern die Vielfalt und der Artenreichtum der kroatischen Adria veranschaulicht. Hier kann man über 400 Muschel- und Schneckenarten, sowie Kraken, Moränen und sogar Fleckhaie bewundern. Krk Stadt ist mit seinem netten Hafen und der schicken Altstadt ein Tipp zum Flanieren, Shoppen und Essen gehen. Die Stadt Krk ist das historische, politische Verwaltungs- und Glaubenszentrum der Insel. Soline, im Nordosten der Insel, ist aufgrund der vorromanischen Salinen bekannt. Die Örtlichkeit Meline, bekannt aufgrund des Heilschlamms, befindet sich zwischen Soline und Čižiće. Der erwähnte Schlamm wird zur Heilung von Gicht und Knochenleiden angewandt. Ebenfalls sehenswert ist die Höhle Biserujka, diese befindet sich 300 Meter südwestlich des Ortes Rudine (www.spilja-biserujka.com.hr/index_deu.html).

Ebenfalls ein Tipp für Familien ist das Semi-Submarine Krk, ein Schiff, bei dem man durch einen verglasten Boden die Unterwasserwelt be­obachten kann. Infos unter www.semisubmarine-krk.com


Gut zu wissen:

  • Neoprenschuhe können an Kroatiens Küsten generell nicht schaden, da die Strände oft steinig sind und somit auch Seeigel vorkommen können! Dafür gibt’s hier extrem klares Wasser.
  • Obwohl Kroatien Teil der EU ist, zahlt man mit kroatischen Kuna (1 € = 7,4 Kuna).
  • Alkohol am Steuer ist in Kroatien kein Kavaliersdelikt, wer einen Slivovic zu viel intus hat und die 0,5-Promille-Grenze missachtet, blecht mindestens 400 Euro.

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1 Punat Lagune

Die Lagune von Punat ist aufgrund seiner geschützten Lage der TopSpot der Insel. Von Krk Stadt kommend auf der Straße D102 Richtung Punat findet man zwischen Wakeboard-Anlage und dem Tauchcenter Krk einige gute Einstiegsmöglichkeiten, hier kann man über Kieselstrand ins Wasser – die ersten zehn Meter sind stehtief. Gegenüber des Tauchcenters gibt es einen großen gebührenfreien Parkplatz (Stand 2020) und freien Zugang zum Wasser. Bora aus Nordost bis Ost-Nordost kommt sideshore bis schräg auflandig von links und das Wasser bleibt auch bei Starkwind weitgehend flach mit kleinen Chops. Kommt der Wind etwas mehr östlich, dann ist er auf den ersten 500 Metern etwas schwächer, verstärkt sich jedoch vor dem Yachthafen bis zum Örtchen Punat, da er dort über den Berghang als Fallwind herabkommt. Das bedeutet absolutes Flachwasser, aber auch starke Böen. Ein weiterer Spot an der Lagune ist über den Golfclub Krk zu erreichen: Etwa 600 Meter vor der Wasserski-Anlage führt rechts ein Schotterweg zu einem Schiebe-Gatter mit der Aufschrift „Golfclub Krk”. Das Tor kann geöffnet werden und der Weg führt hinunter zur Lagune. Der Platz hat offene Grünflächen und durch Bäume, Stechpalmen und Büsche abgetrennte Nischen, in denen windgeschützt aufgebaut werden kann. Der Besitzer macht täglich mehrmals die Runde und erhebt fünf Euro pro Tag Gebühr (Stand 2020). In der Nebensaison ist Übernachten Verhandlungssache. Der Einstieg erfolgt ebenfalls über Kiesel, Bora kommt hier etwas abgeschwächt an und es gibt, je nach Windstärke, bis zu einem Meter Chop. Auch bei Sturm aus südlicher Richtung kann man in der Lagune windsurfen – umso südlicher der Wind weht, desto besser!

Ein toller Flachwasserspot bei Bora – PunatFoto: Woife StrasserEin toller Flachwasserspot bei Bora – Punat

2 Plaza Punta Debij

Von Punat kommend, fährt man zunächst Richtung Stara Baska, am Ende von Punat geht’s rechts auf eine Straße direkt zum Spot mit Parkmöglichkeiten in Strandnähe (gebührenpflichtig in der Hauptsaison) und einigen Strandbars. Über mehrere Kiesbuchten kommt man leicht ins Wasser. Wind aus Südost ist am Ufer schräg ablandig von links, zieht aber nach etwa 200 Metern frei durch. Ideal ist Scirocco aus SSO, dieser kann sogar kleine Brandungswellen aufbauen, die an den vorgelagerten Untiefen moderat und auch für Welleneinsteiger beherrschbar brechen. Generell gilt: Weiter in Lee am Plaza Punta Debij ist die Welle etwas höher, orientiert man sich weiter nach Luv, werden die Wellen durch die Landzunge zunehmend abgeschirmt. Ebenfalls gut, aber selten funktioniert der Spot bei Wind aus Südwest, dieser kommt sideshore von links an, wird durch die vorgelagerte Insel Cres wie in einem Kanal verstärkt und schaufelt bei Sturm schöne Dünungswellen mit ein bis zwei Metern Höhe ans Ufer.

3 Krk Stadt

Südlich der Altstadt von Krk Stadt gibt’s einen Spot, der sogar moderate Brandung bieten kann. Man findet diesen zwischen Campingplatz Jesevac und Fischerhafen, wo es auch kleine Kiesbuchten und Grünflächen zum Aufriggen unter Pinienbäumen gibt. Zumindest in der Nebensaison gibt’s hier auch reichlich Parkplätze! Der Spot funktioniert bei Wind aus Süd bis Südost (Scirocco), dieser weht dann schräg auflandig von rechts. Vor allem im Winterhalbjahr können die Stürme durchaus Wellen bis zwei Meter Höhe an die Küste schaufeln, die dann auf einer Untiefe brechen, gute Sprungrampen darstellen können und auch zum Abreiten taugen. Brandungserfahrung kann hier nicht schaden, denn die Hafenmolen in Lee tragen nicht gerade zur Entspannung bei. Bei schwächerem Wind aus südlicher Richtung ist der Spot natürlich eher moderat und bietet Bump & Jump-Bedingungen für Freestyle oder Slalom mit leichtem Chop, vor der Kulisse der Altstadt von Krk.

Krk Stadt bei starkem Jugo aus SüdostFoto: Woife StrasserKrk Stadt bei starkem Jugo aus Südost

4 Baska

Die Küstenstadt im Osten von Krk hat einen knapp zwei Kilometer langen Feinkieselstrand, der flach abfällt und für seine von der Bora fein polierten Kieselsteine bekannt ist. Rund um diesen Strand haben sich viele Ferienhaussiedlungen, Campingplätze und Hotels angesiedelt, die von Wein- und Olivengärten umgeben sind – wer spotnah wohnen möchte, ist hier richtig. Das einmalige Panorama mit seinen vorgelagerten Inseln und dem Blick auf das Velebit-Gebirge am Festland verleihen Baska ein tolles Flair. Für Aktivurlauber gibt es sehr viele Möglichkeiten – angefangen von unzähligen Wassersport-Aktivitäten über ein großes Rad- und Wanderwegenetz bis hin zu Kletterparks. Die beste Windrichtung in Baska ist Bora aus Ost-Nordost, da der Wind dann frei in die Bucht weht und am Strand leicht schräg auflandig von links ankommt. Je nach Windstärke gibt’s dann leichten Chop bis hin zu steilen Windwellen mit einem Meter Höhe. Bei seltenem Wind aus Ost-Südost kann es sogar kopfhohe Dünungswellen geben. Kommt der Wind nordöstlich, wird es sehr böig, da er dann durch einen Berg gebremst wird. Der beste Einstieg ist in der Mitte der Bucht und eher südlich davon im Bereich des Baska Beach Camping Resorts oder des Hotel Tamaris.

Windsurfspot BaskaFoto: Woife StrasserWindsurfspot Baska

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