KroatienDie besten Wingsurf-Spots der Insel Dugi Otok

Julian Wiemar

 · 14.02.2023

Kroatien: Die besten Wingsurf-Spots der Insel Dugi OtokFoto: Valentin Böckler
Vor der Küste von Zadar in Kroatien ist ganz schön was los. Unzählige vorgelagerte Inseln und Buchten lassen bei einem Blick auf die Karte Wingsurfer- und Seglerherzen höher schlagen. Redakteur Julian Wiemar ist mit ein paar Freunden während eines Segeltörns zufällig auf der Insel Dugi Otok gelandet – was sie dort vorfanden, wollen wir euch nicht vorenthalten.

Okay, morgen früh 8:30 Uhr“ vereinbaren wir abends mit einem älteren, einheimischen Gärtner, der eine Hecke in der Nähe des Hafens schneidet und verspricht, uns morgen hier abzuholen, um uns auf die andere Seite des Berges nach Sakarun zu fahren. Und tatsächlich steht er am nächsten Morgen pünktlich auf der Matte. Dass Surfmaterial mit muss, haben wir ihm erzählt, aber dass es so viel Equipment sein muss, damit hatte er natürlich nicht gerechnet. Nach kurzem Stirnrunzeln entspannen sich seine Gesichtszüge aber schnell wieder: „Nema problema“ – kein Problem: „Alles rein da, dann bleibt die Heckklappe eben offen.“ Meine Bewunderung für die Gärtner dieser Insel steigt ins Unermessliche. Meine Vorfreude auf die heiß ersehnte Session ebenfalls. Wir sind alle erleichtert, als das ganze Zeug in sein Auto passt und es mit offenem Kofferraum los auf die andere Seite der Insel Dugi Otok geht. Für uns war es nämlich ein ganz schöner Akt bis hierher zu kommen und wir wollen einfach nur noch aufs Wasser.

Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits seit einer guten Woche mit dem Segelboot vor der Küste Kroatiens unterwegs gewesen. Vor ein paar Tagen tauchte plötzlich starker Südwind in der Windvorhersage auf, gemeinsam mit der Frage: Wohin zum Surfen? Bei über 1200 Inseln und mehr als 6000 Kilometer Küstenlänge verbrachten wir viel Zeit mit Diskussionen, dem Studieren der Seekarten und dem Checken der Vorhersagen. Am Ende stimmten wir ab und beschlossen, nicht weiter Richtung Süden zu segeln, sondern umzudrehen und Veli Rat im Norden der Insel Dugi Otok anzusteuern. Wie sich später he­rausstellen sollte, eine gute Entscheidung.

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Versteckte Riffe oder Untiefen gibt's hier nirgends - das freut jeden Foiler
Foto: Valentin Böckler

Lange Insel, kurze Wege

Dennis kommt vom Wasser und schreit mich an: „Wow, Junge! Das ist ein absoluter Multispot.“ Er ist sichtlich euphorisiert, aber er hat auch allen Grund dazu. Auch ich bin selten in so kurzer Zeit, auf so engem Raum, in derart unterschiedlichen Bedingungen gesurft wie hier auf Kroatiens längster Insel, Dugi Otok. Allein in der Region um Veli Rat gibt’s scheinbar alles – Brandung, Dünung und schönes Flachwasser in der geschützten Lagune. Die Küste ist größtenteils steinig, es gibt keine Surfschulen oder Shops und von Oktober bis April ist die Region ziemlich ausgestorben – zumindest im Winterhalbjahr muss man hier also auch ein paar Abstriche machen. Für Abenteuerlustige oder Individualreisende, die zum Beispiel auf dem Festland mit dem Bulli unterwegs sind, lohnt sich eine Überfahrt nach Dugi Otok aber definitiv – vor allem, wenn ein paar Tage mit Südwind in der Vorhersage auftauchen. Dann erwacht nämlich der Pointbreak von Lopata zum Leben. Dies war auch der einzige Spot, an dem wir während unserer Reise im Oktober andere Surfer getroffen haben. Laut Aussagen der Locals ist dies einer der besten Wavespots Kroatiens. Eine kreisrunde Landzunge lässt die Wellen sauber reindrehen. Dass wir in den Genuss kamen, hier zu surfen, war am Ende mehr Glück als Verstand.

Als wir eines Tages aber in der Bucht von Sakarun eine Mittagspause einlegten, fuhren immer wieder Autos mit Boards auf dem Dach an uns vorbei und schlängelten sich die Schotterpiste in Richtung der kleinen Halbinsel hoch – das machte uns natürlich neugierig. Kurz vor Sonnenuntergang entschieden wir noch, vom Onshore-Spot Sakarun hochzukreuzen, um uns den bislang unbekannten Spot anzusehen. Wir trauten unseren Augen nicht – mit solchen Wellen hatten wir auf diesem Trip überhaupt nicht gerechnet, und wir hätten sie auch noch um ein Haar verpasst.

Damit euch so etwas nicht auch passiert, haben wir im folgenden Guide alle Spotinfos von Dogi Otok für euch gesammelt – viel Spaß damit!

Allgemeine Infos:

Anreise: Dugi Otok erreicht man per Fähre von der kroatischen Hafenstadt Zadar aus. Je nach Saison gibt es mehrere Überfahrten pro Tag mit der Fährlinie Jadrolinija (www.jadrolinija.hr), diese dauern rund 1:30 Stunden. Vorreservieren muss man nicht, Tickets kauft man direkt am Schalter im Fährhafen. Vom Fährhafen Brbinj auf der Insel Dugi Otok erreicht man dann die Spots in rund 20 Minuten.

Wohnen & Campen: Dugi Otok ist noch sehr beschaulich, wer auf Massentourismus und Partymeilen aus ist, liegt hier völlig falsch. Trotzdem gibt es auf der Insel eine gute Auswahl von Ferienhäusern und Apartements, die über die bekannten Buchungsplattformen im Internet gebucht werden können. Wildes Campen ist in Kroatien generell verboten. In den Wintermonaten wird manch­mal ein Auge zugedrückt, sofern man sich an die Regeln hält – also nicht zu sehr ausbreiten und den Müll mitnehmen. Zwischen März und Oktober wird wildes Campen mit entsprechenden Bußgeldern belegt – also am besten die offiziellen Plätze aufsuchen. Auf Dugi Otok gibt’s drei Campingplätze, die infrage kommen:

Camp Mandarino (www.campmandarino.com/de): 4-Sterne-Platz direkt am Wasser, spotnah und mit schönem Pinienwald bewachsen.

Camping Kargita (www.camp-kargita.hr): Ebenfalls direkt am Wasser, unweit der Surfspots und mit reichlich Schatten.

Camp Dugi Otok: Weiter südlich ist dieser kleine Campingplatz gelegen, der nur für Zelte ausgelegt ist – Cam­per und Busse müssen hier draußen bleiben.

Dugi OtokFoto: Valentin Böckler

Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen: Kroatien ist von subtropischem Klima geprägt, die Lage weit in der Adria sorgt auf Dugi Otok zusätzlich für ein mildes Klima im Winter. Die Sommer sind heiß (Luft 30 Grad, Wasser 25 Grad) und haben oft auch längere Phasen ohne Gleitwind. Die für Windsurfer ideale Reisezeit ist zwischen September und November sowie zwischen März und Juni. Wer entsprechend hartgesotten ist, kann hier aber auch problemlos durchsurfen, die Wassertemperaturen erreichen im tiefsten Winter noch zwölf Grad. Generell wird Dugi Otok von mehreren Winden belüftet, die Gleitwindquote liegt im Hochsommer etwa bei 20-25 Prozent, im Winterhalbjahr deutlich höher (50 bis 60 Prozent):

Die Bora aus Ost bis Nordost entsteht durch Kaltlufteinbrüche über den Bergen des Festlandes (z.B. nach Gewittern/Regen am Festland) und kommt meist etwas böig an. Im Sommer bringt sie ersehnte Abkühlung und kann zu jeder Jahreszeit Sturmstärke erreichen. Im Sommer dauert eine Boraphase meist ein bis drei Tage, im Winterhalbjahr kann es auch mal eine Woche durchballern. Die stärkste Bora gibt’s in der Regel am Morgen und Abend, mit einem Durchhänger am Nachmittag – gigantische Fernsicht und Sonnenschein gibt’s gratis obendrauf. Der thermische Maestral aus West weht meist nur schwach, kann aber vor allem im Frühjahr durchaus 12 bis 18 Knoten erreichen. Eine Wetterverschlechterung kündigt hingegen der „Jugo“ oder „Scirocco“ genannte Wind aus Süd bis Südost an. Dieser baut sich oft über Tage auf, weht sehr konstant, bringt auch im Winter warme Saharaluft mit und obendrein amtliche Wellen. Erst mit einsetzendem Regen oder Gewitter endet eine Jugo-Phase – was oft der Startschuss für eine zünftige Bora im Anschluss ist. Unterm Strich sollte man auf Dugi Otok zwischen Dezember und April einen 5er-Neo (evtl. mit Haube), und danach einen 4/3er-Neo im Gepäck haben. Im Hochsommer tut es auch der Kurzarm.

Wellen, Strömungen & Gezeiten: Die Gezeiten spielen in der Adria kaum eine Rolle. Bora und Maestral bringen allenfalls Chops oder kleine Dünungswellen. Solide Brandung schaufelt hingegen der Jugo ans Ufer – bei Sturm sind logo- bis masthohe Brecher durchaus möglich. In der Lagune kann man sich aber immer verstecken und recht gefahrlos im Flachwasser surfen.

Surfschulen & Shops: Wer nach Dugi Otok kommt, sollte (Ersatz-)Material dabei haben – es gibt keine Surfschulen oder Shops.

Alternativprogramm: Dugi Otok ist keine Partyinsel. Dafür gibt’s hier tolle Natur, Klippen und glasklares Meer. Einen Besuch wert ist auf jeden Fall der Naturpark Telascica im Süden der Insel, wo man eine Wanderung entlang der Steilküste oder zum Salzsee „Mir” nicht auslassen sollte. Auch die Tropfsteinhöhle Strasna Pec kann durchaus einen Besuch wert sein, wenngleich die Öffnungszeiten hier mitunder sehr flexibel gehandhabt werden. Am Strandabschnitt Sakarun kann man auch mit Kindern gut baden, was angesichts der eher steinigen Küsten in Kroatien durchaus eine Erwähnung wert ist.

Gut zu wissen: Kroatien ist ein sehr sicheres Reiseland. Gefahr droht hier nur von Slijvovica, Pelinkovac & Co – den bekannten Schnäpsen und Likören der Region. Alkohol am Steuer wird in Kroatien nicht als Kavaliersdelikt gesehen, wer die 0,5-Promille-Grenze missachtet, zahlt ab 400 Euro aufwärts. Schuhe sind an den meisten Spots der Gegend ratsam, denn der Untergrund ist meist steinig und auch Seeigel kommen immer wieder vor. Dugi Otok besitzt keine Süßwasserquellen, Trinkwasser wird hier aus Zisternen gewonnen oder mit dem Schiff gebracht – Wasser sparsam zu verwenden ist hier also mehr als angebracht.

Dugi Otok - die besten Spots für Wingsurfer

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1 Lopata Point
Auf der Landstraße D109, die einmal quer über die Insel von Nord nach Süd führt, biegt man von Veli Rat kommend kurz hinter der Bergkuppe rechts ab und folgt dem Schild zum Parkplatz „Plaza Sakarun” auf eine kleine Schotterpiste. Achtung: Schlaglöcher! Unser Fahrer hat hier mit seinem PKW das ein oder andere Mal aufgesetzt. Sobald man das Wasser sieht, hält man sich rechts, und folgt dem holprigen Weg geradeaus bis auf die Landzunge, die auf die kleine Halbinsel führt. Die Locals haben hier einfach direkt am Wasser geparkt. Am Spot angekommen kann man direkt neben dem Auto aufbauen und auf der Leeseite der Insel ins Wasser gehen. Der Einstieg ist steinig, aber harmlos, es gibt keinen Shorebreak oder spitze Felsen. Nur die Windabdeckung der Insel kann einem auf dem Weg nach draußen das Leben schwer machen. Tipp: So weit wie möglich in Lee starten. Hier bricht keine Welle und man hat den saubersten Wind. Der Windswell dreht um gute 90 Grad um die kleine Insel herum und bricht sauber entlang der Küste bis in den tiefen Channel. So etwas wie Closeouts gibt es hier nicht, auf der Welle kommt der Jugo genau sideshore. Die Welle läuft sehr sauber, bricht aber eher langsam. Als Wingsurfer sollte man nicht zu sehr an den brechenden Teil fahren, wenn man nicht sein Foil auf den Felsen demolieren möchte. Hier droppen dann auch mal gerne Wellenreiter rein, weil sie davon ausgehen, dass der Ritt für die Wingfoiler hier vorbei ist.

Lopata auf Dugi OtokFoto: Valentin BöcklerLopata auf Dugi Otok

2 Sakarun Beach
Im Winterhalbjahr ist die türkisfarbene Bucht von Sakarun wie ausgestorben und die beliebte Bade- und Ankerbucht bildet bei Jugo aus Südost einen spaßigen Onshore-Brandungsspot zum Abreiten oder Freestylen zwischen den langgezogenen Wellen. Von der Landstraße D109 abgehend führt die Schotterpiste genau auf einen Parkplatz hinter der Fastfood-Bude „Srdelica”. Hier kann man parken. Bei starkem, auflandigem Jugo bildet sich ein kleiner Shorebreak. Der Untergrund fällt aber sehr flach und konstant ab und man kann die Wellen gut einschätzen, da diese relativ weit draußen brechen und dann gemäßigt über den flachen, sandigen Untergrund an den Strand rollen. Sakarun ist ein Spot, der etwas Waveerfahrung zum Wingen voraussetzt. Die Bucht ist in der Brandungszone nur zirka 350 Meter breit. Ein leichter Luvstau kann das Aufkreuzen etwas erschweren. Dabei nur nicht zu knapp an die Ränder fahren, dort wird es etwas steinig. Außerdem ist kurz hinter der Brandungszone eine Bojenkette gespannt, die im Sommer die Badezone abtrennt, bzw. verhindert, dass Yachten zu nah an Land ankern. Wingsurfen ist hier nicht verboten, sobald Schwimmer im Wasser sind, ist aber Vorsicht geboten.

3 Veli Rat Hafen
Genau auf der gegenüberliegenden Seite des Berges liegt die Lagune von Veli Rat. Der Zugang zum offenen Wasser ist hier so schmal, dass der südlichste Teil der Lagune, hinter der Marina, eine Art See bildet. Wir haben es leider nicht geschafft hier selber aufs Wasser zu gehen, aber laut Aussage des einheimischen Gärtners sieht man hier im Sommer ab und zu Surfer. Auch alte Surfbretter liegen hier vor den Häusern und an den Stegen. Wir stellen uns den kleinen See zwar relativ böig vor, auf dem perfekt geschützten „See” dürften aber Einsteiger auf ihre Kosten kommen. Es gibt leider keinen sandigen Einstieg, Einsteiger sollten hier unbedingt Schuhe tragen. Entlang des befestigten Ufers, auf der Westseite des Sees, kann man sich gut einen passenden Steg oder eine Treppe zum Wassern suchen. Die Straße führt direkt am Ufer entlang. In der Nähe der Bushaltestelle gibt es Parkmöglichkeiten.

4 Veli Rat Lagune
Durch die Schneise, die den kleinen See bildet, fegt der Südostwind (Jugo) genau durch und beschleunigt nordwestlich des Hafens noch mal. Hier können sich erfahrene Surfer großflächig austoben. Desto weiter man in Richtung „Natural Bridge” abfällt, umso größer wird der Chop und umso konstanter weht der Wind. Wer den Start sicher beherrscht und Höhelaufen kann, hat hier unbegrenzte Möglichkeiten. Der D109 kann man hinter Veli Rat Richtung Nordwesten weiter folgen. Diese wird dort zu einer schmaleren, jedoch weiterhin asphaltierten Straße, und führt auf direktem Weg zu der Bucht, in der wir geankert haben. Wer sich bei Jugo das Aufkreuzen zurück zum Hafen Veli Rat sparen möchte, parkt hier einfach am Straßenrand und geht von der Bucht aus aufs Wasser. Auf den ersten hundert Metern ist der Wind leicht abgedeckt und auch hier ist es relativ steinig. Aber wenn man dann erst mal draußen ist, kann man ungestört Gas geben. Auch bei Bora – was wir leider nicht mehr erleben durften – sollte die Lagune, vor allem im nordwestlichen Teil, gut surfbar sein.

Veli RatFoto: Valentin BöcklerVeli Rat

5 Soline Lagune
Wer abenteuerlustig und am besten zu zweit auf dem Wasser ist, kann bei Jugo halbwind in die gut einen Kilometer entfernte, größere Lagune von Soline rüberheizen. Hier erwartet einen dann aufgrund der langen, schmalen Form der Lagune ein größerer Chop, vergleichbar mit den Bedingungen bei starkem Peler am Lago in Malcesine – allerdings ohne Netz und doppelten Boden, denn das nächste Stück Land in Lee ist die unbewohnte Felseninsel Tramerka.

6 Natural Bridge
Diesen Spot erreicht man am besten von der Ankerbucht aus, alternativ folgt man der D109 noch weiter Richtung „Natural Bridge”. Den Einstieg dort konnten wir jedoch nicht mehr erkunden – daher gilt diese Empfehlung unter Vorbehalt. Die kleine Landzunge südöstlich der „Natural Bridge” bildet bei Bora eine etwa 300 Meter kurze, aber feine Flachwasserpiste. Achtung, nicht zu dicht unter Land fahren, da wird es irgendwann schnell flach. Auch hier muss man ein ganzes Stück kreuzen und man ist generell weit vom Einstieg weg. Also nur etwas für erfahrene Surfer und auch wenn man hier im westlichen Teil der Lagune schwer abtreiben kann, diesen Spot am besten nicht alleine erkunden.

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