ItalienSpot Guide Lago di Cavazzo

Italien: Spot Guide Lago di CavazzoFoto: Wolfgang Strasser
Italien: Spot Guide Lago di Cavazzo
Ein konstantes Windsystem, Alpenpanorama und Dolce Vita, das gibt es nicht nur am Gardasee, sondern im Kleinen auch am Lago di Cavazzo. surf stellt euch den kleinen, feinen Insidertipp im Norden Italiens vor.

Der Motor heult kurz auf, die Reifen quietschen. 100 Meter mit Vollgas-Modus über die Uferstraße. Scharfes Bremsen. Rein in die soeben frei gewordene Parklücke und erst mal durchatmen. Neidische Blicke der Mitbewerber. Jetzt noch einen 10er an der Parkuhr abdrücken und dann geht’s endlich aufs Wasser. Szenen wie diese kennt jeder, der mal an einem windigen Wochenende am Gardasee war. Natürlich gibt es gute Gründe, sich das immer wieder anzutun: Verlässliche Winde, Dolce Vita und eben das unvergleichliche Alpenpanorama machen den „Lago“ zu einem der schönsten und beliebtesten Windsurfspots Europas.

Doch weil die Alpen nicht hinter Torbole aufhören und der Gardasee nicht alleiniger Rechte-Inhaber von Berg- und Talwind ist, lohnt sich auch mal ein Blick über den Monte Baldo hinaus. Wer diesen wagt (und auf der Karte mit der Lupe sucht), entdeckt auf halbem Weg zwischen Villach und Udine mit dem Lago di Cavazzo so etwas wie den kleinen Bruder des Gardasees: Der nur 2,5 Kilometer lange und maximal 800 Meter breite See ist bislang allenfalls Insidern bekannt. Hier wacht man mit Blick aufs Wasser auf, surft den Nordwind am frühen Morgen und geht anschließend in den Relax-Modus über. Gutes Essen, reizvolle Umgebung – hier lässt es sich aushalten und entspannen – und das nicht nur bei der Parkplatzsuche, sondern auch beim Bestellen der Rechnung im Ristorante.

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  Der frühe Vogel fängt den Wurm – wie am Gardasee muss man auch am Cavazzo früh aus den Federn, um Gleitwind abzugreifen.Foto: Wolfgang Strasser Der frühe Vogel fängt den Wurm – wie am Gardasee muss man auch am Cavazzo früh aus den Federn, um Gleitwind abzugreifen.

Spot-Reporter Wolfgang Strasser war mehrmals dort – sicher nicht zum letzten Mal – und hat alle Infos mitgebracht.

Anreise: Der kleine Lago di Cavazzo liegt in Oberitalien, am Fuße der Karnischen Alpen, etwa 80 Kilometer südlich von Villach. Von München kommend erreicht man den See in knapp vier Stunden über die Autobahnen A8 und A10. Dabei fallen etwa 20 bis 30 Euro Mautgebühren an, je nach Größe des Vehikels.

Wohnen & Campen: Die Gegend rund um den Lago di Cavazzo ist unter Wanderern sehr beliebt, dementsprechend findet man zahlreiche Unterkünfte auf den üblichen Internet-Plattformen. Das Hotel Trilago am Südufer des Sees wird derzeit komplett renoviert und öffnet voraussichtlich 2019 wieder seine Pforten. Am besten steht man auf dem Campingplatz Lago 3 Comuni, dieser befindet sich direkt am See. Kontakt: www.lago3comuni.com/de/camping. Hier werden auch Kajaks und Mountainbikes vermietet. Eine Alternative ist auch der Campingplatz Val del Lago (www.valdellago.it) in unmittelbarer Nachbarschaft.

  Die Statistik ist vielversprechend und Kennern zufolge aussagekräftig: An fast jedem Tag weht es hier morgens mit über vier Beaufort.Foto: Wolfgang Strasser Die Statistik ist vielversprechend und Kennern zufolge aussagekräftig: An fast jedem Tag weht es hier morgens mit über vier Beaufort.

Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen: Das Windsystem des Lago di Cavazzo ist im Prinzip identisch mit dem des Gardasees. In klaren Nächten kühlen sich die Luftmassen über den Alpen stärker ab als im Alpenvorland, wodurch in den frühen Morgenstunden ein kühler Bergwind aus nördlicher Richtung einsetzt. Dieser wird am Cavazzo-See zwischen den Hängen kanalisiert und verstärkt, er weht dann regelmäßig von 5:00 bis etwa 10:00 Uhr mit 12 bis 20 Knoten – Frühaufsteher sind also auch hier im Vorteil. Der Bergwind kann ganzjährig auftreten, die besten Zeiten hierfür sind allerdings Frühjahr und Herbst. Nach nächtlichen Gewittern kann der Bergwind auch am Cavazzo-See richtig stark werden, mit über 20 Knoten wehen und länger durchhalten. Eine offizielle Windstatistik existiert nicht, unter www.cheventofa.com/cavazzo.aspx lässt sich die Konstanz des Spots aber erahnen, die Gleitwindhäufigkeit dürfte deutlich über 50 Prozent liegen. Die nachmittägliche Thermik aus Süd setzt am Cavazzo-See meist nur schwach ein, in der Regel bleibt es bei fünf bis zehn Knoten. Damit eignet sich der See vor allem für Aufsteiger und Freerider – und natürlich für alle, die nach morgendlicher Windsurf-Session auch noch anderen Hobbys nachgehen wollen. Da der See aus mehreren Zuflüssen gespeist wird, sind die Wassertemperaturen, ähnlich wie am Gardasee, oft frisch, ein langer Neo kann im Frühjahr und Herbst nicht schaden.

  Cividale am Fluss NatisoneFoto: Wolfgang Strasser Cividale am Fluss Natisone

Unter http://nautilago.com gibt es zwei Webcams, die den Blick auf den See zeigen.

Surfstation: Es gibt keine Surfstation vor Ort, eigenes Material ist empfehlenswert.

  Ruhe vor dem Sturm am Lago di CavazzoFoto: Wolfgang Strasser Ruhe vor dem Sturm am Lago di Cavazzo

Alternativprogramm: Ob als Zwischenstopp bei der Durchreise ans Meer oder als finales Urlaubsziel, der Lago di Cavazzo bietet neben Windsurfen weitere Alternativen. Zahlreiche Wanderrouten, etwa zum Tagliamento, einem der letzten Wildflüsse der Alpen, lassen vor allem die Herzen von Naturliebhabern höher schlagen. Wer Adrenalinschübe sucht, kann sich diese auch bei Tandemflügen mit dem Gleitschirm holen, etwa unter www.vololiberofriuli.it. Auch die Weltkriegsfestung auf dem Monte Festa ist einen Besuch wert und wenn einem der Kopf nach Sonne und Strand steht, ist die Adriaküste ja nur knapp eine Autostunde entfernt.

Schattenseiten: Die Temperaturen im Frühjahr sind mitunter schattig, Langschläfer werden hier nicht zum Zuge kommen.

  Alles in LavendelFoto: Wolfgang Strasser Alles in Lavendel

SPOT 1: Cavazzosee

Der Cavazzo-See ist mit knapp einem Kilometer Breite sehr überschaubar. Der beste Startplatz liegt am südwestlichen Ende des Sees, hier befindet sich man in unmittelbarer Nähe zum Campingplatz Lago 3 Comuni, hier kann man am Wasser parken und aufriggen. Im Bereich des kleinen Zuflusses gibt es einige Meter Stehbereich, der Wind weht hier schräg von links. Das Wasser ist glatt und weil der See hier seine maximale Breite hat, kann man rund 800 Meter lange Schläge fahren, an seinen Manövern feilen oder freestylen. Auch wenn hier alles ungleich kleiner und beschaulicher ist als am Hotspot Gardasee, so hat sich doch auch hier eine kleine Fangemeinde etabliert, auf dem Wasser ist man jedenfalls nie alleine. Windstärken zwischen vier und fünf Beaufort (12-15 Knoten) sind die Regel, nach nächtlichem Gewitter kann es aber auch deutlich windiger werden. Wie stark es auch immer pfeifft, das Wasser bleibt glatt, mit einigen Chops zum Springen. Am Nachmittag fächelt oft eine leichte Thermik aus Süd über den See. Nun sind Anfänger, Aufsteiger oder Foil-Fans bestens aufgehoben.

surf/M3527530_4cadb741f37402e6e46387af4440c86dFoto: SURF Magazin  Diesen Artikel bzw. die gesamte Ausgabe SURF 8/2018 können Sie in der SURF App (<a href=indexf4f5.html  rel="noopener noreferrer">iTunes</a>  und <a href=index7c0f.html  rel="noopener noreferrer">Google Play</a> ) lesen – die Print-Ausgabe erhalten Sie <a href=index-3210.html target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow">hier</a> .Foto: John Carter Diesen Artikel bzw. die gesamte Ausgabe SURF 8/2018 können Sie in der SURF App (iTunes  und Google Play ) lesen – die Print-Ausgabe erhalten Sie hier .

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