Mist. Wieder Stau. Nichts geht. Ich stehe. Mein Vordermann blökt auch schon genervt. Er blökt? Ach ja, ich stehe im abendlichen „Feierabendverkehr“, inmitten einer sardischen Schafherde, von der Arbeit auf der Weide zurück zum heimischen Stall. Costa Smeralda, Megayachten, Parties der Reichen und Schönen, der Billionaires Club von Flavio Briatore. Traumstrände und Traumbuchten mit kristallklarem Wasser, dazu noch bekannte Windsurfspots wie Porto Pollo – das ist vermutlich das Bild, das die meisten spontan im Kopf haben, wenn man Sardinien ins Spiel bringt.
Aber es gibt auch noch ein anderes Sardinien, nicht weniger schön, aber ursprünglicher und entspannter – so wie rund um Oristano. Hier gibt es keine Villen, keine prunkvollen Yachthäfen. In manchen kleinen und fast menschenleeren Dörfern könnten die Häuser auch ohne Weiteres die Kulisse für einen Italowestern sein. In den Straßen zwischen den kleinen baufälligen Hütten fehlt eigentlich nur noch ein Strauch, der vom Wind getrieben die Straße entlangrollt. Zumindest Wind gibt es meist reichlich…
Hier gibt es auch keine Staus von teuren Autos, eher steckt man hinter einem Trecker oder eben mitten in einer Schafherde fest. Dabei war gerade diese Ecke von Sardinien schon vor langer Zeit dicht besiedelt und hat eine bewegte Geschichte. Schon die Phönizier siedelten hier, die Römer folgten. Auch damals galten schon die drei wichtigsten Punkte für Immobilien: Lage, Lage und Lage. Wer die Ruinen von Tharros, damals eine der bedeutendsten Städte auf Sardinien, am Südzipfel der Halbinsel Sinis besucht, wird zustimmen, dass es viel besser nicht geht. Nicht nur die gute Lage am Meer mit geschützten Häfen für fast jede Windrichtung war ein Grund für die frühe Besiedlung. Die extrem fruchtbare Landschaft mit ihren Flachwasserseen, in denen sich neben rosa Flamingos jede Menge Fische tummeln, bietet beste Bedingungen für so ziemlich jede denkbare Obst- und Gemüsesorte und auch für guten Wein, unter anderem den an Sherry erinnernden „Vernaccia“.
Und genau so groß wie das kulinarische Angebot ist auf der Sinis-Halbinsel auch das Angebot für Windsurf-Fans – von Flachwasser- und Freestylespots bis hin zu Weltklasse-Wellen ist alles dabei. Selbst unter Wellenreitern haben die Surfspots rund ums Capo Mannu einen inzwischen legendären Ruf. Manche vergleichen Capo Mannu mit Hookipa, sowohl was die Wellen als auch den mit scharfen Lavafelsen gespickten Einstieg angeht. Als ich vor 25 Jahren das erste Mal auf dem Kap stand, konnte ich nicht glauben, mit welcher Perfektion hier masthohe Wellen um die Ecke bogen. Und manche Dinge ändern sich auch nach 25 Jahren nicht.
Den gesamten Spot Guide Sardinien West mit diesen Spot-Beschreibungen und Windinformationen findet ihr HIER als PDF.
- Sa Rocca Tunda
- Capo Mannu
- Putzu Idu
- Funtana Meiga
- San Giovanni di Sinis
- Torre Grande Nord
- Torre Grande Süd