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Ein Blick aus dem Flugzeug auf die Inseln der Ägäis offenbart meist den immer gleichen Anblick: Tiefblaues Meer, kahle Landschaft. Dass die Inseln Griechenlands einst nahezu komplett bewaldet waren, erscheint heute völlig abwegig, aber nicht minder wünschenswert, wenn man gerade mal wieder in der griechischen Sommerhitze brütet. Weil aber in der Antike Unmengen an Holz für den Bau der Flotten und als Brennholz für die vielen Badeanstalten benötigt wurden, musste der Wald vielerorts weichen. Regenfälle schwemmten die Erde weg, zurück blieb kahles Land.
Lefkada im Ionischen Meer ist insofern eine Ausnahme: Steile Klippen, unwegsames Gelände mit Bergen jenseits der 1000-Meter-Marke, grüne Täler. Lefkada – beziehungsweise Lefkas, wie es auch genannt wird – blieb aufgrund seiner schlechten Zugänglichkeit von einem ähnlichen Schicksal weitgehend verschont. Bis heute findet man hier dichte Eichenwälder, Bäche und sogar kleine Wasserfälle, die nach einer ausgedehnten Wanderung eine willkommene Abkühlung bedeuten können.
Und auch der Kelch des Massentourismus mit all seinen Schattenseiten ging an Lefkada irgendwie vorüber. Im Sommer sind die Strände natürlich gut gefüllt, Hotelburgen und Partymeilen sind hier aber die absolute Ausnahme, es dominiert nach wie vor unverfälschter, griechischer Lifestyle.
Auch Windsurfern bietet Lefkada die Möglichkeit, sich abseits des Mainstream zu bewegen. Auch Windsurfern bietet Lefkada die Möglichkeit, sich abseits des Mainstream zu bewegen. Sicher nicht in Vasiliki, dem international bekannten Top-Spot im Süden der Insel. Schon eher aber am Milos Beach, einer so attraktiven wie windigen Alternative im Norden. Die Tatsache, dass auf Lefkada nicht der Meltemi, sondern eine westliche Thermik für die Belüftung zuständig ist, sorgt dafür, dass die Tage hier meist entspannt beginnen. Morgens weht es nur leicht – ideal für alle Windsurf-Aufsteiger oder um bei einer ausgedehnten Wanderung oder per Mountainbike die Umgebung kennenzulernen.
Je stärker die Sonne einheizt, desto besser kommt ab Mittag auch die Thermik in Gang. 20 Knoten sind keine Seltenheit, ein Revier mit Starkwind wie der Westen Kretas oder Karpathos ist Lefkada aber nicht. Auch deshalb kommen auf Lefkada vor allem Familien zum Zug. Die Tage sind gut planbar, die Wege kurz und im Laufe eines typischen Windtages findet jeder – egal ob Aufsteiger oder Crack – sein Glück.
Die besten Windsurf-Spots auf Lefkada
1) Vasiliki
Wer in der Bucht von Vasiliki ankommt, kann nicht glauben, dass hier überhaupt Wind wehen kann – auf drei Seiten ist das Örtchen von hohen Bergen abgeriegelt. Kündigen aber von Westen her über die Berge drückende Wolken den „Eric“ genannten Wind an, kann man sich schon mal startklar machen. Im Sommer zieht es dann am Nachmittag regelmäßig mit 15 bis 20 Knoten durch, am Kiesstrand im Norden der Bucht startet man dann mit Wind von rechts. Auch richtig starke Tage mit über 25 Knoten sind regelmäßig drin, wenngleich es hier immer etwas böig ist. Eingeschlossen von drei Seiten surft man hier sehr sicher, ein kleiner Stehbereich am Ufer und das Savety-Konzept der großen Surfcenter vor Ort tragen dazu bei, dass hier niemand Angst haben muss, abzutreiben. Auf dem Wasser bleibt es bei Flachwasser bis leichtem Chop – ideal, um an seinen Manövern oder Freestyletricks zu feilen. Da es am Vormittag meist leicht und auflandig aus Süden weht, kommen hier auch Anfänger und Kinder voll auf ihre Kosten, was die Bucht von Vasiliki zu einem idealen Familienrevier macht. Auch, dass man hier in fußläufiger Entfernung wohnen kann und es neben top ausgestatteten Surfcentern auch sämtliche weitere Infrastruktur wie Supermärkte und Restaurants im Ort gibt, trägt maßgeblich zur Entspannung bei – mit dem Auto fährt man hier nur, weil man will, nicht weil man muss.
2) Milos Beach/Agios Ioannis
Deutlich unbekannter, aber nicht minder interessant als Vasiliki, ist der Spot am Milos Beach im Norden der Insel. Hier treffen sich Windsurfer aus Deutschland, Italien, Österreich, Kroatien und auch einige Locals, denn der 4,5 Kilometer lange Strand mit seinen karibischen Wasserfarben gehört zu den besten Thermikspots der Ionischen Inseln. In Strandnähe gibt es viele Übernachtungsmöglichkeiten jeder Preisklasse und auch eine Surf- und Kiteschule, welche Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene anbietet und auch Material verleiht. Einige Strandbars, nette Tavernen sowie Liegestuhl- und Sonnenschirm-Verleih runden das Paket ab. Von Mai bis September ist Agios Ioannis ein verlässlicher Thermikspot mit moderatem Gleitwind zum Freeriden, Slalomheizen, Foilen und Freestylen. Bei wenig Wind bleibt das Wasser recht glatt, weht es mit 20 Knoten, gibt’s sogar einige Chops zum Springen. Ähnlich wie in Vasiliki kommt auch hier die Thermik meist am Nachmittag in Gang. Für Aufsteiger ist Milos ebenfalls nicht schlecht, da der Wind, je nach Einstiegsstelle, sideshore von links bis nahezu auflandig kommt und ein Abtreiben damit kaum möglich ist. Im Wasser gibt’s teilweise Kies, Sand, aber auch einige Steinplatten. Am Milos Beach Resort und am Nordende ist der Hot-Spot der Kiter! Am Einstieg am Südende der Bucht gibt es keine Kiter, womit Windsurfen und Kiten gut getrennt ist und es auch im Wasser keine Probleme gibt.
Wenn ein Tiefdruckgebiet über Süditalien liegt und der Wind dadurch mehr aus nordwestlicher- bis nördlicher Richtung kommt, gibt es sogar mal über 25 Knoten und eine nette Dünungswelle von einem bis zwei Meter Höhe.
3) Limni Amvrakia
Limni Amvrakia ist ein unter Windsurfern völlig unbekannter rund vier Kilometer langer See. Er befindet sich auf dem Weg von Lefkada nach Patras und ist ca. 70 km entfernt von Milos Beach. Man folgt der Straße 42 Richtung Agios Nikolaos, dann weiter auf die E55 nach Amfilochia und dann in südlicher Richtung bis an den See. Am Nordostufer angekommen biegt man dann rechts ein auf einen Feldweg, den Platz am Seeufer muss man sich allenfalls mit ein paar Schafen teilen. Wenn für diese Wetterstation (www.windfinder.com/forecast/bouka) einige Knoten Thermik aus West bis Nordwest angesagt sind, kann man mit Gleitwind rechnen, dieser weht vor Ort dann aus nördlicher Richtung aus den Bergtälern heraus mit 15 bis 20 Knoten über den See. Das Wasser bleibt glatt und hat Trinkwasserqualität!
Ob hier noch andere Windsurfer sind? Woife Strasser berichtet: „Als ich das erste Mal dort war, traf ich eine Frau, die gerade die Schafe rauslies und wollte mich erkundigen, ob ich auf dem See windsurfen darf. Leider konnten wir uns in keiner Sprache verständigen. Wir lachten beide und die Dame sah mich ein wenig verdutzt an, als ich mein Material zum Wasser getragen habe. Sie hat einen Windsurfer vermutlich zum ersten Mal gesehen. Seitdem war ich noch ein paar Mal da. Windig war es immer.“
Revier-Infos Lefkada
Anreise
Die Insel Lefkada befindet sich rund 200 Kilometer nordwestlich von Patras und ist damit deutlich schneller zu erreichen als die bekannten Spots in der Ägäis. Wer etwas Zeit mitbringt, kann die gut 2000 Kilometer von München auch mit dem Womo abreißen, entspannter ist meist die Anreise mit der Fähre ab Venedig oder Ancona nach Igoumenitsa. Etwas teurer ist die Anreise über Patras und auch der letzte Abschnitt bis nach Lefkada dauert dann mit gut drei Stunden doppelt so lang wie von Igoumenitsa. Fährverbindungen findet man z.B. unter www.anek.gr oder www.minoan.gr. Im Normalfall gibt es auch Direktflüge von vielen Flughäfen nach Preveza, von dort erreicht man Lefkada dann innerhalb von 30 Minuten mit dem Leihwagen. Die Insel Lefkada ist mit dem Festland über eine Drehbrücke verbunden, die im Zwei-Stunden-Takt für einige Minuten für Segler und Motorboote geöffnet wird, die durch den Kanal fahren.
Wohnen & Campen
Als Basis für einen Aufenthalt auf Lefkada eignen sich Vasiliki im Süden der Insel und Milos Beach im Norden gleichermaßen. An beiden Spots gibt es eine Vielzahl von Wohnmöglichkeiten unterschiedlichster Preisklassen. In Vasiliki kann man auch in unmittelbarer Nähe zu den Surfstationen wohnen, Infos findet man z.B. unter
Auch einen Campingplatz (www.campingvassilikibeach.com) gibt es in Vasiliki und das keine 50 Meter vom Wasser entfernt. Viele weitere Angebote zu Hotels und Apartments findet man bei den üblichen Portalen im Internet.
Auch am Milos Beach gibt es diverse Wohnmöglichkeiten, die nächsten Campingplätze sind
Sie befinden sich allerdings einige Kilometer entfernt. Wer in Milos wohnen möchte, sollte sich eher am Südende der langen Bucht einquartieren, hier befindet sich der beste Einstieg für Windsurfer. Im nördlichen Teil dominieren hingegen die Kiter.
Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen
Lefkada wird – im Gegensatz zu vielen anderen Revieren in Griechenland – nicht vom Sommerwind Meltemi, sondern von einer Thermik versorgt. Diese entwickelt sich vor allem während der Sommermonate von Juni bis September infolge der Temperaturunterschiede zwischen Wasser und dem heißen Hinterland. Sowohl am Milos Beach als auch in Vasiliki beginnen die Tage demnach entspannt, bei einer leichten Brise kommen dann vor allem Ein- und Aufsteiger auf ihre Kosten. Gegen Mittag dreht der Wind dann auf West und kündigt die stärker werdende Thermik an. In Milos weht diese deutlich öfter und stärker als es die Windstatistik vermuten lässt (die Windfinder-Statistik wird am Flughafen, ca. 20 Kilometer entfernt, erhoben). In der Regel weht es bei einer Vorhersage aus westlicher Richtung von acht bis zwölf Knoten in der Praxis ab Mittag bis zum Abend mit zwölf bis 20 Knoten. Lefkada-Experten wie unser Spotreporter Woife Strasser beziffern die Gleitwindquote in Milos während der Sommermonate auf gut 50 Prozent.
In Vasiliki kündigen von Westen über die Berge drückende Wolken den kommenden Wind – „Eric“ genannt – an. Hier kommen auch mal sehr starke Tage mit über 30 Knoten vor, im Mittel bleibt es allerdings bei 15 bis 20 Knoten. Locals berichten allerdings auch, dass die Windhäufigkeit während der letzten Jahre etwas zurückgegangen ist. Trotzdem kann man auch hier im Sommer mit rund 40 Prozent Gleitwind rechnen.
25 Grad Wasser, 30 Grad Luft – im Hochsommer reicht auf Lefkada locker ein Shorty, nur in der Nebensaison (Mai/September) kann ein 4/3er-Langarmneo ratsam sein. Unterm Strich bieten die Windbedingungen auf Lefkada also für jeden etwas – ideal also für Familien und surfende Paare.
Surfstationen
Auf Lefkada gibt es gleich mehrere Surfcenter, sodass man auch ohne eigenes Material anreisen kann. Es werden Kurse und Camps angeboten und neben Windsurfmaterial auch SUP-Boards und anderes Wassersportgerät vermietet. Auch das Einlagern eigenen Equipments ist möglich.
Vasiliki
Milos Beach
Alternativprogramm
Lefkada ist relativ ursprünglich und von den Auswüchsen des Massentourismus weitestgehend verschont geblieben. Die Insel ist zwar nur rund 35 Kilometer lang, erhebt sich aber bis auf über 1100 Meter Höhe und bietet zahlreiche tolle Wander- und MTB-Routen.
Der wohl bekannteste Strand Porto Katsiki (ca. fünf Kilometer südwestlich von Vasiliki) liegt traumhaft zwischen weißen Klippen und ist nur über eine steile Treppe erreichbar. Für einen Ausflug mit der Familie und kleineren Kindern lohnen sich die leichter zugänglichen Strände Pefkoulia oder Kathisma.
Nidri an der Ostküste gilt als der touristischste Ort Lefkadas. Wer also auf Trubel, eine große Shoppingmeile und Nachtclubs nicht verzichten möchte, ist hier bestens aufgehoben.
Gleich in der Nähe der Stadt Nidri wartet ein weiteres, aber lohnenswertes Ziel: Ein kleiner Pfad führt durch eine Schlucht direkt zu den Nidri Wasserfällen. Diese sind nicht sehr groß, aber umgeben von wunderschöner Natur. Die natürlichen Becken eignen sich perfekt für einen Sprung ins kühle Nass!
Fernab der klassischen Touristenziele gibt’s auf der ganzen Insel kleine Fischer- und Bergdörfer, mit ursprünglichem Charme. Das Fischerdorf Agios Nikitas unweit von Milos Beach ist ein solches – im Dorf sind keine Autos erlaubt, besonders in der Nebensaison könnt ihr hier noch die Ruhe genießen.
Die Burg von Santa Maura kann man bei der Anreise eigentlich nicht übersehen. Die Festung wurde um das Jahr 1300 zum Schutz der Insel erbaut und befindet sich auf dem Festland direkt vor der Drehbrücke nach Lefkas.
Zu guter Letzt sei euch noch ein Bootstrip in Richtung der Insel Meganisi ans Herz gelegt. Dabei wird oft auch die Höhle von Papanikolis angefahren. Diese war im 2. Weltkrieg ein Versteck für U-Boote und gibt heute ein schönes Fotomotiv ab.