Spotguide SüdfrankreichDie besten Windsurfspots von Perpignan bis Montpellier

Jean Souville

 · 14.10.2022

Spotguide Südfrankreich: Die besten Windsurfspots von Perpignan bis MontpellierFoto: Jean Souville
Südfrankreich: 18 Windsurfspots von Perpignan bis Montpellier
Südfrankreich - kaum ein Landstrich ist mit mehr Windsurf-Spots gesegnet. Und kaum jemand kennt sich dort derart gut aus wie Local und Fotograf Jean Souville. Im ersten Teil unseres großen Guides verrät er euch die Spot-Perlen zwischen Perpignan und Montpellier.

Es ist unmöglich diesen Artikel zu schreiben, ohne ein paar Worte über den Chef dieser Region zu verlieren: Von der Grenze zu Spanien bis zum Osten der Region Languedoc-Roussillon macht er alles – das Wetter, er säubert die Luft und das Meer, macht Strom und Windsurfer glücklich. Der Tramontana ist hier nicht wegzudenken, ohne ihn wäre die Gegend nicht dieselbe.

Diese Windsurf-Spots in Südfrankreich stellen wir in diesem Artikel vor:

Die Statistik der letzten 25 Jahre weist für die Region Languedoc-Roussillon im Schnitt 220 Tramontana-Tage pro Jahr mit mehr als 30 Knoten aus, die thermischen Südwinde im Sommer kommen noch hinzu. Wer ein guter Windjäger ist und es darauf anlegt, wird nahezu täglich ein Plätzchen mit Gleitwind finden. Die "fanas du windsurf" in Person von Annie und Andre Fouarge zeigen wie’s geht: Beide sind weit über 60 Jahre alt, leben seit 18 Jahren am Etang de Leucate und werden mit jedem neuen Lebensjahr immer Surf-verrückter. Letztes Jahr war Annie an 300 Tagen windsurfen. Zehn Tage verpasste sie, weil sie verletzt war. Es ist hier deutlich wahrscheinlicher, einen Tag am Strand zu verbringen, weil es zu windig ist, als dass es keinen Wind hat.

Stärke zwölf – das ist andernorts ein Orkan, hier ist es ein starker Tag von vielen. Aus dem Auto zu kommen ist hier manchmal eine Mission, mit dem Wohnwagen oder Wohnmobil wird es mitunter auch ungemütlich oder sogar gefährlich. Doch wer sich auskennt und sich an meinen Tipps orientiert, findet immer ein surfbares Plätzchen.

Die besten Surfspots in Südfrankreich zum Durchklicken:

Grandiose Kulisse, kernige Bedingungen – nicht nur am Etang de Bages gibt's diese verlockende Kombination.
Foto: Jean Souville

Allgemeine Infos zum Surftrip nach Südfrankreich

Anreise

Mit dem Auto reist man über ein gut ausgebautes Autobahnnetz an (1200 Kilometer ab München und Köln). Die Maut fällt recht happig aus, etwa fünf Eu­ro für 100 km sollte man einplanen.

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Jean’s Tipp: Viele Billigflieger von diversen deutschen Flüghäfen steuern Perpignan an – wer einen Spontantrip plant, sollte die Angebote unbedingt checken!

Wind, Wetter & Neoprenempfehlung

Der Tramontana entspringt den kalten Höhenlagen der nahen Pyrenäen und kommt meist aus Nordwest. Am stärksten und häufigsten weht er in der Zeit von September bis April, dann oft auch mit Sturmstärke. Ein kleines Segel und dicker Neo sowie Schuhe sollten dann unbedingt ins Gepäck! Aber auch im Sommer kann es starke (und kühle) Tage geben, ein 4/3er-Neo reicht dann aber locker. Klassischer Tramontana weht am stärksten in der Gegend um Port La-Nouvelle. Bei nördlicherem Einschlag wird es bei Argeles am stärksten, westlichere Richtungen schlagen bei Palavas voll durch. An vielen Spots weht der Wind ablandig, gerade in der Winter- und Übergangszeit sollte man nicht alleine aufs Wasser und die Bedingungen nicht unterschätzen – das nächste Stückchen Land ist Tunesien. Sicherer und perfekt für Aufsteiger sind die oft stehtiefen Seen (franz.: Etang). Hierfür sollte immer eine Seegrasfinne im Gepäck sein! Zusätzlich gibt es in den Sommermonaten teilweise thermisch verstärkte Tage mit Wind aus Ost oder Südost (Marin).

Wellen

Wellen gibt es bei Tramontana eher sporadisch, diese sind dann vergleichbar mit Pozo auf Gran Canaria. Seltener Süd- oder Südostwind baut auch hohe Wellen auf, dreht der Wind dann auf Tramontana, kann es für ein paar Stunden feinste Sideoffshore-Bedingungen geben.

Wohnen & Campen

Für beide Optionen gibt es unzählige Möglichkeiten, sofern man nicht im Juli oder August unterwegs ist. Dann ist ganz Frankreich gleichzeitig im Urlaub, ohne Vorbuchung und dickes Portmonee geht dann kaum etwas. Die Vor- und Nachsaison sind deutlich günstiger. In Frankreich ist es durchaus üblich, sich beim Tourismusbüro nach freien Zimmern zu erkundigen, viele Vermieter melden ihre Kapazitäten dort auch in Zeiten des Internets. In der Nebensaison wird wildes Campen vielerorts toleriert, zur Hauptsaison wird konsequent abkassiert! An vielen Stränden gibt es Höhenbeschränkungen von 1,90 Meter.

surf-Tipp: Einen Überblick über die zahlreichen Campingplätze gibt es auch mittels der App Camping Cheque.

Surfschulen und Surfshops

Auch diesbezüglich ist die Region gut erschlossen. Allerdings sind die Preise für Leihmaterial im Vergleich meist hoch, 25-30 Euro/Stunde sind happig.

Sicherheit

Dieses Thema können wir leider nicht aussparen, Südfrankreich kann ein heißes Pflaster sein. Vor allem in der Hauptsaison sollte man möglichst keine Wertsachen im Auto lassen und dies, durch freien Blick ins Auto, auch zeigen, denn oft wird „auf Verdacht“ aufgebrochen. In den Städten sind bewachte Parkplätze empfehlenswert – Garantie ist auch dies keine.

Und sonst?

Städte wie Montpellier sind sehenswert und bei Flaute eine Reise wert. Auch die Höhlen von Trabuc oder Clamouse sollte man sich nicht entgehen lassen.

Die besten Surfspots in Südfrankreich

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1) Argeles

An Tagen mit etwas nördlicherem Einschlag und viel Wind ist es hier am Plage Racou und Plage Argeles wie in Pozo auf Gran Canaria – kleine aber sprungtaugliche Windwelle und kerniger Sideonshore-Wind von links. Die Locals surfen oft auch vor dem wunderschönen Örtchen Collioure, um größere Chops zum Springen zu erhaschen, allerdings kommt man dort aufgrund der vielen Felsen nur mühsam ins Wasser. Bei seltenem Südwind gibt es ein paar Wellen mit Wind von rechts. Dieser weht hier oft stark, wenn am Rest der Küste zehn Knoten fächeln. Mitunter bricht etwas Shorebreak am schönen Sandstrand.

2) Saint-Cyprien

Die Bedingungen sind ähnlich zu denen in Argeles, nur der Wind ist im Normalfall besser, die Welle dafür etwas kleiner. Bei starkem Nordwind findet man am nördlichen Ortsausgang trotzdem gemäßigte Wavebedingungen mit Wind von links. Dank eines Sandstrandes und viel Platz kann man hier auch als Wave-Einsteiger Spaß haben, parken kann man direkt am Strand. Bei Wind aus Südost werden die Wellen hier auch amtlich, dann wird es wegen des Shorebreaks allerdings mühsam, raus zu kommen.

3) Sainte-Marie

Bei Tramontana lässt man diesen Spot am Canet Plage besser aus, weil die Bauten am Ufer den Wind zu böig werden lassen. Bei Südostwind kann man hier aber gute Tage mit kraftvoller Welle und schräg auflandigem Wind von rechts erleben – aber ebenfalls kernigem Shorebreak.

4) La Franqui

Der Tramontana schlägt hier als erstes zu, weht oft stark, fast ablandig und sorgt für glattes Flachwasser zum Heizen. Bei nörd­licher Richtung gibt’s auch mal ein paar Rampen zum Springen. In unmittelbarer Nähe liegen Hotels und Restaurants, geparkt werden kann direkt am Spot. Bei Südost gibt es auch ordentliche Wellen, dreht der Wind dann auf Tramontana, locken für einige Stunden perfekte Down-the-Line-Bedingungen!

Jean’s Tipp: Zum Essengehen ins Le Bleu und das Le Buzz in La Franqui!

5) Les Coussoules/Le Rouët

Ähnlich wie in La Franqui sorgt Tramontana hier für perfektes Flachwasser zum Speeden und Tricksen, der Wind weht bei Nordwest sogar noch ein wenig ablandiger und oft deutlich stärker als auf den Binnenseen. Auch bei Südost und Welle ist dieser Spot fahrbar, dann ist der Winkel aber in La Franqui etwas besser. Die Anfahrt ist ein wenig tricky – von Süden kommend fährt man über die D709 am Etang de la Palme vorbei und biegt bei den Salinen dann rechts auf den breiten Sandstrand ein. Aktuell wird von offizieller Seite erwogen, den Zugang mit dem Auto zum Strand zu verbieten, eine endgültige Entscheidung steht aber noch aus.

6) Etang de Leucate

Hier schlägt das Herz der Windsurfregion Languedoc-Roussillons – der Salzwassersee von Leucate bietet gleich mehrere Spots, an denen man sicher und großteils im stehtiefen Wasser an seinen Manövern feilen kann. Einzig das Seegras kann nerven, eine entsprechende Finne sollte, wie auf den meisten Seen, im Gepäck sein! Ganz im Norden des Sees befindet sich der Spot Le Goulet (a), wo es einen Campingplatz direkt am Spot, teilweise Stehrevier und das Wesh Center mit dem aktuellsten Material von Naish sowie eine Bar gibt. Auch bei Hack ist das Wasser hier noch glatt, im Wasser liegen vereinzelt Steine. In der Nachbarbucht Les Pecheurs (b) geht’s ruhiger zu, das Wasser ist tiefer, der Chop etwas größer. Vor Ort befindet sich die Surfschule Fun Club. Der Spot Eole ist von einer Sandbank abgegrenzt und dadurch etwas kleiner, dafür besonders flach und sicher und für Aufsteiger ein Top-Tipp. Außerdem kann man hier auch bei Ostwind super aufs Wasser. Bekannt für sein großes Stehrevier ist auch der an der Straße gelegene drei Kilometer lange Parc a Huitre (c), wo man mehrere Einstiegsmöglichkeiten findet. Der Wind weht hier auflandig, Abtreiben ist unmöglich. In La Coudalere (d) am Südende des Sees bauen sich bei starkem und hier auflandigem Tramontana sogar ein paar Wellen zum Springen auf. Vorsicht ist lediglich vor den Austernbänken in der Seemitte geboten!

Local Tipp: Pizzeria Porto Fino/Leucate.

7) Etang de la Palme

Kleiner als der See von Leucate und von Kitesurfern stark frequentiert, ist dieser stehtiefe See trotzdem einen Besuch wert. Ein Traum für Aufsteiger! Wenn der Tramontana lange weht und das Wasser hi­nausdrückt oder lange kein Niederschlag fällt, wird es über den Sandbänken mitunter ziemlich flach.lich flach.

8) Port-La-Nouvelle

Hier ist immer viel los – das liegt vor allem daran, dass hier der Tramontana meist zuerst beginnt und am längsten durchhält. Auch die Spotbedingungen tragen mit perfektem Flachwasser für Speed, Manöver und Freestyle dazu bei. Auch bei 30 Knoten Wind stört hier keine Welle dein Manöver, die du direkt in Lee des Sandstrandes zirkeln kannst! Problematisch ist derzeit nur der Zugang zum Spot – bislang konnte man mit dem Auto direkt auf den Strand, dies wurde jetzt von Seiten der Behörden verboten. Geparkt werden muss jetzt etwa 500 Meter vom Wasser entfernt, weshalb einige Surfer nun lieber in Les Coussoules aufs Wasser gehen. Bei Südost laufen amtliche, aber chaotische Wellen an den Strand, der Wind weht dann schräg auflandig von rechts. Einstieg in Luv der Hafenmole.

9) Gruissan

Der Spot des weltbekannten Defi, der größten Windsurfregatta der Welt. Jedes Jahr fahren hier 1000 Surfer gleichzeitig um die Wette. Vor den Chalets ist der Wind noch etwas böig, weiter in südlicher Richtung wird der Wind konstanter und man kann kilometerlang mit Vollgas in Lee des endlosen Sandstrandes entlangrasen und Manöver üben. Insgesamt ist der Tramontana hier etwas leichter als in Port-La-Nouvelle, was oft auch ein Vorteil ist. Die Infrastruktur ist perfekt: Windsurfcenter, Shops, Campingplätze, Duschen, Toiletten und Restaurants – hier kann man’s aushalten. Wind aus östlichen Richtungen schaufelt nette Wellen an den Strand, Waverider haben dann auf der linken Seite des Kanals ihren Spaß.

10) Etang de Mateille

Wem Gruissan bei starkem Tramontana zu gefährlich (weil ablandig) ist, der kann ganz in der Nähe, am Etang de Mateille, völlig sicher im stehtiefen Wasser an seinen Manövern üben. Nordwestwind weht hier oft etwas weniger konstant als am Gruissan Plage. Bei Südostwind ist der kleine See ebenfalls ein guter Platz. Vor Ort befindet sich das Gruissan Sailing Center.

11) Etang de Bages/Sigean

Zwischen Narbonne und Port-La-Nouvelle ist die Kernregion des Tramontana, hier hackt es oft unbarmherzig. Zwei Spots sind in dieser Ecke interessant: Der erste befindet sich am Nordostufer des Sees. Man startet von La Nautique – hier befindet sich auch die Surfschule Societe Nautique de Narbonne – in Richtung des kleinen Örtchens Bages. Der Blick ist einmalig und man kann hier wunderbar seine Bahnen ziehen.

Der zweite Spot liegt am südlichen Ende des Sees, bei Sigean, in Port Mahon. Die Aussicht ist weniger schön, die Bedingungen – Flachwasser und kleiner Chop zum Springen – aber trotzdem toll. Das kleine Center Cercle Nautique Corbières befindet sich direkt am Spot.

2) Cap d’Agde

Tramontana surft man hier am besten etwas nordöstlich des Kaps am Marseillan Plage, wo der Wind eine schöne Speedpiste formt. Ein Highlight ist Cap d’Agde bei starkem Südost: Am Plage Richelieu, in Lee der Hafenmole, laufen dann cleane Wellen mit Sideshorewind von links, die gut zum Springen und Abreiten sind. Erfahrung ist gefordert, denn die Strömung kann stark werden und der Abstand zwischen den Molen ist nicht allzu groß. Vier Kilo­meter nordwestlich liegt der Spot La Tamarissiere, hier hat man bei starkem Westwind gute Chancen auf ein paar moderate Wellen mit Wind von rechts.

13) Etang de Thau

Ein wenig in Vergessenheit geraten ist dieser See zwischen Cap d’Agde und Montpellier. Einsteigen kann man gut am Hafen von Meze, aber auch in Richtung Marseillan finden sich diverse Einstiegsmöglichkeiten. Der See ist vielerorts stehtief, einzig einige Muschelbänke, Seeigel und Kiter können den Flachwasser-Spaß trüben.

14) Etang d’Ingril

Der kleine Etang d’Ingril ist vielerorts nur 50 Zentimeter tief, also Vorsicht mit langen Finnen! Für Aufsteiger und Trickser ein kleiner Geheimtipp, der auch in der Haupsaison nicht zu voll wird. Vor Ort befindet sich die mobile Surfstation Tramontana mit Material von Hot Sails Maui. Auch mit sommerlicher Thermik ein guter Ort zum Cruisen.

15) Palavas/Aresquiers

Ein toller Spot für Slalom, Speed und Freestyle bei Tramontana, weil man direkt in Lee des Strandes fahren kann und der Wind „perfekt“ ablandig (und leider manchmal etwas böig) weht. Bei Südost-Wind gibt’s dicke Wellen, allerdings ist der Einstieg manchmal knifflig, weil der Wind auflandig weht und ein wenig Shorebreak hinzukommen kann. Am besten ins Wasser kommt man rechts der Hafenmole, allerdings tummelt sich hier auch die Wellenreitszene von Montpellier. Viele Windsurfer fahren deshalb weiter nach La Grande Motte.

16) La Grande Motte

Vor allem bei starkem Wind aus Ost-Südost lohnt sich die Fahrt an Montpelliers beliebtesten Wavespot. Die Hafenmole sortiert die Wellen, so dass man in Lee davon recht einfach durch die Brandung kommt und die Wellen mit Wind von links schön abreiten kann. Allerdings sorgt die Mole auch für etwas böige Bedingungen im Uferbereich. Selbst in der Nebensaison ist hier auf dem Wasser viel los. Südwestwind bringt schöne Freeride-Bedingungen, Tramontana wird hier abgedeckt und ist daher kein Tipp.

17) Le Grau du Roi

Ein interessanter Spot, denn er funktioniert ebenfalls bei verschiedenen Wetterlagen: Bei Südost kommt man hier in den Genuss von Side­shorewind (von links) und gemäßigten Wellen. Weht der Tramontana etwas westlicher, geht sich eine nette Freeride-Session mit schräg auflandigem Wind von rechts und ein paar Chops zum Springen allemal aus.

18) Port-Camargue

Hat der Tramontana einen westlicheren Einschlag ist der Plage Sud bei Port-Camargue ein guter Spot mit Bump & Jump-Bedingungen von rechts. Ab und zu verirrt sich sogar mal eine kleine Welle an den großen, sichelförmigen Sandstrand. Dieser Spot befindet sich an der Grenze der Regionen Languedoc-Roussillon und Camargue, hier endet auch das Reich des Tramontanas.

Weiter östlich übernimmt dann König Mistral das Regiment und auch hier reiht sich Spot an Spot und auch für waschechte Wavepiloten ist hier zunehmend mehr geboten.

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Dieser Spotguide erschien erstmals in surf 3/2015

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