Spot Guide KretaZehn Top-Spots zum Windsurfen abseits von Palekastro

Griechenland: Spot Guide Kreta
Foto: Chris Sammer
Wer mal im Osten Kretas, in Palekastro, war, denkt vielleicht, er kenne den besten Spot der Insel bereits. Doch angesichts von 1000 Küstenkilometern beschleicht einen der Verdacht: Da muss es noch Geheimnisse geben. Die Doppelagenten Chris Sammer und Woife Strasser lüften für surf die Top-10 der besten Undercover-Spots Kretas.

Spots in diesem Artikel:

Nein, dies ist kein offizieller Aufruf zum Ungehorsam gegenüber Kretas Top-Spot Palekastro! Wer ohne eigenes Material auf die Insel kommt und es sich einfach machen will, der wird auch weiterhin sein Glück im Osten der Insel, am Kouremenos Beach, in Form einer beeindruckenden Windstatistik, schönem Flachwasser und vor allem bestens ausgestatteten Surfcentern finden. Doch wer mobil ist, der kann auf einer Fläche halb so groß wie Schleswig-Holstein sogar in der Ferienzeit noch echte Geheimspots entdecken.

Damit du nicht „auf gut Glück“ durch die Sommerhitze kurven musst, verraten dir Chris Sammer und Woife Strasser, absolute Kreta-Experten, die Top-10 der besten Spots abseits von Palekastro. Mit dabei sind zahlreiche Flachwasser-Alternativen für die Sommermonate sowie Thermikspots, die funktionieren wenn der an sich so zuverlässige Meltemi mal ausbleibt, aber auch beeindruckende Spots für Wellen-Gourmets, die vor allem in der Übergangszeit zum Leben erwachen und deren Qualität man so in der Ägäis sicher nicht erwartet hätte.

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Ein bisschen Ungehorsam kann beim nächsten Kreta-Trip also durchaus nicht schaden – ganz inoffiziell, versteht sich.

Windsurf-Spots auf Kreta

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10 Kalami

Wenn der Meltemi mal ausbleibt, hast du zwei Möglichkeiten: Entweder in der Sommerhitze dahinzusiechen, oder dein Auto zu packen, die Klimaanlage aufzudrehen und in den Nordwesten der Insel aufzubrechen. Von Rethymno kommend biegt man rund 15 Kilometer vor Chania Richtung Kalami ab, geparkt wird an einem Kieselstrand westlich der kleinen Steinmole, wo es auch Toiletten, Kiosk und Duschen gibt. Und warum das alles? Weil sich bei ausbleibendem Meltemi normalerweise eine Westströmung entwickelt, die sich hier in der Souda Bay durch thermische Einflüsse auf zwölf bis 20 Knoten verstärkt. Normalerweise. Je nach Windstärke gibt’s Flachwasser oder Chop bis zu 1,5 Meter Höhe – durchaus spaßig, aber nichts Außergewöhnliches. Bleibt die westliche Strömung aus, geht hier – abgesehen von nettem Ambiente – gar nichts. Platz 10 unterm Strich.

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Häufigkeit
Exklusivität
Abenteuer-Faktor

9 Elafonisi

surf/elafonisi-4_be9ca2904407aee202a6d7c11e0ba85fFoto: Wolfgang Strasser

Die Lagunen von Elafonisi am äußersten Südwest-Zipfel Kretas sind ein Traum – das wissen aber auch die Touristenmassen, die mit Windsurfen nichts am Hut haben. Zum Glück gibt’s selbst im Sommer auf dem Wasser reichlich Platz und freien Blick auf die Ölsardinen am Strand in Luv – nur gelegentlich kommt einem beim genüsslichen Freeriden oder Tricksen ein weggewehtes Gummitier in die Quere. Meltemi aus Nordost ist hier weniger ideal, weil böig. Kommt der Sommerwind aber nördlich, bläst er frei und konstant über die Lagune und zaubert beste Flachwasserbedingungen. Im Sommerhalbjahr kommt man im Normalfall mehrmals wöchentlich aufs Wasser, am Spot dürfte sich die gesamte Familie auch abseits des Windsurfens wohlfühlen. Adventure-Faktor und Exklusivität bleiben aber weitgehend auf der Strecke, Platz 8 am Ende.

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8 Paleochora

Weit im Südwesten gelegen, ist Paleochora im Sommer nur selten ein Thema, denn der Meltemi pfeifft hier zwar tagaus, tagein, aber auch ablandig und böig. Erst bei westlicher Strömung wird es interessant, thermisch verstärkt liefert der Spot mitunter surfbare Bedingungen mit zwölf bis 20 Knoten, wenn sonst nirgends was geht. Westwind kommt sideonshore von rechts, Bump & Jump-Bedingungen mit einem Meter Welle sind dann die Regel. Wenn im Winterhalbjahr starke Tiefs aus Westen durchziehen, mutiert Paleochora zu einem Sahne-Wavespot, der grandiose Bedingungen zum Abreiten nach Lee liefern kann. Auch Südost kann gut für Waverider sein, dann mit Wind von links. Fazit: Toller Ausweichspot mit Potenzial, schade nur, dass Paleochora nicht sehr oft mit Welle funktioniert – mehr als Platz 9 ist daher nicht drin.

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7 Elounta

Diese weitgehend unbekannte Lagune befindet sich etwa 20 Kilometer nördlich von Agios Nikolaos. Sie wird durch die vorgelagerte Insel Spinalonga und die Festungsinsel Kalidon gebildet und ist bei Meltemi aus NW bis W eine Reise wert. Der Wind kommt über eine Bergkette, wird beschleunigt und weht auf dem Damm zur Insel Spinalonga schräg auflandig, bei West eher sideshore, aber böiger. Vor Ort gibt’s Flachwasser mit Teils choppigen Bedingungen – so weit, so durchschnittlich. Der Clou: Bei Vorhersagen von zehn bis zwölf Knoten aus NW und W entwickelt sich eine Thermik, die einige Knoten draufpackt. Bei starkem Meltemi kann auf der Lee-Seite des Damms bei absolutem Flachwasser mit ablandigem Wind gesurft werden – top! Weil Elounta ein quirliger griechischer Ort mit sämtlicher In­frastruktur ist, kommt hier aber nicht unbedingt Abenteuer-Feeling auf. Tipp: Das Stiffado in der Taverna Paradisos am Ortseingang ist die Reise schon wert. Bei Flaute lohnt ein Bootsausflug zur Festungsinsel Kalidon, wo bis 1954 Kretas Lepra-Kranke lebten.

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6 Istro

surf/istro-2_2bb6d1586976f00d8d3c826e88361306Foto: Wolfgang Strasser

Unweit südlich von Agios Nikolaos, der Bezirkshauptstadt Ostkretas, liegt mit Istro, auch Kalo Chorio genannt, ein Spot, der durchaus Wavepotenzial bietet und sich in zwei Buchten aufteilt: Karavostasi Beach (grober Kiesel) und Agios Panteleimon Beach (Kiesel/Sand), beide Strandabschnitte sind nur durch einen felsigen Vorsprung voneinander getrennt und von der Hauptstraße gut zu erreichen. Der Spot funktioniert bei Meltemi aus N und NNW, der nahezu auflandig weht und hat, je nach Windstärke, im Sommer bis zu zwei Meter Welle. Die Welle läuft in der Regel mit der Windrichtung, trotzdem kann man hier ganz gut springen. Parkmöglichkeiten gibt’s reichlich, Schatten ebenfalls und auch mit Supermärkten und Tavernen wird nicht gegeizt. Von Herbst bis Frühjahr, wenn die Nordstürme kommen, wird die Welle bis zu masthoch, dann gibt’s im Shorebreak ordentlich was auf die Löffel.

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5 Balos

OLYMPUS DIGITAL CAMERAFoto: Chris Sammer

Die Lagune am nordwestlichen Ende Kretas ist wie gemalt – smaragdgrünes Wasser, weißer Sand und offen für Windrichtungen von Süd, über West bis Nord lassen Balos wie das gelobte Land erscheinen. Die Lagune selbst ist knöchel- bis maximal brusttief, außerhalb kann man auch mit langen Finnen durchs türkise Wasser cruisen und das atemberaubende Ambiente genießen. Eigentlich wäre dies der Top-Spot Kretas – wäre da nicht die albtraumhafte Anreise! Entweder parkt man am Balos Beach Parking und schleppt seinen Stuff 40 Minuten den Berg hinunter zur Lagune, oder man klinkt sich bei einem der Bootstouristen ein, die tageweise regelmäßig von Kissamos oder Falasarna/Captain Nicolas hierhin aufbrechen.

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4 Tenda

Unweit der Surfhochburg Palekastro befindet sich mit Tenda ein Spot, der feinstes Flachwasser mit akzeptablen Wellen kombiniert – eine Kombi, die Tenda locker die Top-5 des Rankings entern lässt. Bei Meltemi bietet sich in Lee der Einfahrt ins Militärgelände eine kleine aber feine Manöver- und Freestylepiste mit konstantem Wind, nur der Einstieg über die Steine ist etwas knifflig. Auf der Luvseite gibt’s bei entsprechender Windstärke Rampen bis zu 1,5 Metern Höhe – Manöverlabor und Sprungareal liegen hier nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Abzüge gibt’s hier allerdings beim Abenteuer-Faktor – „abenteuerlich“ ist nämlich vor allem die Menge der herumschwimmenden Plastiktüten auf der Wellenseite. Tipp: Zur Entspannung nach der Session einen Abstecher an den nahen Palmenstrand Vai machen!

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3 Faneromeni

surf/img-5517_4c03ff4a1b38fa5d631fa39f8e411cd5Foto: Chris Sammer

Schon die Anfahrt über eine holprige Piste von Papadiokampos ist ein kleiner Vorgeschmack auf die beinharten Bedingungen, die einen bei starkem Meltemi aus NW erwarten: Ein steiniger Einstieg, Strömung, mitunter logohohe und kraftvolle Wellen und das Fehlen eines Ausstiegs im Notfall machen das Surfen hier zu einem echten Abenteuer. Die Qualität der Wellen ist aber vom Feinsten und der Spitzname „griechisches Pozo“ dürfte sich allenfalls auf die felsige Umgebung als auf die Spotqualität beziehen. Faneromeni eignet sich mit Sideshorewind von links zum Springen und Abreiten gleichermaßen – ein würdiger Vertreter auf dem Treppchen.

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2 Xerokampos

Wenn die gängigen Meltemi-Spots in der Flaute dahinsiechen, lohnt ein Ritt an den wunderschönen Spot Xerokampos, an der Südostküste Kretas gelegen. Eine leichte Strömung aus SW oder W wird hier thermisch regelmäßig auf 20 Knoten+ verstärkt, die Bedingungen am Spot sind ein Fest zum Heizen, Manöverüben oder Tricksen – und mal ehrlich: Mit dem Wissen, dass sonst nirgendwo was geht, ist es doch umso schöner! Die türkise Spielwiese teilen musst du nur selten, der schöne Strand wird im Hochsommer aber durchaus von Touristen besucht. Nur eine Sache braucht man in Xerokampos nicht: Meltemi! Dieser weht hier abartig stark und voll ablandig. Im Winterhalbjahr, wenn Sturm aus Südwest anrollt, mutiert Xerokampos zu einem Top-Wavespot mit Sideshorewind von rechts und tollen Bedingungen zum Springen und Abreiten – und dann hast du auch den Strand für dich ganz alleine.

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1 Phalasarna

surf/mikhalis-farsaris_9d0085e596593d00bd06df9e9a450f1bFoto: Mikhalis Farsaris

Der Titel geht an einen Kombispot am nordwestlichen Ende Kretas, Phalasarna liegt etwa 50 Kilometer entfernt von Chania. Am langen Sandstrand kommt Meltemi aus N bis NO schräg ablandig bis sideshore von rechts an, dann kann man bei Flachwasser und kleinem Chop seine Manöver üben. Zusätzlich befindet sich drei Kilometer südlich des Hauptstrandes, am kleinen Hafen vor der Taverne „Captain Nicolas“, ein kleiner aber perfekter Flachwasser- und Freestylespot. Der Einstieg erfolgt hier über einen Mini-Sandstrand, durch vorgelagerte Felsgruppierungen bleibt das Meer selbst bei Starkwind wunderbar flach. Der Wind bläst von rechts und ist konstanter als am Phalasarna Beach. Und das Beste: Da der Wind über die hohe Bergkette kommt, wird er beschleunigt, wodurch der Spot bereits bei einer Vorhersage mit sieben bis zehn Knoten aus NO funktioniert. Dass der Sieg an Phalasarna geht, hat aber noch einen weiteren Grund: Erwischt man einen Tag mit Starkwind aus SW bis SO, was eher im Winterhalbjahr vorkommt, kommen Wavecracks in den Genuss der vielleicht besten Welle Griechenlands: Epische Sideshore- bis Sideoffshorewind von links und krachende Wellen lassen einen dann schnell vergessen, dass es „nur“ die Ägäis ist, in der man gerade surft.

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Dieser Spot Guide erschien erstmals in surf 6/2018


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