Den 26. Februar 2023 brachte am Neuenburger See in der Schweiz die bislang höchsten aufgezeichneten Windgeschwindigkeiten. Bis zu zehn Beaufort kachelten über den See und sorgten in Yverdon am Südende für masthohe Wellen. Timothy Schwitter schnappte sich sein kleinstes Segel und ging aufs Wasser - die spektakulären Bilder seiner Session seht ihr oben in der Galerie.
Timothy berichtet von dem außergewöhnlichen Tag: “Die ‘Bise’ ist unter den Schweizer Windsurfer bekannt für konstanten, aber meist nicht allzu starken Nord-Ost-Wind. Im Winterhalbjahr ist sie bei vielen Windsurfer unbeliebt, da sie kalte Luft aus Nordosten mit sich bringt. Sie erreicht nur wenige Mal pro Jahr mehr als 30 Knoten. Die Bise vom 26.02.2023 war jedoch bei Mathod (in der Nähe von Yverdon) die stärkste Bise seit Beginn der Messungen. Der Wind nahm über den ganzen Tag kontinuierlich zu, gegen Abend blies die Bise mit knapp 100 km/h und sorgte dadurch für erstaunlich große Wellen. Diese unglaublichen Bedingungen ließen einem glatt das gegen Abend auf dem Wasser einfrierende 3.2er Segel und den vereisenden Gabelbaum vergessen. Leider war Balz Müller im Ausland, daher fehlen die von ihm gewohnt spektakulären Bilder.”
Bisensturm mit 100 km/h in Yvonand
Auch Daniel Marty war am 26. Februar auf dem Neuenburger See (französisch: Lac de Neuchatel) auf dem Wasser, allerdings etwas weiter nördlich in Yvonand. Dort schoss er die Bilder, die ihr ebenfalls oben in der Galerie weiter hinten sehen könnt. Daniel erzählt über den Sturm:
“Es zeichnete sich schon ein paar Tage vorher ab, dass es an diesem Sonntag einen außerordentlich starken Bisensturm in der Westschweiz geben wird. Wir hatten in unserer langen Windsurf-Karriere noch nie einen so starken Druckunterschied beobachtet, teilweise bis zu 11 hPa. Die Frage war nur, wie stark und vor allem wie kalt es werden würde. In der Nacht ging es an zu wehen, am Sonntag Vormittag war es bereits stürmisch. Der Peak war für den Nachmittag vorhergesagt und so gegen 12h fuhren wir nach Yvonand im Süden des Neuenburgersees, wo der Wind häufig am stärksten bläst und es einen großen sandigen flachen Bereich hat, wo die Wellen brechen. Bei der Ankunft war bereits Wind für das 3.7er, und auch die Sonne schien zwischendurch.
Es war wie am Meer, große Wellen, überall Flugwasser!
Allerdings war es bei weniger als 2 Grad Lufttemperatur bereits eiskalt. Wir entschieden uns für das kleinste Setup und hatten eine super Session bei einem mittleren Wind von 80 km/h und Böen über 90 km/h. Ab etwa 15 Uhr wurde der Wind noch stärker und wir surften fast bis Sonnenuntergang respektive zur totalen Kälteerschöpfung. Die Böen waren jetzt über den 100 km/h und das Wasser flog! Bernie Sievi liess noch einige massive Backloops und auch heftige Stürze raus! Es war wie am Meer, große Wellen gingen über die zwei Meter hohe Mole, überall Flugwasser. An diesem Abend waren wir erschöpft wie selten zuvor. Aber auch glücklich und zufrieden, dem Sturm geritten zu haben und an diesem historischen Tag mit dabei gewesen zu sein! Ein einmaliges Erlebnis!”