Die deutsche Ostseeküste gehört nicht erst seit der Corona-Pandemie zu den beliebtesten heimischen Feriengebieten. Im Sommer hoffen die Urlauber dort auf eine stabile Hochdrucklage mit sonnigem Wetter und leichten Winden. Umso überraschter sind die Strandgänger dann oft, dass der Ostwind auch bei dieser Wetterlage durchaus kräftig auffrischen kann – was dafür die Windsurfer freut. Im Winterhalbjahr fallen dagegen eisige Nordoststürme über die sonst eher zahme Ostseeküste her und sorgen für Sturmfluten in der Lübecker Bucht. Dann gibt es zwar teilweise hervorragende Wave-Bedingungen, aber die Temperaturen fordern dickstes Neopren und ein gesundes Maß an Masochismus.
Ostlage - Wetterkarte und Hochsaison
Ein sehr umfangreiches Hochdruckgebiet liegt mit seinem Schwerpunkt über Nordeuropa, es reicht mit seinem Einfluss aber weit nach Süden bis zum Alpenraum. Auf der Nordhalbkugel umkreist die Luft ein Hochdruckzentrum im Uhrzeigersinn. Folglich erleben wir an unseren mitteleuropäischen Spots eine östliche Luftströmung. Dass sich hoher Luftdruck über Nordeuropa einnistet, passiert nicht so oft. Wenn das geschieht, ist eine solche Ostlage aber sehr stabil – und kann mitunter mehr als eine Woche andauern. Das Frühjahr ist die Hochsaison dieser Großwetterlage, das trifft besonders auf den Monat Mai zu.
Besonders der Mai bringt schöne, aber auch kalte Ostwind-Lagen.
Typische Wind- und Wetterbedingungen
In der Regel weht der Wind mit drei bis fünf Beaufort aus Nordost bis Ost. Die höchsten Windstärken dieser Großwetterlage treten oft an der Ostsee samt Binnengewässern (z.B. Müritz) in Mecklenburg-Vorpommern auf – hier müssen wir uns bei dieser Wetterlage mitunter sogar auf Stärke sechs oder sieben einstellen.
Sehr lebhaft mit vier bis fünf, in Böen sechs Beaufort weht es auch im Alpenvorland, sofern die Windrichtung Nordost bis Ost ist (Leitplankeneffekt der Alpen). Den Ärmelkanal- und Nordseespots und auch den meisten Binnenrevieren bringt die Ostlage Stärke drei bis vier, in Böen auch fünf. Böig ist bei dieser Wetterlage der Wind besonders auf den Binnenseen – und wo er ablandig weht, vor allem vom Mittag bis zum Abend.
Oft begleitet freundliches Wetter diese Wetterlage, für die Küsten der Ostsee zählt diese Lage zu den sonnigsten Zeiten überhaupt. Reichlich Sonne mit Gleitwind-Garantie, und das dank der stabilen Großwetterlage über viele Tage hinweg: Die Ostseesurfer sehnen sich geradezu nach der Ostlage.
Einziger Wermutstropfen sind die Lufttemperaturen: Sie sind wegen der nordischen Herkunft der Luftmasse und ihrem Weg über die noch winterkalte Ostsee geradezu schlotterfrisch. Besonders im Mai darf der Neopren dann gerne noch dicker ausfallen.
Ostwind – zwischen milder Sommerbrise und eisigen Winterstürmen
Ein stabiles Hochdruckgebiet über Nordeuropa sorgt für Ostwind in Deutschland, sowohl an der deutschen Ostseeküste als auch am Alpennordrand kann er verstärkt werden. Besonders im Mai tritt diese Wetterlage sehr häufig auf.
Alle Teile des Wind-Specials:
- Der Westwind
- Der Ostwind auf der Ostsee
- Ora und Vento am Gardasee
- Der Föhn in den Alpen
- Der Meltemi in Griechenland
- Die Bora in Kroatien
- Der Schirokko im zentralen Mittelmeer
- Der Mistral in Südfrankreich
- Der Tramontana im nördlichen Mittelmeer
- Der Levante in Südspanien
- Die Passatwindzone
- Die Wurzeln der Passat-Winde
- Kernpassat – Im Zentrum des Passats
- Passat-Auslaufzone – Das Ende des Passats
- Interview: Klimaforscher Dr. Michael Sachweh – “Stürme jagen ist meine Leidenschaft”
- Windfinder: So entstehen Wind-Vorhersagen, das unterscheidet Forecast und Super-Forecast