RatgeberWingsurf-Material gebraucht kaufen - darauf solltest du achten

Manuel Vogel

 · 22.04.2023

Ratgeber: Wingsurf-Material gebraucht kaufen - darauf solltest du achtenFoto: Samuel Cardenas
Wingsurf-Material kann man gut gebraucht kaufen. Worauf du dabei achten solltest, um Schnäppchen von Schrott zu unterscheiden, erfährst du im großen Second Hand Guide.

1000 Euro für einen Wing, 1500 Euro fürs Board und dann noch mal 1300 für ein Foil – wer sich mit neuem Wingsurf-Material ausstattet, muss einige Scheine über die Ladentheke wandern lassen. Verständlich, dass viele Käufer sich stattdessen auf dem Gebrauchtmarkt bedienen. Weil Wingsurfen aber eine sehr junge Sportart ist, sind die Entwicklungssprünge beim Material aktuell noch groß. Damit ihr wisst, worauf ihr beim Kauf von gebrauchtem Wingsurf-Material achten solltet, um keine Niete zu ziehen, haben wie für euch im Folgenden alle wichtigen Tipps zusammengetragen.

Wings - die besten Tipps zum Gebrauchtkauf

Wer einen gebrauchten Wing kaufen möchte, steht vor einigen Fragen: Welche Größe brauche ich? Was gibt es beim Griffsystem zu beachten? Und wie erkennt man, ob der Zustand noch in Ordnung ist?

Die passende Größe

Generell kann man mit einem einzigen Wing eine sehr große Windrange abdecken. So kann man mit einem 5 qm großen Wing, die entsprechende Pumptechnik vorausgesetzt, bereits bei 12 Knoten abheben und diesen notfalls bis in den Bereich von über 20 Knoten noch fahren. Welche Größe man konkret wählen sollte, hängt vom eigenen Körpergewicht und den typischen Windbedingungen ab, in denen man den Wing nutzen möchte.

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Für Wingsurfer im Binnenland und vorherrschende Windbedingungen von sechs bis 15 Knoten gelten folgende Empfehlungen:

  • < 60 Kilo: 4,5–5 qm
  • 60–75 Kilo: 5–5,5 qm
  • 75–95 Kilo: 5,5–6,5 qm
  • > 95 Kilo: 6–7 qm

Für Wingsurfer in Küstenregionen mit regelmäßigen Windbedingungen von zwölf bis über 20 Knoten gelten folgende Empfehlungen:

  • < 60 Kilo: 4–4,5 qm
  • 60–75 Kilo: 4,5–5 qm
  • 75–95 Kilo: 5–5,5 qm
  • > 95 Kilo: 5,5–6,5 qm
Entscheidende Frage: Welches Griffsystem soll es sein?Entscheidende Frage: Welches Griffsystem soll es sein?

Mit oder ohne Fenster?

Fenster können an vollen Spots ein Plus an Sicherheit bieten. Allerdings statten die meisten Hersteller ihre Wings nur mit kleinen Sehschlitzen aus, um das Packmaß nicht zu sehr zu vergrößern – über die Fenster sollte man den Wing nicht falten. Unterm Strich würden wir Anfängern, die noch nicht sicher halsen, zu Wings mit Fenstern raten. Wer schon halsen kann, kann durchaus auf Fenster im Wing auch verzichten.

Wings ohne Fenster sind meist etwas leichter, sind an vollen Spots aber ein Nachteil - vor allem in den Händen von AnfängernFoto: Marius GuggWings ohne Fenster sind meist etwas leichter, sind an vollen Spots aber ein Nachteil - vor allem in den Händen von Anfängern

Welches Griffsystem?

Eine der Kernfragen beim Kauf eines Wings ist das Griffsystem. Hier wurde über die Jahre vieles verbessert. So hatten die ersten Wings bei fast allen Marken schmale Handles. Das Problem: Ein seitliches Verschieben der Hände war dabei nicht stufenlos möglich, wodurch man die Griffposition nicht immer passend wählen konnte. Wer einen solchen Wing kauft, riskiert also, mit ungleicher Zugverteilung wingen zu müssen – eine oft mühsame Angelegenheit. Seit der Saison 2022 geht der Trend eindeutig zu festen, kurzen Griffen. Diese bieten einen direkten Kontakt zum Wing und erlauben ein seitliches Verschieben der Hände. Auch Wings mit durchgehendem Boom sind stärker im Kommen.

Wings gebraucht kaufen - so checkst du den Zustand

Vor dem Kauf eines gebrauchten Wings, sollte man einige Erkundigungen einholen. Wie auch Segel oder Kites setzt vor allem intensive UV-Strahlung dem Material zu – es wird dann spröde und reißt bei Stürzen schneller durch. Ein Wing kann also nach einer Saison in einer Wassersportstation unter griechischer Sonne in deutlich schlechterem Zustand sein, als wenn ihn ein Wingsurfer drei Jahre lang privat in Norddeutschland genutzt hat. Ebenfalls wichtig: Sind die Ventile dicht? Vor allem Sand malträtiert beim Eindrehen der Standard-Ventile mit der Zeit die Dichtungen.

Vor allem das Standard-Ventil ist durch das Eindrehen anfällig für Beschädigungen an den Dichtungen.

Auch einen Blick auf die Nähte sollte man werfen. Im Bereich der Wingtips leiden Wings schneller, wenn sie beim Tragen über den Asphalt geschliffen oder zum Wingskaten benutzt wurden. Zu guter Letzt das Griffsystem: Kleinere Macken am Belag sind kein Problem, hängt der Grip in Fetzen, muss das den Preis drücken. Tipp für den Kauf von Wings mit festen Griffen: Hier mal die Verschraubungen prüfen und checken, ob die Griffe Spiel haben oder noch fest sitzen.

Wingsurf-Material gebraucht kaufen - Tipps zum Board

Auch beim Brettkauf stellen sich viele Fragen, die wir euch im Folgenden beantworten wollen.

Die passende Größe

Da die Lernkurve beim Wingsurfen zu Beginn sehr steil verläuft, macht ein Brettkauf im blutigen Anfängerstadium kaum Sinn. Hintergrund: Wer gerade beginnt, wird, je nach Wassersport-Vorerfahrung, ein Board mit reichlich Überschussvolumen nutzen. Sobald man allerdings halbwegs sicher Foilen und Umdrehen kann, ist ein großvolumiges Einsteigermodell eher ein Klotz am Bein. Unser Tipp für Neueinsteiger: Absolviere am Anfang einen Wingsurf-Kurs in einem Wassersportcenter – einen großen Überblick über Wassersportcenter in Europa findest du HIER. Einen ausführlichen Guide zu Fragen rund um die passende Brettgröße und den idealen Bretttyp gibt’s HIER.

Boards gebaucht kaufen - Zustand checken

Idealerweise inspiziert man das Brett vor dem Kauf auf Mängel. Liegt es am anderen Ende der Republik, sollte man beim Verkäufer folgende Erkundigungen einholen:

Deck weich?

Wurde mit einem Brett viel gesprungen, kann es weichgetreten sein. Lege das Board auf den Boden und drücke die Bereiche zwischen den Schlaufen und im Bereich der Fersen mit beiden Daumen ab. Federt das Deck sichtbar, hat sich das Laminat hier vermutlich schon vom Kern getrennt. Wird eine solche Delamination nicht repariert, reißt das Decklaminat bald ein und das Board zieht Wasser. Bei günstigem Preis kann man auch solche Boards kaufen. Zwischen 150 und 250 Euro an zusätzlichen Kosten sollte man für die Reparatur aber einplanen.

Mit festem Druck sollte man vor allem die Standfläche im Bereich der Schlaufen abdrückenMit festem Druck sollte man vor allem die Standfläche im Bereich der Schlaufen abdrücken

Risse & Löcher

Reparierte Risse und Löcher müssen kein Ausschlusskriterium sein, wenn sie ordentlich geflickt wurden. Wichtig ist nur, dass das Board kein Wasser gezogen hat, weil es in beschädigtem Zustand benutzt wurde. Problematisch sind Risse im Bereich der Standfläche sowie unter den Pads – hiervon sollte man lieber die Finger lassen.

Kaputte Schlaufen-Plugs

Schlaufen-Plugs leiern gerne mit der Zeit mal aus, denn hier wird eine selbstschneidende Schraube in einen Plug aus Kunststoff eingedreht. Diese werden beim Wingen permanent belastet. Da man die Schäden in den Plugs von außen kaum erkennt, muss man sich auf die Info des Verkäufers verlassen. Falls Plugs kaputt sind, lassen sich diese aber wieder aufmöbeln - HIER gibt’s den passenden Workshop.

Foils - Tipps zum Gebrauchtkauf

Foils lassen sich gut gebraucht kaufen, denn im Gegensatz zu Boards ist hier die Gefahr von versteckten Schäden vergleichsweise gering. Besonderes Augenmerk solltest du vor dem Kauf folgenden Aspekten schenken:

Alu-Masten können verbiegen - ein Blick schafft Klarheit

Foil-Masten

Die meisten Foils sind mit Alumasten ausgestattet. Diese sind deutlich preiswerter als solche aus Carbon, können aber bei Überbelastung (zum Beispiel bei Landungen) verbiegen. Dafür sind sie unempfindlicher gegen leichte Schläge.

Verschraubungen

Während die Verschraubung von Fuselage zum Mast in der Regel bei jeder Session gelöst wird, bleiben die Flügel oft lange Zeit mit der Fuselage verbunden. Wurden die Schrauben vor dem Eindrehen nicht gefettet, besteht die Gefahr der Kontaktkorrosion – ein Lösen ist im Extremfall kaum noch möglich. Überprüfe daher vor dem Kauf, ob sich die Schrauben drehen lassen und fette diese zeitnah neu ein.

Kratzer & Risse

Kleinere Kratzer infolge von Grundberührung gehören bei jedem Foil dazu und sind kein Grund, ein Foil nicht zu kaufen. Tiefere Furchen lassen sich schnell mit etwas Sekundenkleber und Füller aus dem Baumarkt beheben und wieder verschleifen – die entsprechenden Workshops findest du natürlich wieder unter www.wingsurf.world. Kritisch wird es bei ramponierten Wingtips oder auch aufgeplatzten Anströmkanten der Flügel – hier ist eine professionelle Reparatur nötig, die du beim Kaum mit einpreisen solltest.

Zubehör dabei?

Foils werden in der Regel mit passenden Taschen, Hüllen für die Flügel und Werkzeug ausgeliefert. Stelle sicher, dass du dieses mit dazu­bekommst.

Abschließend noch ein Tipp: Montiere vor der ersten Session dein erworbenes Foil in deinem Brett, um am Spot keine bösen Überraschungen zu erleben. In Abhängigkeit von der Dicke der Montageplatte ist es nämlich keineswegs sicher, dass die Länge der alten Schrauben für die Montage in der Box („track nuts“) auch für das neue Foil passt.

Gebrauchtes Wingsurf-Material - die Preise

Natürlich hängt das Preisniveau für gebrauchtes Wingsurf-Material im Einzelfall immer von Zustand und Alter des angebotenen Boards, Wings oder Foils ab. Trotzdem kann man Preisspannen definieren, in denen sich die Angebote bewegen (sollten).

Wing-Material, welches eine Saison benutzt wurde, wechselt in der Regel für etwa die Hälfte des regulären Neupreises den Besitzer.

Wings der Vorsaison kosten zwischen 400 und 550 Euro. Ältere Modelle aus den Anfangsjahren des Sports (2019/2020) unterliegen dagegen einem starken Preisverfall, da viele Wings aus heutiger Sicht noch nicht ausgereift waren. Teilweise wird man für 150 bis 300 Euro fündig.

Auch in Shops wie dem Surfshop Fehmarn gibt’s eine große Auswahl an gebrauchtem Wingsurf-MaterialFoto: Surfshop FehmarnAuch in Shops wie dem Surfshop Fehmarn gibt’s eine große Auswahl an gebrauchtem Wingsurf-Material

Deutlich stabiler erscheint das Preisniveau bei den Foils. Hintergrund: Hier gab es bereits langjährige Erfahrungen aus anderen Foil-Disziplinen, wodurch zwei oder drei Jahre alte Foils oft auch heute noch passabel funktionieren. Das hat zur Folge, dass auch ältere Foils noch rund 50 Prozent des Neupreises, kosten (dürfen) – im Mittel sind das zwischen 500 und 800 Euro. Werden ältere Modelle angeboten, handelt es sich hier oft um Windsurf-Foils. Diese haben meist eine längere Fuselage und oft kleinere Frontflügel und sind daher zum Wingfoilen nicht ideal geeignet.

Bei Boards gilt ebenfalls der Grundsatz: Gebrauchte Jahresware in gutem Zustand gibt’s für rund 50 bis 60 Prozent des Neupreises. Die ältesten Modelle der Jahre 2019 und 2020 sind schon für 30 bis 40 Prozent des Neupreises zu haben.

Die besten Marktplätze für Wingsurf-Material

Der Wingfoil-Markt ist aktuell extrem dynamisch, beinahe täglich kommen neue Produkte auf den Markt. Nicht nur für Neueinsteiger ist es schwer, den Überblick zu behalten. Aus diesem Grund sollte man auch dem Surfshop seines Vertrauens einen Besuch abstatten, viele Shops haben Test- oder Gebrauchtmaterial im Angebot. Die entsprechende Beratung gibt’s gratis obendrauf. Natürlich wird Material auch online gehandelt. Die wichtigsten Plattformen für den Gebrauchtkauf sind hierbei:

Auch über die Facebook-Gruppen „Surfmaterial“ sowie die „Surfer Kleinanzeigen“ oder „Kite- und Windsurf Gebrauchtmarkt“ wird man schnell fündig.

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