Festes oder aufblasbares Board?
Ähnlich wie beim Stand-Up Paddeln (SUP) gibt es auch beim Wingsurfen zwei generelle Arten von Boards: Bretter mit festem Shape, sogenannte ”Hardboards”, oder aufblasbare Konzepte, auch ”Inflatables” genannt. Während bei Hardboards viele Shape-Feinheiten umgesetzt werden können, sind die Möglichkeiten bei aufblasbaren Konzepten konstruktionsbedingt limitiert.
Sinnvoll können Inflatables vor allem bei großen Brettgrößen sein, da hier der Vorteil des kleinen Packmaßes nicht von der Hand zu weisen ist. Je kleiner das verwendete Wingboard dann wird, desto mehr schmilzt dieser Vorteil dahin. Bei einem 90-Liter-Board beträgt der Unterschied beim Packmaß zwischen einem Hardboard und einem Inflatable oft nur noch 40 bis 50 Zentimeter, dafür nimmt man dann beim aufblasbaren Konzept aber oft Nachteile bei der Performance in Kauf: So tendieren die runden Kanten der Inflatables mitunter dazu, sich in der Anfahrphase etwas festzusaugen, was entweder mehr Wind oder mehr Pumparbeit nötig macht, um abzuheben.
Im folgenden Clip stellen wir euch die Vor- und Nachteile der beiden Brettkonzepte nochmal detailliert vor.
Unabhängig davon, ob man sich für ein festes Board oder ein aufblasbares Konzept entscheidet, gibt es unterschiedliche Brettkonzepte, mit denen ihr Wingsurfen könnt: SUPs bzw. Longboards für Leichtwind, die ohne Foil genutzt werden. Bretter mit Mehrfachnutzen – sogenannte Hybrid- oder Crossoverboards, die man z.B. zum Windsurf-Foilen und Wingsurfen benutzen kann. Und natürlich die reinen Wingboards, die es in sämtlichen Größen von 25 bis 180 Litern auf dem Markt gibt.
Im Folgenden stellen wir euch die verschiedenen Brettklassen vor:
Typ 1: SUPs & Longboards
Für die ersten Erfahrungen auf dem Wasser muss dein Board groß genug sein. Ralf Madert von Surfers Paradise unterrichtet Wingsurfen schon seit drei Jahren und hat dementsprechend viel Erfahrung: „Ein entsprechend großes Brett ist essenziell, um die Handhabung des Wing erstmal in Ruhe üben zu können. Wer Foil-Vorerfahrung hat, z.B. über Windfoilen, Kitefoilen oder SUP-Foilen, kann auch auf einem kleinen Wingfoilboard anfangen, leichter ist es aber für alle erstmal auf einem Longboard mit Schwert oder SUP.
Die besten Erfahrungen habe ich mit langen Windsurfboards mit Schwert gemacht. Wer SUPs verwenden will, sollte unbedingt beachten, dass das Brett eine Mittelfinne hat, um die seitliche Abdrift bei Leichtwind zu minimieren. WindSUPs bieten die Möglichkeit, eine Centerfinne zu montieren. Bei normalen SUPs hat man diese Möglichkeit im Normalfall nicht. Man kann hier allerdings Abhilfe schaffen über nachrüstbare Centerfinnen, die man einfach ums Board umschnallen kann", erklärt Madert.
Ideal zum Üben auf dem SUP sind zwei bis vier Windstärken, damit sich der Wing selbst trägt und etwas Zug entwickelt. Für Surfer, die im Binnenland leben und überwiegend an Spots aufs Wasser gehen, an denen Leichtwind die Regel ist, kann ein Longboard oder SUP mit einer Länge von über zehn Fuß auch zur Dauerlösung werden, denn: So attraktiv Wingsurfen auf dem Foil auch erscheinen mag, knapp zehn Knoten Windgeschwindigkeit sind zum Beginn das Minimum, um überhaupt aufs Foil zu kommen. Bei weniger Wind, zum Herumdümpeln, können die viel kürzeren Foilboards nämlich alles schlechter als Longboards oder SUPs – sind sind langsamer, kippeliger und laufen kaum Höhe.
Hier gibt’s auch ein Tutorial für die ersten Wingsurf-Schritte auf einem SUP:
2. Hybridboard – das Board mit Mehrfachnutzen
Boards mit Mehrfachnutzen – z.B. zum Wingsurfen, Foil-SUPen und Windfoilen – sind voll im Trend und können den Materialaufwand reduzieren. Alle diese drei Sportarten erfordern Boards, die kompakte Maße haben und trotzdem genügend Volumen bieten, um noch halbwegs sicher an Deck stehen zu können. Unterschiede gibt’s in erster Linie bei Schlaufen- und Foilpositionen: So sind Schlaufen und Foil bei mit Segeln bestückten Windfoilboards deutlich weiter hinten positioniert als z.B. auf Brettern zum SUP-Foilen oder Wingsurfen der Fall. Das bedeutet konkret: Damit Windfoilbretter auch zum Wingsurfen geeignet sind, müssen sie die Möglichkeit bieten, das Foil in einer Schiene weit nach vorne zu schieben. Die Fußschlaufen kann man entweder demontieren, oder ebenfalls weit vorne und innen montieren – dann kann man das Windsurfsegel problemlos gegen einen Wing tauschen.
Große Überschneidungen gibt es auch bei SUP-Foilboards und Wingsurfboards, denn diese sind sich bezüglich der Foilposition ohnehin sehr ähnlich, wie Klaas Voget, Wingsurfer der ersten Stunde und seit Jahren Teil des Fanatic Designteams, weiß: „Die ersten Boards zum Wingsurfen waren Foil-SUPs, es wurde nur das Paddel durch den Wing ersetzt. Wer also ein Foil-SUP besitzt, kann ohne Adaptionen einfach loslegen. Erfahrenen Wingsurfern sind Foil-SUPs noch etwas zu lang, man macht hier also immer einen Kompromiss“, erklärt Klaas.
WING-Tipp: Einen Test von mehreren Boards mit Mehrfachnutzen findest du HIER.
3. Wingsurfboards
Spezielle Wingboards zeichnen sich durch sehr kompakte Maße aus (ca. 1,50 bis 2,00 Meter). Allerdings gilt auch hier: Um den Aufstieg zu meistern, muss das Brett genügend Volumen besitzen! Was das richtige Volumen ist, hängt neben dem Gewicht vor allem von den Vorerfahrungen aus anderen Sportarten ab.
Typ 1: Einsteiger ohne Wassersporterfahrung
Um auf einem reinen Wingboard Spaß zu haben, sollten sich Neueinsteiger ohne Vorerfahrung aus anderen Wassersportarten an folgender Faustregel orientieren, um halbwegs sicher starten zu können:
Körpergewicht + 70 bis 80 Liter = empfohlenes Brettvolumen
Es empfiehlt sich, die ersten Versuche in einer Wingsurfschule zu machen, da hier großvolumige Boards vorgehalten werden. Ein derart großes Board zu kaufen, macht recht wenig Sinn. Man riskiert, dass einem dieses bereits nach wenigen Wochen zu groß ist, denn die Lernkurve verläuft zu Beginn sehr steil.
Typ 2: Einsteiger mit Vorerfahrung
Wer bereits Vorerfahrungen aus anderen Wassersportarten wie Windsurfen, Kitesurfen, Surfen oder SUPen mitbringt, hat gute Voraussetzungen, um auch beim Wingsurfen innerhalb weniger Tage abzuheben. Aber auch hier gilt: Um den Aufstieg zu meistern, muss das Brett genügend Volumen besitzen!
Eine grobe Faustregel lautet dann:
Körpergewicht +40/50 Liter = empfohlenes Brettvolumen
Ein 80 Kilo schwerer Surfer mit Vorerfahrung sollte also ein Wingboard mit mindestens 120 bis 130 Litern wählen, um sicher lernen zu können.
Typ 3: Einsteiger mit Foilerfahrung:
Wer bereits Erfahrungen auf einem Windfoil- oder Kitefoilboard gesammelt hat, wird innerhalb weniger Stunden auch auf einem Wingsurfbrett klar kommen und kann bereits mit weniger Volumen einsteigen als bei Neueinsteigern ohne Vorerfahrung der Fall.
Die grobe Faustregel:
Körpergewicht +30 bis 40 Liter = empfohlenes Brettvolumen
Typ 4: Erfahrene Wingsurfer
Sobald man seinen Horizont in Richtung erster Sprünge erweitern will, sollte der Wechsel auf ein kleineres Brett samt schnellerem Foil erfolgen. Ziel ist es dann, ein Board zu fahren, was gerade noch genügend Auftrieb für den Start bietet und sich nach dem Abhheben aber schön klein und kompakt anfühlt. Dass man als Könner auch bei 12 Knoten Wind schon Boards fahren kann, die weniger Volumen besitzen als man Körpergewicht hat, liegt daran, dass der Wing immer Zug nach oben produziert und dadurch das Brett entlastet wird.
Eine Faustregel, die Potential für Sprünge und Tricks mit einem Mindestmaß an Auftrieb vereint, lautet:
Körpergewicht +/– 5 Liter = empfohlenes Brettvolumen
Schwer oder leicht – welche Board-Bauweise macht Sinn?
Als ob die Auswahl bei den zahlreichen Marken, Modellen und Größen nicht schon überwältigend genug wäre, werden bestimmte Boards auch noch in einer zweiten Bauweise angeboten. Dabei gilt der Grundsatz: Je leichter die Bauweise, desto teurer das Brett. Weil man einen Gewichtsvorteil von durchschnittlich 600 bis 800 Gramm meist mit einigen hundert Euro bezahlt, ist die Frage, ob sich die zusätzliche Investition lohnt, mehr als gerechtfertigt.
Wir haben daher verschiedene Boards in unterschiedlichen Bauweisen miteinander verglichen und verraten euch, wann sich der Mehrpreis lohnen kann – und wann man nur Geld verbrennt. Zum Artikel geht’s HIER.