SUP im AllgäuKönigliche Paddeltour auf dem Forggensee

Stephan Gölnitz

 · 25.08.2023

Idyllisch eingebettet liegen der Forggensee (Hintergrund) und Illasbergsee (Vordergrund) im Allgäu.
Foto: Thomas Pfannkuch
Im Norden Natur und Ruhe, im Süden Märchenschloss und Alpenblick. Wir haben zwei Touren auf dem Forggensee getestet, die die ganze Schönheit des Stausees im Allgäu zeigen.

Diese Touren auf dem Forggensee haben wir ausgesucht:


Einmal paddeln unter Schloss Neuschwanstein von König Ludwig II. Dieses Ziel haben viele Paddler auf ihrer Bucket List. Nicht umsonst ist das weltberühmte Märchenschloss das touristische Highlight im Allgäu. Den besonderen Blick auf den Besuchermagneten erlangen Paddler am besten vom Forggensee aus. Wer im Sommer ins Allgäu reist, kann auf Deutschlands flächenmäßig größtem Stausee wunderbare Paddelmomente erleben.

Von Juni bis Oktober ist der See üblicherweise voll aufgestaut. Im Winter sieht das ganz anders aus: Dann ist der Stausee fast komplett abgelassen. So können im Frühjahr das Schmelzwasser aus den Allgäuer Bergen und Regenfälle aufgefangen werden. Der Stausee gleicht im Winter dann einer großen Kraterlandschaft – ebenfalls sehenswert, aber für eine Paddeltour muss dann auf einen anderen See ausgewichen werden. Der Alpsee unterhalb des Schlosses Hohenschwangau ist dabei allerdings tabu. Denn auch wenn die Verlockung für ein Foto vor dem Schloss groß ist – auf dem Privatsee ist Stand-up-Paddling untersagt. Für Paddelspaß auf dem malerisch vom Panorama der Allgäuer Alpen eingerahmten Forggensee haben wir zwei Halbtagestouren herausgesucht, die die unterschiedlichen Charakteristika des Sees widerspiegeln: Tour eins im Norden legt den Schwerpunkt auf Natur und Ruhe. 

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Dort ist der See malerisch in die Hügellandschaft des Allgäus eingebettet, nur wenige Orte prägen das Bild des sonst naturbelassenen grünen Ufers. Bei Halbtagestour zwei steht der Blick auf die Allgäuer Alpen und das Schloss Neuschwanstein im Vordergrund. Beide Touren können mit kurzer Auto-Fahrt problemlos an einem Tag bewältigt werden. Wer übernachtet, kann sich mehr Zeit lassen und zwei wunderschöne Tage im Allgäu verbringen. Campingplätze, Pensionen und Hotels gibt es zahlreiche. Mit ein paar Extrakilometern können auch beide Touren zu einer XXL-Ganztagestour verbunden werden. Dann wird der Forggensee einmal komplett umrundet – dabei müssen allerdings insgesamt rund 30 Kilometer zurückgelegt werden.

Tour Nord: die Grüne - ca. 14 km

Die erste Halbtagestour starten wir am Westufer des Forggensees, genauer ge- sagt am Badestrand Dietringen. Vorteile hier: ein großer Parkplatz wenige Meter vom Ufer entfernt sowie ein Kiosk, an dem man sich mit Proviant versorgen kann. Wir pumpen unsere Touring-SUPs auf, verstauen Essen und Getränke in unseren Trockensäcken und machen uns startklar. Es ist noch bewölkt, die Temperaturen niedrig. Wir sind optimistisch, der Wetterbericht sagt für den Tag mehr Sonne und deutlich steigende Temperaturen voraus.

Umgeben von Natur kann im Norden des Stausees die Ruhe genossen werden.Foto: Thomas PfannkuchUmgeben von Natur kann im Norden des Stausees die Ruhe genossen werden.

Nach dem Start paddeln wir Richtung Norden am Ufer entlang. Direkt durchpaddeln wir eine schmale Stelle des Forggensees. Dahinter erblicken wir auf der linken Seite das erste Highlight: die Drachenschlucht – oder einfach die Mündung des Bernmoosbaches. Mystisch, ruhig und dunkel wird es darin. Wo sich Drachen wohlfühlen, bleibt für Paddler der Zugang jedoch gesperrt. Für den Mündungsbereich gilt nämlich ein Befahrungsverbot. Daher paddeln wir weiter die Uferlinie entlang, kommen an der Wasserwachtstation Roßhaupten und dem Fähranleger vorbei. Ab hier ist es still, die Natur grün und absolut ruhig. Perfekt zum Genießen und Entspannen.

Nach einer weiteren Engstelle, an der vor allem dann Vorsicht geboten ist, wenn sich der Ausflugsdampfer nähert, erreichen wir das nördliche „Becken“ des Sees. Wir halten hier ausreichend Abstand zur Staustufe. Große Schilder an Land und auf Bojen weisen auf das Befahrungs- und Badeverbot von 300 Metern im Schutzbereich vor dem Damm und dem Auslassbauwerk hin. Damit haben wir auch bereits den nördlichsten Punkt der Tour erreicht. Es wird Zeit für eine kurze Trinkpause auf den SUPs. Danach paddeln wir auf der anderen Uferseite weiter. An der Engstelle kommt uns jetzt tatsächlich der Ausflugsdampfer entgegen. Wir paddeln hintereinander und vorsichtig über die Wellen weiter. Der See öffnet sich, auf der linken Seite erblicken wir am Hang den Panorama-Stadl. Wir landen hier am Ufer an, ziehen beziehungsweise tragen die Boards für eine kurze Pause aus dem Wasser.

Abstand halten! Im Schutzbereich vor dem Damm und Auslassbauwerk ist Paddeln verboten.Foto: Stephan GölnitzAbstand halten! Im Schutzbereich vor dem Damm und Auslassbauwerk ist Paddeln verboten.

Wer hier Pause machen will, kann zu Fuß zum Kiosk hochlaufen und sich und die Mitpaddler versorgen. Nach der angenehmen Pause mit wunderschönem See- und Bergblick folgen wir weiter der Uferlinie, umrunden eine kleine Spitze und paddeln wieder nordwärts – vorbei an einer Herde Allgäuer Braunvieh, den typischen Kühen im Allgäu. Wenig später liegt dann schon ein kleiner Kanal vor uns, der die Einfahrt zum Illasbergsee, einem Ausläufer des Forggensees markiert. Er ist der Geheimtipp für Naturliebhaber und Ruhesuchende. Am Nordufer legen wir am Badeplatz mit gemütlichem Kiosk unsere Mittagspause ein und gönnen uns Currywurst, Pommes frites und Erfrischungsgetränke. Umkleidekabinen und Toiletten sind an dem meist von Einheimischen besuchten Idyll ebenfalls vorhanden. Von dort genießen wir den Blick auf die Alpenkette und die grüne Landschaft davor. Nach der Mittagspause erkunden wir noch die Westseite des Illasbergsees mit seinen weitläufigen Schilfgürteln und Sumpfwiesen. Dann paddeln wir wieder durch die kleine Verbindung zurück auf den Forggensee.

Das klingt nach einer Extrarunde wie beim Biathlon, die Schleife durch den Illasbergsee lohnt sich aber wirklich. Vor uns liegt, noch relativ klein am Horizont, das Königsschloss Neuschwanstein, nur das Teleobjektiv rückt es optisch etwas dichter heran. Näher an uns dran entdecken wir dafür eine kleine Insel im See, die wir unbedingt noch anschauen wollen. Also schnurstracks dahin. Wir sind nach unserer Pause zwar erst drei Kilometer gepaddelt, aber eine Pause hier muss sein. Wir setzen uns auf unsere SUPs, haben die Füße im Wasser und genießen die gemeinsame Zeit. Von dort nehmen wir den direkten Weg zurück zum Startpunkt, dem Badeplatz Dietringen.

Idyllisch eingebettet liegen der Forggensee (Hintergrund) und Illasbergsee (Vordergrund) im Allgäu.Foto: Thomas PfannkuchIdyllisch eingebettet liegen der Forggensee (Hintergrund) und Illasbergsee (Vordergrund) im Allgäu.

Tour Süd: die mit dem Märchenschloss - ca. 8 km

Für die zweite Halbtagestour laden wir die SUPs aufgeblasen aufs Autodach und fahren wenige Kilometer nach Füssen. Rund um das Strandbad und die Anlegestelle der Ausflugsschiffe gibt es viele Parkplätze. So können wir schnell aufs Wasser und paddeln nur wenige Meter bis zum ruhigen Bereich zwischen dem Ufer und den beiden kleinen vorgelagerten Inseln. Wir halten uns fern von der Anlegestelle, wo Trubel herrscht und durch die Ausflugsdampfer besonders aufmerksam gepaddelt werden müsste. Und dann ist der Moment da, auf den wir so lange gewartet haben: Das Märchenschloss Neuschwanstein thront über uns und wir genießen den grandiosen Blick auf dieses weltberühmte Baudenkmal.

Das Must-have am Forggensee: ein Bild mit Schloss Neuschwanstein.Foto: Stephan GölnitzDas Must-have am Forggensee: ein Bild mit Schloss Neuschwanstein.

König Ludwig II. ließ 1869 mit dem Bau des Schlosses beginnen. Mit Fortschreiten des Baus wuchsen auch die Wünsche des Königs. So war bei seinem Tod 1886 Neuschwanstein noch immer nicht fertiggestellt. Das Märchenschloss sollte ein Denkmal der Mittelalterkultur werden, welche der Bayernkönig verehrte. Bereits sieben Wochen nach dem Tod König Ludwigs II. wurde Neuschwanstein im Jahr 1886 für Besucher geöffnet. Heute zählt das Prachtschloss zu den meistbesuchten Schlössern und Burgen Europas – mit jährlich rund 1,4 Millionen Gästen. Während der Südtour genießen wir immer wieder den Blick auf die Burg des Märchenkönigs – ganz ohne Touri-Trubel.

Wir paddeln hinter den beiden Inseln am Ufer entlang und kommen am Festspielhaus Füssen vorbei, welches direkt am Wasser liegt. Hier werden regelmäßig Musicals aufgeführt und im Sommer finden Konzerte im Garten statt. Wir folgen dem Westufer ein Stückchen weiter in nördliche Richtung, kommen dabei an kleineren Häfen sowie dem Bootshaus des Ruderclubs vorbei. Auf Höhe des Cafés Maria, das zu einem Zwischenstopp einlädt, queren wir den Forggensee und peilen die Landzunge Brunnen an. Nachdem wir diese erreicht haben, paddeln wir entlang des Ostufers Richtung Süden. Dabei kommen wir an Waltenhofen mit der sehenswerten Kirche St. Maria und Florian vorbei. Weiter südlich markieren kleine Inseln, flache Bereiche sowie Schilfgürtel die Einmündung des Lechs in den Forggensee. Wir meiden die Rückzugszonen für Wasservögel, halten uns im tieferen Bett des einfließenden Lechs auf. Von hier genießen wir noch einmal den freien Blick auf Schloss Neuschwanstein. Dann paddeln wir zu unserem Ausgangspunkt am Strandbad Füssen zurück.

Kleine Buchten, die entdeckt werden wollen – der Forggensee hält hinter jeder Ecke Überraschungen bereit.Foto: Thomas PfannkuchKleine Buchten, die entdeckt werden wollen – der Forggensee hält hinter jeder Ecke Überraschungen bereit.

Ob zwei kürzere Touren an einem Tag mit Auto-Shuttle, zwei entspannte Touren an zwei Tagen oder XXL-Gesamtumrundung: Der Forggensee im Allgäu ist ein Paddlerparadies. Der besondere Blick vom Wasser auf das Märchenschloss Neuschwanstein und die „grüne Lunge“ im Norden machen Stand-up-Paddling auf Deutschlands größtem Stausee zum traumhaften Erlebnis.

Nord- und Südtour auf dem ForggenseeFoto: Google MapsNord- und Südtour auf dem Forggensee

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