Jürgen hat während seiner Laufbahn viele Bretter geshapt. Der Sunset-Slalom von F2 und andere legendäre Windsurfbretter der 80er- und 90er-Jahre stammen von seinem Hobel. Heute shapt er exklusive Windsurf-, Wellenreit- und SUP-Bretter in seiner Schmiede in Lajaras auf Fuerteventura (www.northshore-fuerte.com).
Im Interview mit SUP-Chefredakteur Steve Chismar gibt er Tipps für angehende Waveboard-Käufer:
Lohnt es sich für den Käufer, genauer auf die Brett-Shapes zu schauen? Ich würde beim Kauf auf alle Shapes achten. Das Deckshape wird dabei oft unterschätzt. Es darf nicht zu sehr gerundet (also Dome-deckartig) wie bei Windsurfbrettern sein. Es sollte plan sein, damit man einen guten Stand hat.
Du shapst deine Decks immer mit einem Konkav (leichte Wanne), warum? Man steht etwas tiefer und dadurch stabiler und man steht drin wie in einem überdimensionalen Schuh. Runde Decks vermitteln ein Baumstamm-Feeling. Ich kenne Bretter, die sind wesentlich breiter aber kippeliger als meine Boards, weil sie keine flachen Decks aufweisen.
Deine Bretter sind auch eher mit dünnen Rails bestückt. Ja, weil das Brett auch nicht zu dick sein darf. Ich finde, Bretter, die im Verhältnis zur Breite zu dick sind, bekommen auch einen Baumstammeffekt. Die kippeln. Je höher du auf dem Wasser stehst, desto kippeliger wird es. Das ist doch logisch. SUP-Wave-Bretter werden mit einer optimalen Volumenverteilung wieder dünner. Also insgesamt mit weniger Volumen, nur mehr verteilt auf Heck und Bug.
Lohnt sich beim Kauf ein Blick unter das Brett? Auf jeden Fall: Auch das Unterwasserschiff spielt eine große Rolle: Ein V-Shape (eine feine Kante geht von vorne nach hinten durch die Brettmitte) ist kippeliger, ein Konkav (eine dezente Wanne im Unterwasserschiff) ist stabiler. Ein "V” im Heck bewirkt bei größeren Brettern besseres Drehen. Kleine Waveboards benötigen kein "V”, sondern eher ein Konkav unter den Füßen. Ein Brett mit "V” saugt an, es fährt nicht richtig frei. Das Rocker (die Durchbiegung) ist wichtig. Je mehr Rocker, desto radikaler surft ein Brett in der Welle. Für Stabilität muss das Brett sowohl im Unterwasserschiff als auch am Deck plan sein, damit man tief auf Wasseroberflächenhöhe steht. Je höher du stehst, desto kippeliger wird es. Volumen ist schon wichtig, aber eben verteilt vorne und hinten.
Man wachst SUP-Bretter ja nicht. Was sagst du zum Thema Standbelag? Vor allem Waveboards sollten einen Standbelag bis zum Bug haben.
Gibt es bei den Brettkanten Unterschiede? Ja, es gibt da große Unterschiede: Je mehr tucked under (da dreht der Biegewinkel der Kante unter das Brett) es ist, desto kippeliger verhält es sich – aber dafür verzeiht dieser Shape beim Abreiten. Ein dickes Rail surft nicht so gut, ist aber stabiler im Wasser. Ein dünneres Rail greift besser beim Abreiten, aber es ist halt auch schwerer zu fahren. Man muss je nach Stil und Können abwägen. Radikale Bretter mit dünnen Rails und Tucked Under sind für Ambitoinierte eine Wahl. Wer stabiler stehen möchte, muss Abstriche machen.
Welche Maße würdest du für Wave-Aufsteiger empfehlen? Aufsteigern mit einem Körpergewicht um die 80 Kilo würde ich ein Neun-Fuß-Brett empfehlen, von 130 bis 150 Liter. Mein Tipp für jeden: Für bessere Stabilität auf einem kleinen Brett enger stehen, das ist hilfreich. Je kleiner das Brett, desto mehr Training benötigt man. Daher: Fahre lange im Flachwasser, bevor du dich in die Wellen wagst. Also: Zuerst sollte man das Equipment beherrschen, und erst dann mit allen Vorfahrtsregel-Kenntnissen in die Welle gehen.