- Ideale Bedingungen: 12-20 Knoten (4-5 Beaufort)
- Ideales Material: Große Freerideboards, Segel ohne Camber
- Lernvoraussetzungen: Trapezsurfen
Das erste Mal ins Gleiten kommen – häufig ist das der Moment, in dem man endgültig zum Windsurfer wird. Damit aus gemütlichem Getucker ein schwereloses Dahingleiten werden kann, sind zwei Faktoren entscheidend. Erstens die passenden Einstellungen von Schlaufen und Trapez und natürlich die richtige Technik:
Bretttyp & Schlaufenpositionen
Die Fußschlaufen sollen bei höheren Geschwindigkeiten einen festen Kontakt mit dem Brett garantieren. Wer das Schlaufensurfen üben will, braucht ein Brett mit genügend Volumen. Eine grobe Faustregel lautet:
Körpergewicht + 60 = empfohlenes Mindestvolumen des Boards
Mindestens so wichtig wie die richtige Brettgröße ist es, einen passenden Bretttyp zu wählen, denn nur dann ist gewährleistet, dass die zum Üben nötigen Schlaufenpositionen überhaupt eingestellt werden können. Die Fußschlaufen werden in den dafür vorgesehenen Gewinden, den “Plugs”, verschraubt.
Abhängig vom Bretttyp hat man dabei verschiedene Plugreihen zur Auswahl. Generell gilt: Für Einsteiger ins Schlaufensurfen sollten die Fußschlaufen (”Straps”) auf einer möglichst weit innen, nahe der Brettmitte liegenden Plugreihe montiert werden (1, links). Alle für Aufsteiger geeigneten Brettklassen (z.B. “Freeride” oder “Freemove”) bieten diese weit innen liegenden Positionen an.
Hinten kann oft sogar eine Mittelschlaufe montiert werden, wodurch man mit nur drei Schlaufen an Deck auskommt. Hat ein Brett hingegen lediglich sehr weit außen auf der Kante liegende Schlaufenplugs zu bieten (1, rechts), handelt es sich meist um einen sehr leistungsorientierten und für Aufsteiger eher ungeeigneten Bretttyp der Kategorie »Freerace« oder »Slalom«. Nur wer entsprechendes Fahrkönnen hat, d.h. schon sicher Speedfahren kann, holt aus solchen Boards in Verbindung mit großen Segeln und langen Finnen mehr Geschwindigkeit heraus. Alle Neueinsteiger ins Schlaufensurfen machen sich das Leben mit diesen Bretttypen unnötig schwer.
Schlaufenmontage
Auch wenn die Verlockung groß ist, die Schrauben mit dem Akkuschrauber reinzudrehen, ist die manuelle Variante empfehlenswert: Weil die Plugs aus Hartplastik bestehen und die Schrauben selbstschneidend sind, führt dies sonst schnell zu ausgerissenen Plugs. Achte darauf, die Schrauben gerade anzusetzen und ziehe die Schrauben fest, aber nicht mit roher Gewalt, an. Weil sich die Footpads oft ein wenig zusammendrücken, solltest du die Schrauben von Zeit zu Zeit später auf festen Sitz prüfen. Unnötiges Rein- und Rausdrehen der Schrauben führt irgendwann zum Ausleiern der Plugs. Die Plugabstände sowie die Schrittbreite (»Stance«) passen bei den meisten Serienbrettern für mittlere Körper- und Fußgrößen gut, wer besonders breite oder schmale Füße hat, kann aber auch Plugs verwenden die nicht zusammengehören und auf diese Weise Schlaufenbreite oder Schrittbreite weiter oder enger machen.
Schlaufengröße
Die meisten Schlaufen sind mittels sich überlappender Klettverschlüsse sekundenschnell an jede Fußgröße anpassbar. Wie weit der Fuß in die Schlaufe rutschen sollte, hängt vom Fahrkönnen, den persönlichen Vorlieben und dem angestrebten Einsatzbereich ab. Ein für Flachwassersurfer guter Kompromiss aus fester Brettverbindung und einfachem Ein- und Ausstieg in die Schlaufen ist eine Einstellung, bei der die Zehen auf der Innenseite der Schlaufen voll sichtbar sind. Für das Erlernen des Schlaufensurfens ist einfaches Rein- und Rausschlüpfen wichtig, deshalb macht eine etwas größere Einstellung der Schlaufen Sinn – zu Beginn dürfen deine Füße auch fast bis zum Spann reinrutschen. Klappt der Schritt in die Straps problemlos, kann man diese nach und nach etwas enger einstellen, um mehr Kontrolle bei höheren Geschwindigkeiten zu bekommen.
Die besten Tipps zum Angleiten
Die richtige Einstellung der Trepeztampen
Frühes Angleiten ist stark mit den richtigen Einstellungen des Trapezes verknüpft. Neben dem Ziel, die Arme zu entlasten, ist es das Ziel des Trapezsurfens, während der Angleitphase über die Trapeztampen Druck auf den Mastfuß auszuüben. Nur wenn dies gelingt, wird dein Brett später auf dem Weg in die Fußschlaufen flach im Wasser liegen bleiben und die Gleitschwelle schnellstmöglich überschreiten. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine möglichst senkrechte Kraftübertragung über die Trapeztampen aufs Brett zu erreichen. Übersetzt bedeutet dies: Ein weiter oben sitzender Gabelbaum – ideal ist Schulterhöhe – in Verbindung mit länger eingestellten Trapeztampen ermöglicht eine senkrechtere Kraftübertragung aufs Brett, als dies bei (zu) niedriger Gabel und dementsprechend kurzen Trapeztampen der Fall ist. Weil du beim Gleiten ein ganzes Stück weiter hinten und außen stehst, ist die tatsächliche Gabelbaumhöhe beim Surfen stets niedriger als die an Land (direkt neben dem Segel stehend) eingestellte. Damit die Gabel beim Surfen also tatsächlich auf Schulterhöhe sitzt, muss sie am Land deutlich über Schulterhöhe befestigt werden!
Tipp: Spürst du beim Trapezsurfen hohe Querkräfte in Verbindung mit geringer Brettgeschwindigkeit und hoher seitlicher Abdrift, schiebe den Gabelbaum mal einige Zentimeter nach oben und benutze längere Trapeztampen! Ideal sind Variotampen, diese kannst du sekundenschnell anpassen und deine persönliche Lieblingseinstellung finden. Hier eine grobe Orientierung für die passende Tampenlänge:
- < 1,60 Meter Körpergröße: 20-24 Inch
- 1,60 bis 1,75 Meter Körpergröße: 22-28 Inch
- > 1,75 Meter Körpergröße: 24-30 Inch
Die richtige Haltung beim Angleiten
Zusätzlich zur Gabelbaumhöhe und der Länge der Trapeztampen ist die richtige Körperhaltung entscheidend. Um den Segelzug in Vortrieb und Geschwindigkeit umzuwandeln, sollten der vordere Fuß sowie der Oberkörper in Fahrtrichtung gedreht werden. Hake dich also ein, drehe den vorderen Fuß in Fahrtrichtung und baue Körperspannung auf.
Der vordere Fuß steht zwischen Mastfuß und Schlaufen, das vordere Bein ist gestreckt und schiebt das Brett gewissermaßen über die Gleitschwelle. Am besten gelingt dies auf einem leichten Raumwindkurs.
Tipp: Steht der Fuß hingegen quer zur Fahrtrichtung auf dem Brett, führt dies unweigerlich dazu, dass auch Hüfte und Oberkörper zum Segel gedreht werden. Dadurch werden die Kräfte des Segels eher seitlich als nach vorn übertragen – geringe Geschwindigkeit und erhöhte Abdrift sind die Folgen. Versuche das Brett beim Übergang ins Gleiten flach auf dem Wasser zu halten bis du voll im Gleiten bist, erst dann erfolgt der Schritt in die Schlaufen.
Per Dreibein in die Schlaufe
In die Fußschlaufen wechselst du erst, sobald dein Brett eine solide Gleitgeschwindigkeit erreicht hat. Entscheidend ist es, das Brett flach auf dem Wasser zu halten, um die Gleitfahrt nicht abzuwürgen. Wie aber sollst du den vorderen Fuß anheben und in die Schlaufe setzen, ohne das Gewicht aufs hintere Bein zu verlagern?
Die Lösung liegt im 3-Bein-Prinzip: Der Mast stellt hierbei dein drittes Bein dar, über die Trapeztrampen und eine leichte Vorlage des Oberkörpers in Richtung Bug kannst du Druck auf den Mastfuß ausüben und das Brett vorne belasten. Die Gewichtsverlagerung über das Trapez auf den Mastfuß ermöglicht es dir nun, das »mittlere« Bein anzuheben und den vorderen Fuß in die Schlaufe zu setzen.
Fehlt hingegen die nötige Körpervorlage, belastest du beim Schritt in die Schlaufe unweigerlich das hintere Bein und damit das Heck – die Gleitfahrt endet, bevor sie richtig begonnen hat. Tipp: Gleite zu Beginn erst mal nur mit dem vorderen Fuß in der Schlaufe. Sobald das klappt, folgt auch der hintere Fuß
Luvkante oben halten!
Gleit-Novizen und auch geübten Wiedereinsteigern ins Windsurfen mit modernen Freerideboards fällt es mitunter schwer, das Brett beim Schritt in die Schlaufen auf Kurs zu halten. Zwar bieten die aktuellen Shapes große Vorteile in Manövern und im Vollgleiten (z.B. aufgrund ihrer großen Breite in puncto Kippstabilität), in der Phase des Angleitens erweisen sie sich allerdings auch als sensibler gegenüber Fehlbelastungen des Hecks als die längeren Shapes der älteren Generation. Je kürzer ein Brett, desto weniger richtungsstabil ist es in der Phase des Angleitens. Während das oben erwähnte 3-Bein-Prinzip vor allem Fehlbelastungen um die Querachse vermeiden soll, will auch die Längsachse sensibel belastet werden. Der Grund: mit dem Übergang ins Gleiten reagiert das Brett nicht mehr auf Segel-, sondern auf Fußsteuerung. Da du automatisch etwas mehr Gewicht auf den hinteren Fuß bringst, sobald du deinen vorderen Fuß anhebst und in die Schlaufe setzt, muss der hintere Fuß unbedingt auf der Längsachse des Bretts stehen (3). Steht er, was häufig vorkommt, zu weit auf der Luvkante, quittiert dies dein Brett sofort mit einem Schlenker zum Wind und spürbarem Speedverlust.
Tipp: Je größer das Brett, desto weniger sensibel reagiert es zu Beginn auf Belastungsfehler. Benutzte deshalb zum Lernen des Gleitens ein ausreichend großes und vor allem langes Brett!
So bekommst du den Extra-Boost beim Gleiten
Wenn die ersehnte Böe einfach nicht kommen will, hast du zwei Möglichkeiten: Entweder akzeptieren, dass der Wind, zumindest mit der aktuellen Segel- und Brettgröße, einfach nicht zum Gleiten reicht, oder dir deinen Gleitspaß erarbeiten. Mittels Anpumpen machst du dir deinen Wind selbst – den Rest erledigt die richtige Einstellung des Materials.
1. Materialtuning
Die einfachste Möglichkeit, um die Gleitschwelle früher zu knacken, ist natürlich größeres Material zu wählen. Wer das nicht will oder kann, sollte erst mal das verfügbare Equipment bestmöglich an die Leichtwindbedingungen anpassen:
- Trimmschotspannung reduzieren: Je mehr Bauch/Profil dein Segel ausbilden kann, desto mehr Vortrieb entwickelt es. Am unteren Windlimit sollte man daher die Gabelbaumspannung reduzieren, das Segel darf dichtgeholt auf der Leeseite auch mal leicht am Gabelbaum anliegen (5).
- Vorliekspannung reduzieren: Verpasse deinem Segel am unteren Windlimit nur leichtes Loose Leech, d. h. reduziere die Spannung am Vorliek etwas. Das Achterliek bleibt dadurch straffer gespannt, wodurch das Segel beim Anpumpen weniger twistet und mehr Zug aufbaut.
2. Richtig Pumpen
Wenn das Material optimiert ist und der Wind trotzdem nicht reicht, um passiv ins Gleiten zu kommen, bist du gefragt! In Verdrängerfahrt schiebt jedes Brett eine Bugwelle vor sich her, der Fahrwiderstand im Wasser ist dementsprechend hoch. Schafft man es einmal, das Board über die Gleitschwelle zu hieven, reduziert sich einerseits der Wasserwiderstand, gleichzeitig steigt mit der höheren Geschwindigkeit auch der relative Wind an, denn dieser setzt sich aus dem Fahrtwind und dem atmosphärischen, d. h. dem real wehenden Wind zusammen. Einmal ins Gleiten gepumpt, verbessern sich die Rahmenbedingungen also soweit, dass man danach auch ohne weitere Pumpbewegungen im Gleiten bleiben kann.
Die richtige Pump-Technik
Tipp: Für ein effektives Pumpen muss die Zugphase stets etwas schneller und explosiver sein als die Rückkehrphase. Beim Pumpen gilt: keine halben Sachen! Fächeln und halbherzige Armzüge bringen kaum etwas, nutze stattdessen deinen kompletten Körper.