RückspiegelDas waren die Highlights in surf 11/1980

Tobias Frauen

 · 08.07.2023

Die Highlights aus surf 11/1980
Foto: surf Archiv
Auf dem Titel: Eine - leider von einem Archiv-Aufkleber verdeckte - ”Wasserschlacht” am Gardasee, fotografiert von Michael Garff
Wir steigen ins Archiv und werfen einen Blick in alte Ausgaben! Hier zeigen wir euch die besten Fundstücke, bemerkenswerte Test-Ergebnisse, skurrile Anekdoten und vieles mehr! In dieser Folge geht es zurück ins Jahr 1980!

Arnaud de Rosnay - Held oder Lügenbaron?

Heute ist Arnaud de Rosnay vor allem wegen seines spurlosen Verschwindens 1984 bekannt. Eine seiner ersten größeren Expeditionen auf dem Windsurf-Board wird im November 1980 in der surf kritisch beleuchtet: Ist er wirklich 900 Kilometer in zwölf Tagen über den Pazifik gesurft. Fest steht: Er ist losgefahren, er ist angekommen - doch was dazwischen geschehen ist, weiß niemand. Ursprünglich wollte “Der Irre mit dem Surfbrett” (Wiener Zeitung) 4500 Kilometer von Nuku-Hiva nach Oahu surfen, entschied sich jedoch kurzfristig für eine kürzere Route zum Tuamoto-Archipel. Weil er ohne behördliche Genehmigung in einer Nacht-und-Nebel-Aktion losfuhr, suchte die Küstenwache tagelang nach de Rosnay. Der hat nicht nur ein spezielles Board mit Wassertank und aufblasbarer Umrandung, die zum Schlafen mit Luft gefüllt werden kann, sondern auch mit der NASA gemeinsam entwickelte Nahrung und Überlebensstrategien dabei.

Auf der winzigen Insel Tua angekommen, will de Rosnay nach einem vierstündigen Fußmarsch beim Häuptling gegessen und dann geschlafen haben, bevor er die internationale Presse von seiner Heldentat unterrichtet. Doch nicht nur die Erzählungen de Rosnays von unterwegs (”Haie bissen in mein Brett”) sorgen für Skepsis, auch sein Zustand: “Er hätte nichts zu essen, sondern einen Arzt gebraucht.” Andere französische Abenteurer zweifeln ebenfalls an der Expedition und fordern de Rosnay zu einem Wettbewerb hinaus. Dessen Reaktion: “Aber nur in der Brandung vor der Spitze der Bretagne bei Windstärke acht.”

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Lässt Hoyle Schweitzer die Olympia-Premiere platzen?

Dreieckig, Masttasche und Gabelbaumaussparung - diese drei Eigenschaften charakterisieren in den Augen der Richter des Oberlandesgerichtes München ein Windsurfsegel, und darauf liegt 1980 bekanntlich das berüchtigte Patent. Hoyle Schweitzer lässt seine Anwälte durch die Instanzen klagen, bis er Recht bekommt.

Nicht viel anders sieht es in den USA aus, auch dort hat Schweitzer ein Patent. Damit droht er nun, die Olympia-Premiere des Windsurfens 184 zu torpedieren. Sollte sein Windsurfer nicht als Olympia-Brett gewählt werden, fürchten die Funktionäre eine Prozess-Welle des klagefreudigen Patentinhabers. Vor diesem Hintergrund steht sogar zur Debatte, Windsurfen wieder komplett aus dem Programm zu streichen. Heute wissen wir: Die Wahl fiel auf den Windglider - für eine solche Lösung hatten sich in einer Umfrage auch die surf-Leser ausgesprochen.

Windglider-Boss Fred Ostermann verlegt derweil die WM seiner Klasse spontan von den USA nach Ungarn. Platzhirsch Schweitzer hatte gegen die Konkurrenz-Regatta vor seiner Haustür gemosert, und Ostermann witterte seine Chance: In einem Anflug von windsurferischer Ost-Politik verlegte er die WM hinter den Eisernen Vorgang an den Plattensee und erhofft sich so die Stimmen der Ost-Funktionäre für seinen Windglider. Bei “Paprika statt Palmen und Salami statt Sonne” haben aber die einheimischen Starter Nachteile, weil sie mit 24 Kilo schweren Serienbrettern statt der Regatta-Variante mit 18 Kilo starten müssen. Es gewinnt Stephen van den Berg, der spätere Olympia-Sieger, Siebter bei den Leichtgewichten wird der erst 13 Jahre alte Knut Budig.

Die 12-Kilo-Speed-Maschine

Deutschland im Selbstbau-Fieber: “Die schiere Freude, mit dem heißen Hobel viel schneller und müheloser übers Wasser zu flitzen als die anderen mit ihren schwerfälligen Industrieboards lässt einem dann die Brust anschwellen, wenn man am Strand stolz behaupten kann: ‘Hab ich selbst gebaut.’” schreibt Autor Uli Stanciu. Insgesamt fünf Bretter hat das surf-Team bereits gebaut, jetzt startet eine sechsteilige Serie, in denen die Shape-Geheimnisse verraten werden. Zum Auftakt gibt es zunächst die Maße der “surf Speed Machine”, einem 320 Zentimeter langen Brett, dass “schnell, relativ kippstabil, gutmütig bei Wende und Halse” sein soll. Zudem gibt es komplette Übersichten der Materialien und Werkzeuge

Das gesamte Heft gibt es oben in der Galerie zum Durchklicken!

Und sonst so?

  • Der Arbeit von surf-Grafiker Werner Richter wird im Vorwort gehuldigt: Damals werden noch Dias mit Bildern eingereicht, Autoren haben komplett abwegige und schlicht nicht umsetzbare Vorstellungen - oder gar keine. Werner Richter richtet es!
  • Wie verhindert man das lästige Anluven? In einer großen Übersicht zeigt surf die Vor- und Nachteile verschiedener Schwert- und Finnenpositionen
  • Mistral-Worldcup, Tandem-WM, Deutsche Meisterschaft - Die Regatta-Szene ist ebenso lebendig wie die Klassen vielseitig.
  • surf gibt Tipps, um dem Winter zu entfliehen: Bahamas, Hawaii, Ägypten, Malta, aber auch Klassiker wie Fuerte und Spanien
  • Perlen aus der Werbung: Hersteller Head bewirbt den “Hot Surf Ski” - Skier mit dem Motiv eines Mistral-Surfers
  • Im surf-Fotowettbewerb sollen die besten Sturz-Bilder gekürt und mit einer passenden Bildunterschrift versehen werden

Weitere surf-Rückblicke:

Meistgelesen in der Rubrik Windsurfen