In diesem Test:
Der Markt für Action-Cams boomt. Im Social-Media-Zeitalter gibt es quasi keine Freizeitbetätigung, die nicht gefilmt, gepostet und geteilt wird. Auch Windsurfer bilden da keine Ausnahme – auch, weil man es an den meisten guten Surftagen niemandem zumuten kann, bei Sturm und Regen am Strand zu stehen und mit zitternder Hand die Linse in den Wind zu halten. Eine am Material montierte Kamera hingegen ist geduldig. Sie murrt nicht rum und will meist auch nicht nach fünf Minuten ins warme Auto.
Die Aufnahmen, welche moderne Action-Cams mittlerweile ausspucken, haben mit den pixeligen Wackelbildern von einst nichts mehr zu tun. Eine GoPro Hero 7 beispielsweise filmt mit ausgefeiltem Bildstabilisator in Ultra-HD und bis zu 60 Bildern pro Sekunde, das erlaubt ruckelfreie Zeitlupensequenzen in bester Qualität. Eine Frage aber bleibt auch nach Kauf einer Kamera: Mit welcher Halterung montiert man das Teil am Material?
Auf den ersten Blick gibt es nichts, was es nicht gibt. Selbst spezielle Mundhalterungen, mit denen man sich die Kamera dann beim Wellenabreiten zwischen die Zähne klemmen kann (oder sich beim ersten Schleudersturz die Kauleiste demoliert), sind Realität. Wir haben uns für diesen Vergleich auf Halterungen beschränkt, die am Material befestigt werden können – an Mast, Gabel oder Trapez.
Die besten Perspektiven für Action-Cams beim Windsurfen
Wer seine Kamera an Mast oder Gabel montieren will, benötigt Klemmen mit mindestens 30 bis 35 Millimetern Durchmesser. Halterungen wie Flymount, iShoxs oder Ram Mount können sowohl am Mast – ideal ist eine Position etwa 1,5 Meter oberhalb der Gabel – montiert werden, als auch an der Gabel. Am Mast fasziniert der Blick direkt nach unten vor allem bei Sprüngen, auch eine Perspektive nach vorne oder hinten kann spannend sein, wenn man etwa mit mehreren Surfern zusammen surft und nah beieinander bleibt. Bei Boom Mounts empfiehlt es sich, die Kamera unterhalb der Gabel und in Fahrtrichtung zu montieren – das Ergebnis sind oft Aufnahmen mit einer attraktiven Mischung aus Action, Umgebung und Emotion des Surfers.
Außergewöhnliche Einblicke bietet auch eine Montage am Trapez. Auch hier kann vor allem der Blick auf surfende Mitstreiter begeistern. Generell gilt: Je weiter die Kamera in Richtung Topp oder an einem Ausleger montiert wird, desto größer die Gefahr, verwackelte Bilder zu produzieren.
Die meisten der von uns getesteten Halterungen haben alles fest im Griff, auch heftigere Stürze oder Waschgänge in der Welle überstehen sie meist problemlos, ohne, dass man Gefahr läuft, die Kamera zu verlieren. Trotzdem empfiehlt es sich, die Cams mit einem dünnen Tampen am Material zu sichern – bei Boom Mounts am besten vom Schothorn her, bei Masthalterungen vom Topp her.
Flymount
Der Klassiker unter den Kamerahalterungen wird in Großbritannien hergestellt. Mit seiner soliden Klemmschraube und einem Verstellbereich zwischen 20 und 50 Millimeter passt er sowohl an dünne Carbongabeln, als auch an dicke SDM-Masten. Der Halt am Mast ist perfekt, selbst derbe Waschgänge können den Mast nicht aus dem eisernen Griff des Flymount entreißen. Große Drehgriffe sorgen für entspanntes Festziehen. Nur die obere Schraube an der Aufnahme der Kamera hätte etwas größer ausfallen können – um die Kamera richtig fest zu bekommen, muss man schon sehr kräftig drehen. Da die Kamera nah am Mast sitzt, werden Vibrationen auf ein Minimum reduziert. Der Rundumblick ist gewährleistet, Halterungen mit Kugelkopf bieten diesbezüglich aber noch mehr.
Solide, sicher & vibrationsarm
Schwenkbereich etwas eingeschränkt
(-) -
- Befestigungsort: Mast/Gabel
- Gewicht: 150 Gramm
- Preis: 71 Euro
GoPro Jaws
Die GoPro Jaws wird wie eine Klemmlampe an Gabel oder Mast befestigt. Das Maul schluckt Durchmesser von sechs bis 50 Millimeter und schnappt sekundenschnell zu. Über ein Gummi-band lässt sich die Halterung an dünne Rohrdurchmesser anpassen. Die 15 Zentimeter lange „Wirbelsäule“ lässt sich in jede gewünschte Richtung biegen, kann aber auch entfernt werden. Dann sitzt die Kamera direkt an der Klemme – mit stark eingeschränkten Blickwinkeln. Zwar sitzt die Jaws erst mal stramm am Mast, bei heftigen Crashes macht sie allerdings keinen wirklich sicheren Eindruck. Zudem verstellt sich der Ausleger quasi mit jedem gröberen Schlag von selbst, die Kamera muss oft nachjustiert werden. Die Verwendung eines Sicherungstampens ist in jedem Fall ratsam. Unterm Strich weniger ein Tipp für Surfer!
Schnelle Montage
Vibrationen spürbar
Kein sicherer Halt
- Befestigungsort: Mast/Gabel
- Gewicht: 205 Gramm
- Preis: 65 Euro >> hier erhältlich
IShoxs Shark SE
Die Shark-Halterung soll für Windsurfer auf Anfrage in Verbindung mit dem Zwischenstück „Small Grab Pro“ angeboten werden. Die Aluminium-Komponenten wirken sehr hochwertig, die Halterung sitzt bombenfest an allen Durchmessern zwischen 28 und 65 Millimetern und ist auf der Innenseite mit rutschfesten Gummistreifen versehen. An allen Drehschrauben hat man einen guten Griff, zwei Kugelköpfe ermöglichen jeden erdenklichen Blickwinkel aufs Geschehen. Pfiffig: Mit nur einer Schraube arretiert man beide Kugelgelenke gleichzeitig. Voll ausgestreckt sitzt die Kamera dann knapp zehn Zentimeter vom Fixpunkt entfernt, eingeknickt reduziert man den Abstand auf minimal fünf Zentimeter. Unterm Strich ein Top-Mount auf dem Markt – solide, variabel und mit großem Klemmbereich.
Schwenkbereich; sicher & solide
(0) Gewicht etwas höher
- Befestigungsort: Mast/Gabel
- Gewicht: 300 Gramm
- Preis: 110 Euro >> hier erhältlich
K4 Harness Mount
Mit der Halterung von K4 kann man sich selbst über die Schulter schauen. Die solide Kunststoffplatte wird mittels zweier Spanngurte an jedem Trapez befestigt. Die Montage erfolgt schnell, der Halt ist sicher und solide. Der knapp 130 Zentimeter lange, dickwandige Carbonausleger sitzt in einer Halterung auf der Platte, die Action-Cam wird oben einfach eingeklickt. Ein dünnes Seil im Carbonrohr sichert die Kamera gegen Verlust. Das Konstrukt stört trotz 820 Gramm Gewicht beim Surfen kaum. Dass der Ausleger etwas schwingt, schlägt sich – abhängig von Licht und Kameraqualität – teilweise in einer höheren Quote unscharfer Bilder nieder. Dafür bietet der Mount besondere Perspektiven, denn die Stange lässt sich auch gedreht fixieren, wodurch auch vorausfahrende Surfer gefilmt werden können.
Spannende Perspektive
Leichte Verwackeltendenz
-
- Befestigungsort: Trapez
- Gewicht: 820 Gramm
- Preis: 63 Euro
Ram Tough Claw
Die Klaue des US-Anbieters Ram Mounts packt Durchmesser bis 35 Millimeter, das passt bei dicken SDM-Masten zumindest noch im oberen Drittel. Die Kunststoffgriffe der Schrauben wirken grundsolide, die Befestigung der Haupthalterung am Mast ebenfalls, auch wenn die Klemme recht schmal ist und damit die Auflagefläche am Mast kleiner ausfällt. Clou der Tough Claw ist zweifellos das ausgefuchste Zwischenteil – mit einer einzigen Schraube fixiert man hier gleichzeitig beide Kugelgelenke. Damit sind, ähnlich der iShoxs, nahezu alle Blickwinkel im dreidimensionalen Raum möglich, konstruktionsbedingt sitzt die Cam dann zwischen fünf und zehn Zentimeter vom Mast/Fixpunkt entfernt. Funktion sowie das Preis-Leistungs-Verhältnis sind bei der Tough Claw in jedem Fall überzeugend.
Solide; Schwenkbereich
Klemmbereich etwas klein
-
- Befestigungsort: Mast/Gabel
- Gewicht: 235 Gramm
- Preis: 60 Euro >> hier erhältlich
Dieser Test erschien erstmals in surf 5/2019 und wurde im Juni 2023 aktualisiert.