In diesem Interview:
Finnendesigner sind ja manchmal richtige Tüftel-Nerds. Bist du in der Richtung auch vorbelastet?
Ja, ich komme aus der Ecke Modellflieger und muss immer bauen und basteln. Der Plan war auch im Fall der Finnen von Anfang erstmal nicht, Finnen zu bauen. Ich hatte im Herbst 2015 mal wieder eine CNC-Fräse gebaut und wollte im CAD lernen, etwas Dreidimensionales am Computer zu konstruieren und zu fräsen. Und das wurde dann eine Negativform für eine Finne: ganz simpel aus MDF, das dann beschichtet wurde.
Was war das für eine Finne?
Die hieß ganz banal S wie Slalom und war in Größe 44, ein ganz fürchterliches Teil – ein bisschen krumm und nicht symmetrisch.
Als nächstes habe ich mir ein Gestell gebaut, um Finnen von diversen Herstellern auf Flex und Torsion zu vermessen und möglichst viele Daten zu sammeln. Ziel war es, ein Gefühl für einen Lagenaufbau zu bekommen, um ähnliche Werte zu erreichen. Laminiert wird dabei nur das Finnenblatt, die Tuttle-Box wird in einem späteren Arbeitsgang angegossen. Dadurch kann ich nach den ersten Testfahrten den Rake (Red.: Neigung der Finnen-Vorderkante nach hinten) noch anpassen. Ich baue für verschiedene Finnenlängen nur eine Form, laminiere die Finne und kürze diese von der Basis weg auf die passende Länge.
Eine 40er und eine 44er Finne sind also im unteren Bereich eigentlich gleich?
Vom Profil her schon. Schwierig wurde es, als ich merkte, dass ich für kürzere Finnen einen härteren Lagenaufbau benötige. Zeitsparend war dabei, dass ich aufgrund der Messwerte schon weiß, ob es sich lohnt, mit einer Finne aufs Wasser zu gehen.
Wie ging es nach dem „krummen Ding“ weiter?
Das war anfangs erstaunlich einfach. Es waren nur drei oder vier Versuche, um eine 44er Finne zu bauen, die vergleichbare Werte hatte wie von anderen Herstellern.
Du folgst bei deinen Profilen aber einer ganz eigenen Idee? Bei Dicke und Profilverlauf beispielsweise.
Beim Flugmodellbau oder wenn man mit Finnenprofilen anfängt, nimmt man meist Profile von NACA. Das ist der Vorgänger der Nasa. Fürs Erste war das okay. Finnen arbeiten aber nicht in der Luft, sondern im Wasser und das ist inkompressibel. Daher muss man sich Profile aus dem Aero-Bereich für Überschall suchen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich auf die Idee gekommen bin, die Profile ähnlich scharf und aggressiv wie bei Düsenjägern zu machen. Ein Besuch in der Flugwerft Schleißheim hat mir da geholfen.
Danach habe ich eine Finne vorne und hinten komplett scharf geschliffen. Es war klar, dass sie so nicht funktionieren kann. Ich habe die Finne dann am Strand solange zurückgeschliffen, bis sie sicher lief. Das war ein unglaublicher Aha-Effekt, die Finne hatte anfangs einen extrem geringen Widerstand – war aber unglaublich empfindlich zu fahren. Im Grunde habe ich auf diesem Weg verstanden, wie Widerstand und Grip zusammenhängen.
Was hast du daraus für deine Finnen gelernt?
Ich vermeide dicke Profile und hole den Auftrieb und Lift über das Flexverhalten des Carbonaufbaus.
Variierst du auch den Punkt der größten Profildicke?
Das kam hinterher. Angefangen habe ich mit dem NACA 009, das bedeutet eine prozentuale Profildicke von 9 Prozent, bezogen auf die Profillänge. Dabei gilt im Aero-Bereich, dass alles von neun und darunter ein schnelles Profil ist. Die Dickenrücklage liegt dabei bei 33 Prozent, also relativ weit vorne. Wenn man jetzt mehr in ein laminares Profil geht, schiebt man das weiter nach hinten, so auf 40 bis 45 Prozent. Da bin ich rausgekommen, bei einer Dickenrücklage von etwa 40 Prozent.
Was bedeutet dabei laminar?
Laminare Profile haben weniger Widerstand, aber auch weniger Auftrieb (Red.: Die Strömung liegt, populär erklärt, länger glatt an der Oberfläche an, bevor sie turbulent, also eher wirbelnd weiter strömt). Wenn man die Profildicke nach vorne verschiebt, hat man mehr Auftrieb, aber auch mehr Widerstand.
Auftrieb der Finne - was steckt dahinter?
Da hake ich gerne ein, was ist der Auftrieb an einer Finne? In welche Richtung wirkt der?
Bei einer Serienfinne mit einem relativ dicken Profil erzeugt das Profil an sich viel Auftrieb durch den Anstellwinkel. Anstellwinkel bedeutet: Der Bug des Surfboards zeigt auf einem Kurs nicht exakt in die Richtung, in die man fährt, sondern leicht in Richtung Luv. Das ermöglicht, den Kurs zu halten. Wird das Brett auf die Leekante gekippt, erzeugt die Neigung der Finne nach Luv zusätzlichen Lift.
Bei einer Customfinne kann man das Flexverhalten so einstellen, dass die Finne sich stärker in Richtung Luv verbiegt und somit einfacher zusätzlich Lift erzeugt. Ich verwende dazu ein sogenanntes Softtip. Das bedeutet, die Finne ist an der Basis sehr steif – und wird zum Tip hin immer weicher.
Bei einer Carbonfinne kann man sich zusätzlich überlegen, in welchem Bereich die Finne gezielt nach Luv verbiegen soll. Ich nenne das Soft Tip. Wenn du diese Finne übers Knie biegst, ist sie an der Basis sehr steif, kann sich fast nicht bewegen und geht zum Tipp hin immer mehr in eine Sichelform über. Auf dem Wasser wird sich das Tip bei entsprechendem Druck immer mehr nach Luv biegen und dadurch zusätzlichen Lift erzeugen.
Es entsteht also eine Kraftkomponente die senkrecht nach oben wirkt?
Genau. Das hat den Vorteil, dass du durch den Lift den Widerstand des Boards verringern kannst. An so schwierigen Gewässern wie am Gardasee wird das Board von unten gestützt, es fällt nicht so stark in die Wellentäler. Das Brett fliegt besser über die Wellen hinweg. Eine dünne Carbonfinne hat somit nicht nur weniger Widerstand, sondern verringert durch den Lift auch den Widerstand des Bretts.
Eine dünne Carbonfinne hat nicht nur weniger Widerstand, sondern verringert durch den Lift auch den Widerstand des Bretts”
Das heißt: mehr Flex für mehr Lift?
Früher waren Finnen auf Flex relativ hart. Dafür haben sie auf Torsion relativ schnell aufgemacht wie eine Fahne im Wind – und dadurch überschüssigen Druck rausgelassen. Ich habe das Prinzip umgekehrt: Ich baue das Softtip mit einer progressiven Biegekurve, dafür ist sie auf Torsion sehr steif.
Du hast von Beginn an Finnen laminiert. Einfach aus G10 aus dem Vollen fräsen kam nicht in Frage?
Nein!
Welche Materialien verwendest du?
Carbon. Dabei ist der Aufbau sehr unterschiedlich. Das habe ich spätestens erkannt, als ich kürzere Slalomfinnen gemacht habe. Da kann man nicht einfach die 44er auf 36 abschneiden.
Härte und Flex - die entscheidenden Faktoren bei einer Finne
Wie steuerst du Härte und Flex? Die Dicke ist ja vorgegeben.
Der Lagenaufbau ist komplex. Mein Aufbau erlaubt es, an beliebiger Stelle eine gewisse Flex- und Torsionssteifigkeit einzustellen. Wichtig war mir auch ein einheitlicher Aufbau über alle Finnenlängen. Somit fühlt sich eine MS Finne immer gleich an. Egal, in welcher Länge sie verwendet wird. Ein tyischer Lagenaufbau besteht aus zwölf Lagen Carbon, zwei Lagen Glas und einem Kern aus Epoxy und Carbon. Die Finne wird dann nass in nass laminiert, sofort verpresst und getempert.
Wenn du zwei Finnen so identisch wie möglich bauen willst, mit welchen Toleranzen muss man dabei leben?
Ein Zahlenbeispiel: Ich spanne das Blatt für eine 44er Finne ab 47,5 cm ein, belaste bei 7 cm mit einem Gewicht von 15 Kilo und messe bei 5 cm vom Tipp. Dabei erreiche ich eine Streuung von ein bis zwei Millimeter, bei einer Gesamtbiegung von etwa 46 Millimetern.
Bei Masten erscheinet so etwas kaum erreichbar.
Ich bin kein Spezialist für Masten, aber ich glaube, die Jungs sind mit mit Prepreg -Carbon (Red.: mit Harz bereits vorab imprägniertes Gewebe) teils deutlich hochwertiger unterwegs. Ich laminiere nass in nass. Wenn dabei die erste Lage nur etwas zu viel Harz bekommt, schwimmt die in der Form minimal auf, die zweite Lage vielleicht auch und sie kommen etwas weiter innen in den Finnenkörper rein. Das sind nur zehntel Millimeter, aber daher kommen die Schwankungen in der Härte.
Hast du über Prepreg-Carbon nachgedacht?
Nein, nicht lange, weil es aus meiner Sicht nicht genügend unterschiedliche Carbonarten gibt. Das würde mich beim Lagenaufbau massiv einschränken.
Wieviele Carbonarten verwendest du?
Vier. Außen ein halbwegs hübsches, Sichtcarbon-geeignetes Gewebe. Da kann man bei Finnen oft schon erkennen, ob das eine Torsions- oder ein Zuglage ist. Ich wechsle dann zwischen Torsions- und Zuglagen. Ich mache das so, dass ich eine starke Zuglage nach außen mit einer Torsionslage abstütze.
Wie sind die orientiert?
45 Grad bei der Torsionslage und die Zuglagen sind Uni-Lagen, also ein Gelege, das nur in eine Richtung verläuft. Ich arbeite ja mit dem Soft Tip, um Lift und Laufruhe in die Finne zu bekommen, das spielt sich alles im unteren Bereich der Finne ab. Da muss man gut überlegen, in welchen Winkeln man die Lagen legt, damit das Soft Tip in die gewünschte Richtung aufmacht. Ein zu steifes Tip bringt Unruhe und du kannst die Power nicht kontrollieren, wenn es zu früh aufmacht, kostet das aber auch Leistung.
Was meinst du genau mit Power?
Ich habe jetzt eine Power-Slalom gemacht, die heißt X7, eine Finne, mit der du am Gardasee Mann gegen Mann fahren kannst, du kommst bei dem anderen gut aus der Heckwelle raus, du hast die Power, dass du besser gegen den Wind fahren kannst. Du kannst besser durchgleiten und das Brett liegt in der Halse höher im Wasser, du parkst nicht so schnell ein. Diese Finne ist etwa vier Zehntel Millimeter dicker als meine Speed-Slalomfinne. Bei einer Dicke von 9,7 mm an der Basis. Diese „Poerfinne“ ist aber immer noch dünner als ein NACA 009 Profil.
Hochleistungsmodellsegler haben spitze Tips, bei einer Cessna dagegen ist der Flügel fast rechtwinklig abgeschnitten”
Bei schwierigen Bedingungen, Kabbelwelle, mal Böen, brauchst du eine tolerantere Finne, die dir ermöglicht auch die starken Böen noch auszureizen, das Board immer noch sauber hinzustellen. Meine Finnen haben dafür ein schlankes Tipp, denn durch viel Fläche erzeugst du einen großen Randwirbel. Der Wirbel zerstört Auftriebsfläche. Hochleistungsmodellsegler haben spitze Tips.
Bei einer Cessna dagegen ist der Flügel fast rechtwinklig abgeschnitten. Das erzeugt einen riesen Randwirbel, ist mit Sicherheit nicht schnell, aber das Abreißverhalten ist sehr tolerant. Man geht davon aus, dass eine Ellipsenform fast das günstigste ist. Ich habe diese Ellipse nach hinten verlängert bis auf Höhe der Abrisskante, weil ich ja will, das das Tip noch etwas mehr Hebel zum Flexen hat, zum Aufmachen. Das ist wie immer ein Kompromiss.
Wie kommst du zu den Urfinnen?
Es baut immer eine Finne auf der anderen auf. Es gab zuerst nur die Slalomfinne. Dann wollten wir eine Finne, die auf Raumschot schneller und stabiler wird. Die Idee war, die Fläche im Tip zu verringern. Dafür habe ich dann eine normale Finne erstmal von Hand umgeschliffen. Von der „Speed Slalom“ zur Powerfinne habe ich in die alte Form etwas reingeklemmt und mehrere Finnen gemacht, die jeweils etwas dicker waren. Wenn das passt, nehme ich von der finalen Finne die Form ab. Wenn ich etwas komplett neues mache, dann fräse ich in Acryl eine erhabene Finnenhälfte. Davon kann ich dann eine Formhälfte ablaminieren.
So beurteilt der Fachmann Serienfinnen aus G10
Fährst du auch Freeridematerial?
Nein, ich nicht. Ich habe aber Kunden, die mit der R2 Slalomfinne sehr happy sind. In diesem Fall wird die Finne nicht so scharf wie im Slalombereich geschliffen und wird somit toleranter. In der Regel sind das aber Powerboxfinnen und die Powerbox ist aus meiner Sicht nicht sonderlich gut.
Bei Serienboards sind ja oft gefräste Finnen aus G10 dabei, aber auch laminierte Carbonfinnen. Kannst du das beurteilen?
Aus G10-Material gefräste Finnen habe ich mir schon angeschaut, die haben meist ein relativ dickes Profil. Deshalb kommst du leichter ins Gleiten, kannst gut höhelaufen und die Finne ist am Strand robuster. Wenn jemand unbedarft mit seiner Finne umgehen will, ist das perfekt. Aber ich sehe natürlich auch den Nachteil des dicken Profils.
Warum haben gefräste Finnen ein dickeres Profil?
G10 benötigt eine gewisse Materialstärke, damit die Finne nicht bruchgefährdet ist.
Du testest selber und hast deine Fahrer, die auch im Speed Kini erfolgreich sind. Da geht es um harte Zahlen. Was bringt da eine Top-Finne gegenüber einer Durchschnitts-Serienfinne?
Der Unterschied beim Speed ist gewaltig. Mit einer Speedslalom-Finne sind wir im Bereich 55 bis 65 km/h. Beim Speedkini geht die Geschwindigkeit bis 70 km/h hoch, das schafft auch ein Hobbyracer. Ein Serien-G10-Fahrer ist vermutlich froh, an die 45, 50 km/h heranzukommen. Man darf eine Finne aber nicht auf Speed alleine reduzieren. Durch eine Customfinne bekommt man nicht nur mehr Geschwindigkeit, sondern mehr Laufruhe, wodurch man wieder schneller wird.
Wie kann denn ein Kunde erkennen, ob eine Serienfinne schon ganz ordentlich ist?
Wenn das Profil insgesamt dicker ist, das kann man gut an der Basis mit anderen Finnen vergleichen. Wenn die Anströmkante und der vordere Teil des Profils auch etwas rundlicher ist, muss man davon ausgehen, dass der Topspeed limitiert ist und die Haltekräfte des Segels höher sind.
Wenn die Finne eine Idee dicker ist, „trägt“ das mehr in der Halse.”
Wie stark beeinflusst auch eine Freerace- oder Slalomfinne die Manövereigenschaften?
Sind die Finnen zu dünn, parkt man in der Halse schneller ein – man benötigt eine gewisse Dicke vom Profil, damit der Auftrieb das Brett unterstützt. Die typische, nach hinten gebogene, Outline bei Freeride-Finnen verstehe ich nicht wirklich. Ich vermute, diese soll die Finne insgesamt etwas weicher machen und zum Flexen bringen. Außerdem wird dadurch der Druckpunkt der Finne etwas nach hinten verschoben, was man aber mit mehr Rake auch erreichen könnte. Aus strömungstechnischer Sicht würde ich die Finne eher gerade bauen.
So kann jeder Windsurfer seine Finne optimieren
Kann man eine Finne selber tunen durch anschleifen der Kanten oder so?
Das erste Finnentuning fängt bei der Aufnahme im Brett an. Sitzt die Finne zu tief in der Box kann dadurch Spin-out entstehen. Sitzt sie leicht erhöht in der Box, ist es nicht ganz so schlimm. Sitzt die Finne nicht plan im Brett, ändert das den Rake und verändert somit auch die Fahreigenschaften.
Auch besteht die Möglichkeit, die Finne komplett zu überschleifen, bis die Oberfläche lückenlos matt geschliffen ist. Dieses verringert den Widerstand der Oberfläche, ebenso kann ein Pfeifen der Finne verhindert werden. Ich empfehle 800er Nass-Schleifpapier. Die Finne nach vorne dünner zu schleifen, um den Widerstand zu verringern, ist möglich, in der Regel sind die Profile aber zu rundlich, man müsste viel wegschleifen, um den Widerstand zu verringern.
Geschliffene Oberflächen sind grundsätzlich ein Muss, klare Abschlusslackierungen gehen gar nicht.”
Und einfach mal hinten scharf schleifen, bringt das etwas?
Die Verletzungsgefahr geht natürlich hoch, aber man kann damit auch das Pfeifen verhindern.
Wie muss man dafür schleifen?
Du schleifst im 45 Gradwinkel von beiden Seiten vom Profil nach hinten „in die Luft rein“, bis du ein gleichmäßiges Schleifbild erkennst.
Welche Körnung nimmst du?
Ich habe das Gefühl, dass man ein dickeres Profil feiner schleifen kann und ein schlankeres Profil etwas gröber. Was immer geht, ist 800er Papier. Lange Slalomfinnen schleife ich feiner, kurze Speedfinnen, wo es um den Grip geht, etwas grober.
Manche Finnen machen Spin Outs, warum?
Wenn die Anströmkante schlecht gefertig ist oder beschädigt, zerstört sie in den Bereich den Strömungsfluss. Die würde ich zuerst anschauen. Die Oberflächenrauhigkeit im vorderen Teil vom Profil spielt auch eine Rolle. Wenn das zu fein ist, ist es kritischer. Ich würde auch vielleicht die Anströmkante etwas entschärfen. Wenn die Finne nur auf einer Seite Spin Outs macht, muss man sich die Unterdruckseite anschauen, ob da irgendwo ein noch so feiner Grad vielleicht ist. Du nimmst 800er Nassschleifpapier und setzt das Papier in unterschiedlichen Winkeln zur Nase an und ziehst drei, vier mal mit jeweils geänderten Winkeln an der Vorderkante entlang.
Hast du ein Team von Testern, das dich unterstützt?
Die Testreihenfolge ist klar und hat sich bewährt. Ich teste erst die langen Finnen (44 Zentimeter), wenn die funktionieren, baue ich die Medium (36-38 Zentimeter). Dann kommen die Finnen mit 30 bis 32 Zentimetern Länge. Die kurzen Finne werden üblicherweise zu Kumpels in Holland geschickt. Nach den ersten, erfolgreichen Versuchen werden die Finnen dann von anderen MS-Fahren („die Jungs“) getestet, um auch von ihnen eine Rückmeldung zu holen. Die Zwischenlängen werden anschließend gebaut und getestet. MS Fins basiert auf der Formel: Hobbyracer baut für Hobbyracer.
Und die treten ja auch im Speedkini an. Wenn da aber der Andy (Red.: Laufer) mit Finne beim Kini mitfährt, dann haben wir einen Profi dabei, das ist wie beim Fußball im DFB Pokal: Profi gegen Hobbyracer. Dann geht es nur darum, wer Erster hinterm Andy wird. Chris Hirschberg ist dabei nicht nur einer, der mich motiviert hat, Finnen zu bauen, sondern ist letztes Jahr sogar Erster im Kini geworden – und die Markenwertung macht mir natürlich auch richtig Spaß: Die gibt es für Segel, Boards und Finnen – sie ist zum zweiten Mal an MS gegangen.
Es ist grundsätzlich erstaunlich, wie schnell man mit doch recht großen Finnen surfen kann. Was sind für den Speed-Kini-Wettbewerb besipielsweise die wichtigsten Größen?
Beim Speed Kini reden wir meistens von Finnen um 32 bis 37 Zentimeter. Bei Segeln von fünf bis sieben Quadratmetern. Was gut sein kann für fast 70 km/h Topspeed. Ich fahre gerne mit großem Material und du bist erstaunlicherweise nicht wesentlich langsamer als mit deutlich kleinerem Zeug. Mit neun Quadratmetern über 60 km/h zu fahren, ist kein Hexenwerk mehr. Im Speedbereich liegen wir mit den asymetrischen Finnen aktuell bei 80 bis 85 km/h – von Hobbyracern wohlgemerkt!
Wie kommt man denn an eine MS-Finne?
Die musst du bestellen. Ich frage dann detailliert nach, was du eigentlich genau brauchst. Und ob ich die Finne vielleicht schärfer oder weniger scharf anschleife. Und welcher Härtewert zu dir passt.
Wie sähe dann eine Finne für den Gardasee mich (1,80 Meter; 80 Kilo) aus und welche bekommt ein Andrea Cucchi von dir?
Andrea fährt meist 8,6 mit 85er Board. Er will Power. Für ihn hätte ich eine X7 Power Slalom in 44 oder 45. Du fährst vermutlich 7,8 auf einem 80 cm breiten Board. Das führt zu einer 42er Finne, die Speed Slalom X6, weil die X7 für Leichtere vielleicht zu mächtig ist. Vielleicht würde ich dir auch zwei Finnen geben zum Ausprobieren.
Das ist absoluter Custom-Service bei dir.
Na klar.
Was macht jemand, der aus dem Norden kommt?
Der muss sich drauf verlassen, was ich sage.
Wie viele MS-Finne surfen da draußen so rum seit 2015?
Das geht jedenfalls aufs Vierstellige zu.
Und zum Schluss, die Frage nach dem Preis für Handarbeit „made in germany“?
Eine Slalomfinne kostet etwa 300 Euro, eine Speedfinne 250 Euro.
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