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Auf den ersten Blick mag der Aufbau eines Riggs zum Windsurfen ein wenig kompliziert wirken. Doch mit den richtigen Handgriffen und ein paar Tricks habt ihr euer Segel ruckzuck aufgebaut und könnt aufs Wasser. Bei neuem Material empfiehlt sich, den Aufbau einmal zuhause zu testen - damit später dann am Strand alles passt. Und wenn ihr den Segelaufbau ein paar Mal gemacht habt, dauert es nicht mehr länger als ein paar Minuten, wie surf-Tester Stephan Gölnitz zeigt.
Oben in der Galerie zeigen wir euch Schritt für Schritt, wie der Aufbau des Segels geht!
Mastverlängerung richtig einstellen
Die nötige Vorliekslänge ist auf jedem Segel unter dem Begriff “Luff” aufgedruckt. Bei unserem Segel beträgt diese 435 Zentimeter. Die Mastempfehlung lautet “430 rdm” – das heißt, ein Mast mit 430 Zentimetern Länge und dünnem Durchmesser (RDM = Reduced Diameter Mast) ist empfohlen. Üblicherweise kann man aber auch Masten mit Standard-Durchmesser (SDM = Standard Diameter Mast) verwenden. In beiden Fällen beträgt die Differenz zwischen Mastlänge (430) und benötigter Vorliekslänge (435) fünf Zentimeter, diese kannst du folglich mit einer auf fünf Zentimeter eingestellten Verlängerung ausgleichen.
Gabelbaum richtig einstellen
Die nötigen Angaben für den Gabelbaum sind ebenfalls auf das Segel aufgedruckt (im Beispiel: Boom 185 +/-2). Nahezu alle Gabeln sind verstellbar, die kleinste und größte Länge sind angegeben (z.B. 150-200). Auf dem ausziehbaren Endstück sind ebenfalls die Schritte in Zentimetern aufgedruckt, so dass du von der für das Segel nötigen Länge die kleinste Stufe der Gabel abziehen musst, um die passende Einstellung für das Endstück herauszufinden.
Benutzt du einen Mast mit reduziertem Durchmesser (”Skinny”, bzw. RDM) benötigst du einen Adapter. Viele moderne Gabelbäume haben diesen bereits integriert. Benutzt du einen dickeren SDM-Mast, nimm den Adapter vor der Montage heraus.
Der Schnellverschluss ist meistens ebenfalls mit einem Tampen über eine Klemme einstellbar. Er sollte mit mittlerem Widerstand zu schließen sein, rohe Gewalt beim Zuklappen kann den Mast beschädigen. Bei zu wenig Spannung kann allerdings die Gabel auf dem Wasser verrutschen.
Der richtige Segeltrimm beim Windsurfen
Auch wenn die meisten Segel ihre Eigenheiten bezüglich Trimm haben, gilt doch: Die Hauptlast beim Trimmen liegt immer auf dem Vorliekspanner – viele Windsurfer trimmen hier zu wenig. Am Vorliekspanner darfst und musst du beherzt durchziehen, am besten nutzt du dazu einen Trapezhaken, einen Schraubenzieher oder eine Verlängerung als Trimmhilfe (siehe weiter unten).
Ein Indikator für den richtigen Trimm ist das sogenannte “Loose Leech” (zu dt.: “lockeres Achterliek”): Je stärker du am Vorliek spannst, desto mehr biegt sich auch der Mast, wodurch sich das Achterliek zwischen den oberen beiden Segellatten entspannt. Mit Ausnahme von Anfänger- und den sehr speziellen Freestylesegeln, die nahezu ohne Loose Leech aufgeriggt werden, sollten moderne Segel immer etwas sichtbares Loose Leech aufweisen. Viele Marken drucken Markierungspunkte ins Segel, bis zu diesen die entstehende sichtbare Falte im Monofilm laufen sollte. Durch das entspannte Achterliek kann das Segel im oberen Bereich twisten, das heißt, in starken Böen dreht sich das Segeltopp weg und lässt etwas Dampf ab – was sich positiv auf Handling und Kontrollierbarkeit auswirkt.
Deshalb gilt: Bei Leichtwind reicht ganz leichtes Loose Leech aus, das Achterliek steht dann straffer und das Segel hat etwas mehr Leistung. Bei viel Wind solltest du deinem Segel durch stärkeres Spannen am Vorliek auch mehr Loose Leech verpassen, um den für die Segelkontrolle nötigen Twist zu erlauben. An der Trimmschot spannst du stets nur moderat, um dem Segel den nötigen Bauch zu lassen.
Trimmfehler erkennen
Auch wenn man sich an Land alle Mühe gegeben hat, manchmal merkt man erst auf dem Wasser, dass der Trimm nicht passt.
Fall 1: Segel untertrimmt
Symptome eines untertrimmten Segels sind:
- Kontrollverlust in den Böen, erkennbar durchstark ansteigenden Zug auf der Segelhand, bedingt durch einen nach hinten wandernden Segeldruckpunkt
- Schweres Fahrgefühl: Das Segel zieht erkennbare Querfalten über dem Gabelbaum und staucht beim Surfen im Toppbereich
- Schlechte Rotation der Segellatten in Manövern
Neben dem sichtbaren Loose Leech ist ein guter Indikator auch die Segellatte unmittelbar über dem Gabelbaum: Steht diese deutlich über den Mast über, ist die Vorliekspannung zu gering.
Maßnahme: Ziehe am Vorliek schrittweise 1–2 cm durch und passe die Trimmschotspannung in gleichem Maße an.
Trimmunabhängige Gründe können sein, dass du einen zu kurzen und damit zu weichen Mast nutzt.
Fall 2: Segel übertrimmt
Symptome eines übertrimmten Segels sind:
- Geringe Fahrleistung bei wenig Wind
- Schlechte Fahrstabilität, d.h. das Segel wirkt zappelig und unruhig in den Händen, der richtige Anstellwinkel zum Wind ist nur schwer zu finden
Auch hier kann die Segellatte unmittelbar über dem Gabelbaum ein guter Indikator sein: Berührt diese den Mast überhaupt nicht, ist die Vorliekspannung zu hoch.
Maßnahme: Lasse an Vorliekspanner und Trimmschot jeweils 1–2 Zentimeter nach.
Trimmunabhängige Gründe können sein, dass du einen zu langen und damit zu harten Mast benutzt.
Dichtgeholt dürfen Segel den Gabelbaum auf der Leeseite fast berühren (siehe Bild). Wer sein Segel an der Trimmschot zu flach zieht, killt das Profil – das Segel wird leistungsschwach und liegt nervös in der Hand.
So bastelst du dir eine Trimmhilfe
Schwerstarbeit muss man manchmal beim Trimmen verrichten – vor allem für viele Jugendliche und Frauen sind die hohen Trimmkräfte am Vorliek oft ein echtes Problem. Ein kleiner Trick kann helfen, das Tampenende in eine perfekte Schlinge für eine Trimmhilfe zu verwandeln – und das sekundenschnell und ganz ohne Knoten. Wir zeigen die in der Bildergalerie Schritt für Schritt, wie es geht!
Alle Schritte zum Segelaufbau im Video
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