Das neue Olympiaboard iQFoil im Quick Check

Das neue Olympiaboard iQFoil im Quick CheckFoto: Marius Gugg
Das neue Olympiaboard iQFoil im Quick Check
Seit kurzem ist klar: Das iQFoil ersetzt das alte Olympiaboard RS:X bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris beziehungsweise Marseille. Fürs olympische Windsurfen ist der Wechsel wie ein Reset-Button, der die Klasse mit der Disziplin Foil-Racing neu beleben könnte, denn Profis aus dem Worldcup denken bereits laut über eine Kampagne für 2024 nach. Wir konnten das erste verfügbare iQFoil ausprobieren.

Der RS:X ist bald Geschichte – diese Entscheidung fiel auf der „Annual Conference“ von World Sailing Ende 2019. Bei den Spielen in Tokio im Sommer 2020 wird das Schwertbrett RS:X seinen letzten Auftritt auf der großen Bühne haben, bevor auch im olympischen Windsurfen das Foil-Zeitalter beginnt. Das iQFoil ist als Hybridkonzept konzipiert und soll mit Foil und Finne gleichermaßen einsetzbar sein. Spätestens an diesem Punkt werden auch Hobbyracer hellhörig. Taugt das Material­paket vielleicht sogar als Kombi für Durchschnittssurfer?

  Soll auch mit Finne funktionieren – das neue iQFoilFoto: Marius Gugg Soll auch mit Finne funktionieren – das neue iQFoil

An Land:

Zum Olympia-Package gehört ein Hybridboard von Starboard, das mit 220 x 95 Zentimetern und 195 Litern Volumen bezüglich der Abmessungen an ein Formulaboard erinnert. Hinzu kommen das Starboard Race Foil aus Vollcarbon, zwei Fuselages sowie eine Finne – 68 Zentimeter lang für Herren, 66 Zentimeter für Damen. Auffällig beim Brett sind die massiven Cutouts im Unterwasserschiff, die viel größer ausfallen als bei Formulaboards oder großen Slalombrettern üblich, und sich vor bis unter den Bereich der vorderen Schlaufe erstrecken. Die Leichtschlaufen werden direkt anhand der Fußgröße des Piloten passend angeschraubt.

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  Massive Cutouts im Unterwasserschiff des iQFoilFoto: Manuel Vogel Massive Cutouts im Unterwasserschiff des iQFoil  Zwei Schlaufenpositionen an Deck sollen die extremen Am- und Raumwindkurse ermöglichenFoto: Manuel Vogel Zwei Schlaufenpositionen an Deck sollen die extremen Am- und Raumwindkurse ermöglichen

Als Antrieb verwenden Frauen das Severne Hyperglide 8,0, Männer die Größe mit 9,0 qm. Das Hyperglide ist vom Hersteller Severne als Foilsegel konzipiert, das bedeutet: Ein weit ausgestelltes Unterliek bündelt viel Fläche im unteren Bereich, Achterliek und Segeltopp fallen schmaler aus als bei Racesegeln üblich. Das Profil wird von sieben Latten und vier Cambern stabilisiert, im Gegensatz zu Race­segeln fällt die Profilhärte jedoch spürbar weicher aus, damit das Segel schon bei Leichtwind viel Power entwickeln kann. Mast, Carbongabel, Verlängerung, Mastfuß und Bags gehören ebenfalls zum Paket dazu. 6829 bis 7999 Euro hören sich erst mal happig an, relativieren sich aber, wenn man die Einzelpreise der Komponenten mal aufaddiert.

Auf dem Wasser:

Wir haben das iQFoil bei Bedingungen zwischen neun und 15 Knoten Probe fahren können und waren überrascht, wie früh sich das ganze Set in die Luft bringen lässt. Das Rigg nimmt Pumpzüge hervorragend an und lädt sich früh auf. Das Hyperglide liegt in der Hand gefühlt leichter als andere Racesegel mit vier Cambern, trotzdem sollte man schon fit sein und Pumppower mitbringen, um dem Segel das volle Potenzial entlocken zu können. Das schlanke Foil produziert derweil kontrollierten Lift, das Abheben erfolgt bereits, bevor man richtig gleitet und ist sehr vorhersehbar. Die extrem weit außen liegende Schlaufenposition unterstreicht, dass man auf Fahrer/innen mit Race- beziehungsweise Formulaerfahrung setzt. Einmal in der Luft beschleunigt das Set beeindruckend, auch dann, wenn man Schaumkronen auf der Wasseroberfläche noch mit der Lupe suchen muss. Gemütliche Halbwindkurse sind nicht vorgesehen, weit außen stehend kantet man das Brett nahezu automatisch nach Luv an und zieht mit extremem Winkel in den Wind. Hat man sich an Deck erst mal verkeilt, läuft das iQFoil gutmütig, mit stabilem Flugverhalten und ohne Zicken. Böen setzt das Foil unmittelber in Speed um.

  Das iQFoil ist vor allem für extreme Am- und Downwindkurse entwickelt, weniger zum Cruisen auf HalbwindFoto: Marius Gugg Das iQFoil ist vor allem für extreme Am- und Downwindkurse entwickelt, weniger zum Cruisen auf Halbwind

Tauscht man Foil gegen Finne, wird deutlich, warum das Package „iQFoil“ und nicht „iQFormula“ genannt wurde: Das Angleiten erfolgt auf der durch Cutouts reduzierten Gleitfläche überaus verzögert und mit spürbarem Fahrwiderstand. Erst angepowert bei über 15 Knoten stellt sich so etwas wie ein freies Fahrgefühl ein, an den Fahrspaß eines sportlichen Formula- oder Slalombretts reicht der des iQFoil aber nie heran. Dass, laut Hersteller, bis 25 Knoten gefoilt und erst bei mehr Wind mit Finne gefahren werden soll, erscheint insofern einleuchtend, verdeutlicht aber auch, wie groß die sportliche Herausforderung sein dürfte – bei Olympia gibt es nur eine Segelgröße.

surf-Fazit:

Mit dem iQFoil wird Windsurfen sichtbar moderner repräsentiert als mit dem ausgemusterten RS:X. Das iQFoil kann man als extrem sportliches Regatta-Foilkonzept beschreiben, welches zur Not auch mit Finne fahrbar ist – weniger als echtes Hybridboard, das beides zu gleichen Teilen vereint. Hobbysurfer, die ein Zwitterkonzept zum Foilen und Windsurfen für Leichtwind suchen, sind mit großen Slalom- oder Freerideboards und konventionellen Segeln besser beraten, denn das iQFoil ist nicht zuletzt aufgrund seiner extremen Schlaufenpositionen zu 100 Prozent auf maximale Am- und Raumwindleistung ausgelegt. Wer hingegen schon im Deutschen Windsurf Cup an Foilrennen teilgenommen hat, wird sich auch auf dem iQFoil schnell wohl fühlen. Allez! Allez!

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