Vor zehn Jahren begann der Autor einer Reportage über Sailloft Hamburg damit, dass sich in der Loft im Hamburger Stadtteil Altona in den letzten zehn Jahren zuvor nicht allzu viel getan hat. Jetzt, wieder zehn Jahre später, könnte man dies wieder sagen. Außer, dass der Holzboden noch etwas abgewetzter erscheint, die Wandfarbe noch etwas verblichener ist und das alte Türschild, das auf Hurricane und Caniibal Custom-Made-Segel hinweist, immer noch an der Tür hängt. Aber ist die Zeit hier wirklich stehengeblieben? Mit Nichten! Olaf Hamelmann und Gerrit Maaß haben in den letzten 25 Jahren eine Erfolgsstory geschrieben, haben eine treue Family und Fangemeinde um sich gescharrt und haben ihr Feuer, ihre Leidenschaft fürs Segelmachen behalten – aber auch ihre Prinzipien nicht für Geld und große Träume über Bord geworfen.
Wie seid ihr beiden eigentlich zusammengekommen?
Olaf: Ich habe in den 80ern erst bei Easy Rider in der Segelmacherei in Hannover gearbeitet und dann relativ schnell festgestellt, dass Segelmachen mir mehr Spaß macht als mein Jura-Studium. Ich habe dann gemerkt, dass das, was die können, kann ich auch und habe 1989 selbst eine Werkstatt für Custom-Made-Segel aufgemacht.
Gerrit: Ich habe schon zur Schulzeit 1985 in Itzehoe in einer Segelmacherei gejobbt. Später war die Segelmacherei in Heide und ich bin täglich gependelt zwischen Zahnmedizin-Studium in Hamburg, Zuhause in Itzehoe und Heide zum Arbeiten. Das machte wenig Sinn. Außerdem wollte ich natürlich meine eigenen Designs umsetzen So habe ich dann eine Wohnung mit Werkstatt in Hamburg gesucht und meine eigene Bude aufgemacht. Das große Problem war damals, dass du schwer als kleiner Segelmacher an Material herankamst. So habe ich dann mal hier mal dort was eingekauft. Es gab hier oben mehrere Custom-Made-Segelmacher, aber mit denen hat das nie richtig funktioniert. Entweder habe ich Tuch eingekauft, an andere weitergegeben, und dann ewig aufs Geld dafür gewartet. Oder sie haben was eingekauft, ich hab’ bezahlt, aber die Lieferung ließ zu lange auf sich warten. Irgendwann hat mir ein Kunde den Tipp gegeben, dass es da einen Typen in Hannover gibt. Und mit Olaf hat das immer funktioniert, da konnte man sich drauf verlassen. Und wenn es nur um eine Rolle schwarzes Tape ging, das hat er auf dem Weg nach Heiligenhafen nachts noch schnell in meinen Briefkasten gesteckt.
Olaf: Wir hatten beide unsere Marken, Gerrit Caniibal und ich Hurricane, irgendwann haben wir dann mal bei einem Kasten Bier beschlossen, dass es Sinn machen könnte, wenn wir uns zusammen- tun. Da war von Sailloft Sails aber noch nicht die Rede. Wir wollten beide Marken beibehalten, weil wir unsere Kunden nicht verlieren wollten. 1996 haben wir dann hier die Sailloft Hamburg als gemeinsame Werkstatt eröffnet.
Gerrit: Zur Einweihung waren 200 Leute hier, die wir alle mit Flyern am Strand und über Freunde und Freunde von Freunden eingeladen haben. Da hatte ich irgendwann Angst, die Decke bricht hier ein.
Wie wurde dann aus Hurricane und Caniibal Sailloft?
Olaf: Nüchtern betrachtet stellten wir später fest, dass wir besser arbeiten können, wenn wir uns komplett zusammentun.
Gerrit: Über Freunde hatten wir Kontakt zu einer Marketing-Studentin. Sie hat uns geraten, alles unter einer Dachmarke zu führen. Seitdem verwenden wir den ursprünglichen Werkstattnamen Sailloft Hamburg auch für die Segel. Ein befreundeter Grafiker hat daraufhin aus beiden Logos eins gemacht. Hurricane und Caniibal lebten aber in den Segelnamen vorerst noch weiter. Das Curve, das es heute noch gibt, war eigentlich ein Caniibal Custom-Made-Segel.
Aber das waren noch keine Seriensegel?
Gerrit: Nein, die waren noch Custom Made. Wir haben so 200 Segel im Jahr gemacht, mussten aber feststellen, dass das immer komplizierter wurde – integrierte Mastprotektoren, Variotopps mit Schnallen, schraubbare Segelspanner. Das musste man zu der Zeit alles haben, aber das dauerte einfach viel zu lang.
Olaf: Wir merkten, dass wir das so auf Dauer nicht weitermachen konnten und überlegten, ob es sinnvoller ist, irgendwo in Asien zu produzieren. Allerdings waren das 1997/98 noch andere Zeiten. Internet gab es in dem SInne noch nicht. Wir hatten nur gehört, dass es in Sri Lanka einen Hersteller gab, der für andere Marken produziert.
Gerrit: Wir wussten nur, dass die Firma einem Deutschen gehört, und dessen Namen – mehr nicht. Ich habe mehr als drei Tage in Hamburg in der Handelskammer die Register durchforstet, das waren damals gebundene Bücher. Am Ende fand ich zwei Firmen, die vom Namen passen konnten – da stand aber nur eine Faxnummer. Die haben wir dann angeschrieben und tatsächlich erhielten wir einen Anruf aus Sri Lanka.
Gerrit: Im November 1999 sind wir tatsächlich mit Schablonen für unsere Seriensegel nach Sri Lanka geflogen. Bis wir die alle fertig hatten, konnten wir natürlich keine Segel für Kunden bauen. Freunde haben uns in dieser Zeit mit Geld unterstützt, damit wir die Miete zahlen konnten. Nach dem ersten Tag in der Produktion haben wir uns im Hotelzimmer furchtbar betrunken, weil wir dachten, die bekommen das nicht hin. Und das ganze Projekt stirbt, bevor es angefangen hat. Im Vergleich zu dem, was dort produziert wurde, waren unsere Segelschnitte damals schon recht kompliziert.
In einer älteren Story hier im Magazin stand, dass eure erste Bestellung 60 Segel umfasste.
Olaf: Ja, zwei verschiedene Segellinien in je drei Größen und in zwei Farben (lacht). Der Firmenbesitzer sagte damals zu uns, „Segel machen macht erst vierstellig Spaß – aber ich mach euch die Segel.“
Gerrit: Es kam dann auch die Frage auf, was passiert, wenn wir nicht zahlen könnten? Er sagte: „Dann überschwemme ich den Weltmarkt mit euren 60 Segeln.“ So sind sie, die Factory-Besitzer.
Trotzdem hat er eure kleine Stückzahl gemacht – warum?
Olaf: Wir waren sehr gut vorbereitet in die Produktion gekommen, hatten Mustersegel dabei und die kompletten Schablonen. Das kannten die so nicht und waren beeindruckt. Andere kamen dort einfach mit einem Bild an und sagten, mach mal. Unsere Segeldesigns waren vergleichsweise kompliziert. Eine der Näherinnen, die noch bis heute dort arbeitet, hat erst mal geweint, als sie das dann nähen sollte, weil sie Angst hatte was falsch zu machen. Aber wir konnten ihnen eben auch zeigen, dass und wie es funktioniert. Letztendlich sind wir in den nächsten Jahren sehr oft in der Fabrik gewesen. Haben einerseits die Arbeiter geschult, aber auch unsere Segelkonstruktion überdacht und produktionsgerechter gemacht.
Hattet ihr damals schon den Plan, einmal vierstellig zu werden?
Olaf: Nein, den Masterplan hatten wir nie. Eigentlich war die Idee, das parallel zu den Custom-Segeln zu machen – im ersten Jahr haben wir tatsächlich eine Nachbestellung von 30 Stück gemacht.
Gerrit: Es war ja auch schwierig – vorher hatten wir unseren Kunden vorgebetet, Seriensegel sind schlecht verarbeitet und jetzt machten wir selber welche. Da haben einige Kunden jede Naht akribisch angeschaut, ob sie irgendwo einen Unterschied zu unserer Custom-Konstruktion finden.
Aber irgendwann war es vorbei mit den Custom-Segeln.
Gerrit: Im zweiten Jahr waren es dann 180 Segel, im dritten 360, im vierten 540 und nach zehn Jahren hatten wir die 1000 Segel im Jahr erreicht.
Thema Expansion – ihr macht weiterhin alles alleine, Segeldesigns, Produktionsüberwachung, Vertrieb bis hin zum Verschicken der Segel. Wäre da nicht Unterstützung hilfreich?
Olaf: Klar, aber das ist ein Rechenexempel. Wenn ich einen dritten Mann zum Beispiel für den Außendienst einstellen würde, dann müssten wir eigentlich doppelt so viele Segel verkaufen, damit der sich rechnet. Damit verdient zwar die Produktion in Sri Lanka mehr Geld, aber wir selber verdienen keinen Cent mehr.
Gerrit: Wir haben das immer versucht, aber es ist sehr langwierig, ein größeres Vertriebsnetz im Ausland aufzubauen. Wenn es schnell gehen soll müssten wir selber überall hinfahren – dazu haben wir aber gar nicht die Zeit. So sind alle ausländischen Vertriebe, die wir haben, auf uns zugekommen. Hat länger gedauert, aber wir verkaufen jetzt auch europaweit und drüber hinaus.
Trotz allem seid ihr weiter gewachsen, habt mittlerweile eine durchgehende Segelpalette bis hin zum Racesegel. Rechnet sich ein reines Rennsegel?
Olaf: Nein, wirtschaftlich definitiv nicht. 2013 haben wir angefangen, ein Racesegel zu entwickeln, weil wir dachten, wenn wir damit erfolgreich sind, dann strahlt das Image auf unsere Freeridesegel ab. „Win on sunday, sell on monday!“
Gerrit: Mit unseren Wavesegeln hatten wir ein junges Image, aber wir erreichten damit die Freerider nicht. Die Racesegel kamen 2015 auf den Markt und waren gleich sehr erfolgreich. Karin Jaggi ist damit den Speed-Weltrekord gefahren und Patrik Diethelm die zweitschnellste jemals gefahrene Zeit in Lüderitz. Auch bei den nationalen Regatten waren wir gut dabei. Aber das hat absolut nichts beim Verkauf der Freeridesegel gebracht. In dem Bereich schauen die Leute wohl sehr viel stärker auf den surf-Test oder probieren die Segel beim Festival oder anderen Testveranstaltungen aus.
In der Zeit habt ihr auch ein relativ großes Team aufgebaut.
Olaf: Wir dachten, damit könnten wir etwas erreichen. Wir hatten Tonky Frans, Adam Sims, Karin Jaggi, Patrik Diethelm und einige andere Fahrer unter Vertrag. Das hat uns im Jahr 40-50.000 Euro gekostet. Wir merkten aber schnell, dass die Verkaufszahlen nicht entsprechend steigen und haben es wieder runtergefahren – deshalb gibt es uns heute noch. Auf Dauer hätten wir diesen Kosten-apparat nicht überlebt.
Gerrit: Um das Image der Teamfahrer richtig für uns zu nutzen, hätten wir das Ganze noch mit fetten Marketingmaßnahmen pushen müssen. Das können die großen Hersteller machen oder die, bei denen genug Geld von Zuhause vorhanden ist, aber das können wir nicht leisten.
Olaf: Im Prinzip haben wir auch so schon auf jedes produzierte Slalomsegel 100 Euro draufgeklebt.
Trotzdem sieht man auch heute viele von euch gesponserte, beziehungsweise unterstützte Fahrer und Fahrerinnen. Wer war euer erster Teamfahrer?
Olaf: Das war eine lustige Geschichte. Eigentlich wollten wir Jojo Walther sponsern, aber der sagte dann zu uns: „Ihr müsst nicht mich sponsern, sondern Matze.“ Welchen Matze, haben wir gefragt. „Na der bei euch arbeitet! Der springt viel bessere Frontloops als ich.“ Das war Matze Bade, der damals bei uns jobbte. Und wir wussten gar nicht, dass der so gut surft. Und so wurde er unser erster Teamfahrer und gehört immer noch zur Familie und ist zum Freund geworden – Jojo übrigens auch.
Gerrit: Wir haben, bis auf wenige Ausnahmen wie Tonky, nie schriftliche Verträge mit unseren Fahrern gemacht. Matze war als junger Typ aber mal neidisch, dass ein anderer Fahrer einen schriftlichen Vertrag bekam und wollte auch einen. Da hab ich ihn dann gefragt, was ich in seinen reinschreiben soll? 1. Matze gehört zur Familie! 2. Wenn Matze die Familie verlässt, lasse ich ihm die Beine brechen! Damit war Matze zufrieden. Familie ist besser als Vertrag. Und ich sollte wahrscheinlich nicht so viele Mafiafilme gucken.
Eure „Familie“ hält schon ziemlich lange zusammen und ist sehr aktiv.
Gerrit: Viele sind schon lange dabei und sind sehr aktiv. Leute wie Florian Söhnchen oder Matthias Genkel oder Steffi Wahl, die kümmern sich darum, dass sie auch gute Stories fürs Magazin produzieren, mit guten Fotos. Dadurch sind wir dort auch immer präsent. Auch Adam Sims schafft es als Engländer so ins deutsche Magazin.
Olaf: Das ist für uns Gold wert. Das ist viel wichtiger als irgendwelche Ranglisten.
Gerrit: Natürlich freuen wir uns auch über gute Ergebnisse in den Regatten, klar! Aber es ist immer schwer einzuschätzen, was es gerade für die aktuellen Verkaufszahlen bringt.
Es gab aber auch immer mal wieder Ansätze, dass ihr mit oder für große Firmen arbeitet und entwickelt.
Gerrit: Ohne da jetzt ins Detail gehen zu wollen. Aber man kann vielleicht sagen, dass alle Großprojekte grandios gescheitert sind. Und das ist wahrscheinlich gut so. Es hat immer funktioniert, wenn wir unser eigenes Ding durchgezogen haben. Das haben wir in den letzten Jahren gelernt.
Olaf: Diese ganzen Dinge, von denen wir uns viel versprochen hatten, haben uns eigentlich immer bei unseren eigenen Projekten nach hinten geworfen, weil es wahnsinnig viel Zeit und Geld gekostet hat. Fazit: Großprojekte lassen und auf das eigene Zeug konzentrieren.
Sailloft feierte 2021 das 25ste Jubiläum. Ihr beiden hattet also praktisch Silberhochzeit. Wie funktioniert die Ehe?
Olaf: Gut, wir sind ja immer noch zusammen. Sonst würde das Ganze auch nicht funktionieren. Wenn wir beide nicht gut zusammenarbeiten könnten, dann würde hier nichts laufen. So haben wir die Segellinien ein bisschen untereinander aufgeteilt. Ich kümmere mich derzeit vor allem um das Quad und Air. Bei den Slalomsegeln war ich dagegen weniger beteiligt.
Gerrit: Das ist ja das Gute bei uns. Bei den großen Herstellern gibt es meist einen Chefentwickler und der hat einen Assistenten. Die beiden sind aber nie auf Augenhöhe, damit der Assi nicht zu viel weiß und irgendwann am Stuhl vom Boss sägen kann. Das ist bei uns komplett anders. Wir sind beide als Segelmacher komplett gleichwertig in unserer Firma. Das ist in dem Moment extrem hilfreich, wenn du dir bei einem bestimmten Problem am Segel den Kopf kratzt und erst mal nicht weiter weißt. Dann hast du jemanden, der dir sagt, hast du dies oder das schon mal probiert? So findet man gemeinsam schnell eine gute Lösung. Das spart unnötige Prototypen.
Wir müssen heute bei einem neuen Segel auch nicht über grundsätzliche Dinge, wie Mastkurve usw. diskutieren. Unsere grundlegende Ausrichtung haben wir ja bereits gemeinsam noch zu unseren Custom-Made-Zeiten entwickelt.
Aber gibt es bei geschäftlichen Entscheidungen unterschiedliche Meinungen?
Olaf: Immer. Da gibt es grundsätzlich unterschiedliche Meinungen, aber die diskutieren wir dann, wägen das Für und Wider gegeneinander ab und treffen dann eine gemeinsame Entscheidung.
Gerrit: Aber wir haben uns noch nie angeschrien oder so, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Die Leute meinen häufig, dass wir immer bei allem übereinstimmen, aber das ist überhaupt nicht so. Aber dann wird über alles gesprochen und man findet eine Lösung, mit der beide klarkommen.
Eure Segeldesigns und Farben haben einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Böse Zungen fragen sich, wann euch der orange Segelstoff ausgeht?
Olaf: Nie (lacht). Wir haben uns ja schon schwergetan mit der Kombination orange/weiß. Viele Leute sagen, das wäre unsere Kombination. Aber eigentlich ist und bleibt es orange.
Gerrit: Wir machen unsere Designs meistens auch selber. Wir hatten schon mal Designer, deren Segel sahen toll aus, aber ließen sich nicht produzieren. Da gab es etwas Knatsch und man sagte uns: Eure Segel sehen aus, als seien sie mit der Nähmaschine designt. Ich war erst todunglücklich über den Spruch. Aber über Nacht fiel mir dann ein, ja, genau das ist es, was unsere Segel auszeichnet. Die sind nämlich zusammengenäht und es ist nicht einfach nur ein wildes Design draufgeprintet. Das sieht man bei unseren Segeln halt, aber das ist auch keine Schande, sondern eher ein Qualitätsmerkmal.
Abgesehen von den Designs, wer testet und entscheidet bei euch über die Fahreigenschaften eines Segels?
Olaf: Wir haben natürlich Fahrer, von denen wir unser Feedback bekommen. Aber wir verlassen uns auch nicht nur auf die. Wir sammeln auch viele Meinungen von unseren ganz normalen Kunden ein. Die werden zu unseren Testern, ohne es zu wissen. Unsere Teamfahrer können alle extrem gut fahren und kommen vielleicht mit Segeln klar, die ein normaler Surfer in Wulfen nicht fahren kann. Deshalb hören wir uns immer beide Seiten an.
Gerrit: Einem Slalom-Teamrider muss ich nicht unser No-Cam-Free-ridesegel Cross zum Testen geben. Da kommt es auf ganz andere Dinge an als beim Racesegel. Das Cross muss früh angeleiten, es muss fehlerverzeihend sein, das muss auch mal unterschiedliche Masten vertragen, einfach zu trimmen sein und auch noch halten, wenn einer mal beim Schleudersturz da reinkracht.
Ein gutes Beispiel ist euer Traction, denke ich. Es entstand durch einen Designwettbewerb, den wir 2006 im surf Magazin ausgerufen hatten.
Gerrit: Das stimmt. Ihr wolltet damals ein 7,5er-Segel haben, das gleitet wie ein 9er. Die meisten anderen Hersteller nahmen das nicht ernst und haben gar nicht mitgemacht. Wir haben gleich drei verschiedene Segel gemacht mit unterschiedlichen Konzepten. Heraus kam dann das Traction, das ihr neben anderen im Magazin getestet habt. Am Ende stand da, dass wir die Segel schon in Serie produzieren und liefern können. Am nächsten Tag stand hier das Telefon nicht mehr still. Das Segel 7,5er Traction ist bis heute das meistverkaufte in einer einzelnen Größe in einer Saison – es hat uns mehr Akzeptanz bei Freeridesegeln gebracht als die ganze Racesegel-Geschichte.
Wenn man euch zuhört, wird Sailloft auch in Zukunft eine Two-Men-Show bleiben. Das heißt Gerrit und Olaf machen alles. Macht das immer noch Spaß?
Olaf: Wenn mir das keinen Spaß mehr machen würde und mir alles auf die Nerven gehen würde, dann würde ich sicherlich nicht sonntags hier herkommen, um noch das ein oder andere zu machen.
Gerrit: Bei der Entwicklung der Slalomsegel habe ich die nachts vorm Einschlafen teilweise fünf Mal im Kopf auseinandergenommen und wieder zusammengebaut. Da sind mir dann Detaillösungen eingefallen, die ich dann schnell auf einen Zettel schreiben musste, bevor ich wieder einschlief. Da ist man schon rund um die Uhr dabei. Das ist kein Nine-to-five-Job.
Olaf: Das ist unsere Firma, unser Baby, das wächst immer noch, wenn auch langsam. Es gibt noch immer Möglichkeiten.
Gerrit: Es ist noch lange nicht alles getan. Es fehlt noch was wie Kinder- und Jugendsegel und es wird bestimmt bald ein Foilsegel kommen. Aber alles so, wie wir es schaffen. Sailloft-like!
Dieses Interview erschien erstmals in surf 6/2021