Freemovesegel 20237 Freemovesegel im großen Vergleich

Surf Testteam

 · 06.06.2023

Getestet haben wir das RRD Move (im Foto) und sechs weitere Modelle auf Tobago – und zusätzlich auf Nord- und Ostsee.
Foto: Stephan Gölnitz
Bei Freemovesegeln versprechen die Hersteller das Blaue vom Himmel. Egal, ob als Manöversegel für Starkwind, die Ostseebrandung, erste Sprünge und Freestylemanöver: Segel dieser Gruppe sollen alles mitmachen. Wir haben getestet, welches der sieben Modelle den Ansprüchen gerecht wird.

In diesem Artikel:

Diese Segel sind im Test dabei:

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Marktschreier hätten an den Freemovesegeln dieser Gruppe ihre wahre Freude: Da wird zu einer großen Portion Gleitpower noch eine Ladung Manöverhandling dazugepackt– und es gibt (ja, muss ich denn bekloppt sein?) zum Schluss noch ein Häppchen Freestyle- und Wavepotenzial obendrauf!

Ob mehr auch immer besser ist, steht auf einem anderen Blatt. Fest steht: Wer seinen Schwerpunkt für sich eindeutig auf Wave, Freeride oder Freestyle legt, fährt mit einem speziellen Segel der entsprechenden Kategorie immer besser. Wer sich dagegen nicht festlegen möchte, oder sich – die persönlichen Präferenzen mal außen vor – im Urlaub eben an die Revierbedingungen anpassen muss und ein Segel für Flachwasser, Bump & Jump und gelegentliche Brandungsausflüge sucht, der erhält in dieser Segelgruppe tatsächlich die ideale Kombination aus Handling, Kontrolle und Gleitleistung. Und weil Freemovesegel unterm Strich easy aufzuriggen sind, und sich die Trimmkräfte in Grenzen halten, finden auch Neueinsteiger in dieser Segelgruppe genau das Richtige. Bei welcher Marke ihr das beste Gesamtpaket bekommt, verraten wir euch im folgenden Testbericht.

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Freemovesegel sind die preiswertere Alternative zu Wavesegeln – und dabei die besseren Allrounder.” Manuel Vogel, surf-Redakteur

Masten - 430 oder 400?

Freemovesegel sind im Vergleich zu Wavesegeln meist deutlich günstiger, was in erster Linie an der etwas abgespeckten Ausstattung liegt. Dazu passend haben wir für die Gruppe nur „günstigere“ Masten mit bis zu 80 Prozent Carbongehalt akzeptiert. In der Größe um die 5,5 Quadratmeter findet oft der Wechsel vom 400er zum 430er Mast statt. Wichtig kann diese Information vor allem für die Zusammenstellung der eigenen Palette sein – unter Umständen lässt sich dann eine Mastlänge einsparen.

Goya, NeilPryde und Sailloft sind auf einem 400er RDM-Mast empfohlen und getestet. Das Goya Nexus B verfügt über ein Variotopp, Sailloft Curve und NeilPryde Fusion sind aber aufgrund der Vorlieklänge von knapp über 430 Zentimetern auch auf einem 430er Mast denkbar. GA Sails, Severne, RRD und GunSails werden auf dem 430er empfohlen.

Wenn das 5,5er das größte oder kleinste Segel der eigenen Range ist, lässt sich manchmal eine Mastlänge komplett einsparen.” Fabian Grundmann, surf-Tester

Bietet ein Segel beide Länge als Option, gilt: Mit dem kurzen (und dadurch weicheren) 400er Mast wird das Segel gedämpfter und zieht bei Leichtwind meist spürbar mehr Profil – zum Angleiten und in den Händen leichter Surfer (<70 Kilo) kann dies ein Vorteil sein. Umgekehrt macht ein langer und damit automatisch härterer 430er Mast die Abstimmung straffer. Das kann Vorteile bei der Druckpunktstabilität mit sich bringen, vor allem, wenn schwere Brocken (>90 Kilo) an der Gabel ziehen.

Trimm & Tuning

Damit das Segel auf dem Wasser einen größtmöglichen Einsatzbereich abdecken kann, ist nach wie vor der Vorliektrimm entscheidend. Aufgedruckte Trimmmarkierungen wie bei Goya, GunSails, RRD oder NeilPryde helfen auch weniger erfahrenen Windsurfern, die richtige Spannung am Vorliek anzulegen. Sind keine Markierungen aufgedruckt, ist die grobe Faustregel „Deutlich sichtbares Loose Leech zwischen den oberen beiden Segellatten“ ein guter Anhaltspunkt. Stark unterschiedlich fällt der Gabelbaumtrimm der Testmodelle aus: Während GunSails Torro, Severne Gator und das recht flache RRD Move mit sehr moderatem Zug an der Trimmschot auskommen, darf man beim GA Hybrid, dem NeilPryde Fusion und vor allem dem Goya Nexus B bei starkem Wind schon mal beherzt flachziehen, da diese Modelle dichtgeholt viel Bauch ausbilden.

Ausstattung und die wichtigsten Details

Viele Segel können mit durchaus gelungenen Features und Details aufwarten. Im Vergleich zu reinen Wavesegeln wird bei Freemove-Konzepten weniger Gittermaterial verwendet – und auch die Dimensionierung des Monofilms ist oft leicht reduziert. Ausnahmen sind die Unterliekbereiche, diese sind bei allen Modellen ausreichend geschützt. Unterm Strich fällt aber kein Modell mit zu spartanischer Ausstattung aus dem Rahmen. Das Sailloft Curve wirkt sogar überdurchschnittlich solide, aufgrund des großflächig eingesetzten Gittermaterials kann man es, ohne mit der Wimper zu zucken, in die Nordseebrandung entführen. Das Goya-Modell gibt‘s auf Wunsch auch noch in einer rund 90 Euro günstigeren Variante mit klarem Monofilm – nach Aussage des Herstellers hat dieser naturgemäß eine etwas geringe UV-Stabilität.

GA Sails zeigt seit Jahren, wie ein guter Protektor aussehen sollte – lang genug, gut gepolstert und mit gut zugänglicher Tasche.
Foto: Stephan Gölnitz

Die surf-Typenempfehlung

Nur die Noten zusammenzuzählen – diese Methode ist zum Finden des persönlichen Testsiegers ziemlich ungeeignet. Stattdessen solltest du schauen, welche Kriterien für deine Ansprüche überhaupt relevant sind. Und welche du umgekehrt hintenanstellen kannst. Mit unserer folgenden Typen-Beratung wollen wir dir helfen, die Testgruppe auf einige Modelle einzudampfen – innerhalb derer du dann nichts verkehrt machst und auf Basis des persönlichen Geschmacks, des Looks und nicht zuletzt des Kaufpreises dein perfektes Segel finden kannst.

Sail Guide Freemovesegel

Typ: Aufsteiger ins Gleitsurfen

Wer das Gleiten und Schlaufensurfen gerade erst übt, ist in dieser Segelgruppe goldrichtig, denn alle Segel haben ein mehr als akzeptables Handling, keine Camber (Profilspangen am Mast) und sind im Schnitt recht unkompliziert aufzuriggen und zu surfen. Folgende Aspekte solltest du bei deiner Suche besonders beachten:

  • Gleiteigenschaften Hier bewerten wir, wie gut ein Segel auch bei passiver Fahrweise ohne Pumpen und in einem mittleren Trimm angleitet. Segel, die ein tiefes Profil und einen etwas weiter hinten liegenden Druckpunkt besitzen, machen es technisch weniger geübten Piloten in der Regel einfacher, anzugleiten. Konzepte, die hingegen ein flaches Profil aufweisen und eine aktive Fahrweise erfordern, bekommen hier Abzüge.
  • Fahrstabilität Der Begriff „Fahrstabilität“ beschreibt, wie gut sich der Anströmwinkel zum Wind finden und im Gleiten beibehalten lässt. Liegt ein Segel stabil in den Händen, ohne dass Korrekturen an der Segelstellung nötig sind, ist das ideal, weil es weniger geübten Surfern erleichtert wird, einen guten Topspeed zu erreichen und in Windlöchern gut durchzugleiten.
  • Handling in Manövern Jeder Tester behält während unserer Testrunden sein Board, getauscht werden nur die Segel. Auf diese Weise spürt man auch Unterschiede beim Handling sofort. Wer beim Manöverhandling überzeugen möchte, sollte in Manövern wie Powerhalsen, Duckjibes, Carving-360s und anderen Classic-Manövern leicht in der Hand liegen, schnell rotieren und eine gute Lattenrotation aufweisen. Segel, die ein geringes Eigengewicht mit kurzen Gabelbaummaßen, flachem Profil und weiter vorne angesiedeltem Druckpunkt vereinen, schneiden hier meist am besten ab.

Wenn du dich dem Typ „Aufsteiger“ zuordnest, sollten folgende Modelle in deine engere Auswahl (alphabetische Sortierung) kommen: GA Sails Hybrid, Goya Nexus B, GunSails Torro, NeilPryde Fusion, RRD Move, Sailloft Curve.

Typ: Sportlicher Freerider

Wer schon sicher gleitet und auf flotten Freeride- oder Freeraceboards mit Singlefin und einem 4-Schlaufen-Setup gerne Vollgas gibt, gehört zum Typ „Sportlicher Freerider“. Hier geht‘s um kleine Speedduelle mit den Kumpels, weniger um Manöverspielereien und Sprünge. Ideal sind dann Segel, die gute Fahrstabilität mit einem hohen Speedpotenzial verbinden. Achte daher, neben dem bereits erklärten Aspekt Fahrstabilität, auf folgende Kriterien:

  • Speed mittlerer Windbereich Segel, die sich nach dem Überschreiten der Gleitschwelle spürbar aufladen, erleichtern es, mit einem konstanten Grundzug auf der Segelhand, Druck auf die Finne auszuüben und in Böen noch mal zu beschleunigen. Segel mit dieser Power-Charakteristik gleiten oft auch in Windlöchern spürbar besser durch. Mit Körperspannung kannst du dann dein Freerideboard voll über die Finne fliegen lassen und somit einen hohen Topspeed erreichen. Manöverorientierte Modelle mit weiter vorne liegendem Druckpunkt werden voll angepowert zwar oft ähnlich schnell, in Windlöchern und auf der Kreuz kann man den Druck auf der Finne und damit das freie Gleiten des Boards aber nicht so lange aufrechterhalten – man verliert dann an Boden.
  • Kontrolle Auf dem Wasser geht es meist darum, einen Trimm zu finden, der ein passables Maß an Gleitleistung garantiert und trotzdem in Böen keine Druckpunktwanderungen erlaubt. Segel, die hier einen großen Windbereich abdecken, sind klar im Vorteil, lästiges Umtrimmen ist dann nicht so oft nötig. Genau diesen mittleren Trimm versuchen wir beim Testen herauszukitzeln.

Wenn du dich also dem Typ „Sportlicher Freerider“ zuordnest, lautet deine Hitliste (alphabetische Sortierung): GA Sails Hybrid, Goya Nexus B, GunSails Torro, NeilPryde Fusion, Sailloft Curve, Severne Gator.

Typ: Manöversurfer

Wer vor allem an Manövern wie Duck- und Backwind Jibes, Carving-360s oder klassischen Freestyle-Tricks wie Vulcan oder Spinloop seinen Spaß hat, ist in dieser Gruppe goldrichtig. Einige Modelle ergänzen sich perfekt mit manöverorientierten Brettern der Kategorien Freemove- und Freestyle-Wave. Wenn du dich hier angesprochen fühlst, dann passen zu deinen Ansprüchen diejenigen Segel am besten, die ein gutes Manöverhandling besitzen – also leicht und agil in der Hand liegen, flink rotieren und die ein geringes Eigengewicht haben. Oft gehören die spielerischsten Modelle nicht zu den kraftvollsten und schnellsten Vertretern – was man in diesem Fall verschmerzen kann. Die vermeintlichen Speedvorteile der flottesten Segel dieser Gruppe lassen sich ohnehin nur auf sportlichen Freerideboards mit Singlefin umsetzen.

Die folgende Vorauswahl von Segeln vereint ein sehr gutes Handling, mit trotzdem ordentlichen Fahrleistungen (alphabetische Sortierung): GA Sails Hybrid, Gun-Sails Torro, RRD Move, Sailloft Curve, Severne Gator.

Typ: Brandungssurfer

Wann immer möglich, tobst du dich auch in der Brandung oder in der Dünungswelle aus? Dementsprechend setzt du auf Multifin-Boards der Kategorien Wave, Freestyle-Wave oder Freemove? Von deinem Segel erwartest du, dass es sich in Manövern leicht anfühlt, sanft rotiert und beim Wellenabreiten spielerisch in der Hand liegt? Dann eignen sich Segel, die eine etwas kürzere Gabel und einen weiter vorne liegenden Druckpunkt haben. Wichtig ist auch, dass die Segel entsprechend verarbeitet und verstärkt sind, denn großflächige Monofilmbahnen und dünne Materialstärken sind in der Brandung weniger ideal. An dieser Stelle sei der Test Wavesegel in surf 1-2 2023 erwähnt, hier gibt‘s sicher zahlreiche passende Modelle in der Größe 5,4 bis 5,7 Quadratmeter. Wenn du dein Segel oft im Flachwasser einsetzen willst, findest du aber auch in der hier getesteten Freemove-Kategorie passende Vertreter mit gutem Handling und robuster Ausstattung. Es sind (alphabetisch): RRD Move, Sailloft Curve, Severne Gator.

Wenn du dich einem der beschriebenen Surfertypen zuordnen konntest, kannst du die finale Auswahl anhand der Einzelbeschreibungen und Noten vornehmen, auf diese Weise solltest du deinen persönlichen Testsieger finden und Fehlkäufe vermeiden können.


Stärken und Schwächen der Testsegel im Überblick

Beim Testen behält jeder Tester sein Board, getauscht werden nur die Segel. Auf diese Weise werden Stärken und Schwächen deutlich, die wir immer auch in einer Bewertungsskala darstellen.

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Foto: surf-Testabteilung

Alle Freemovesegel 2023 in der Einzelbewertung

Hier kommt ihr zu den detaillierten Test-Ergebnissen aller Wavesegel:


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